Air France-KLM schreibt Alitalia ab

Wertberichtigung drückt Gewinn im dritten Quartal - CEO de Juniac stellt den Italienern Bedingungen

Air France-KLM schreibt Alitalia ab

Air France-KLM hat ihre Beteiligung an Alitalia komplett abgeschrieben und auch deshalb die Erwartungen im dritten Quartal verfehlt. Damit wird die Beteiligung des größten Aktionärs an einer Kapitalerhöhung bei den Italienern immer unwahrscheinlicher, die Bedingungen dafür immer umfangreicher.wü Paris – Air France-KLM erhöht den Druck auf die ums Überleben kämpfende italienische Airline Alitalia. Nachdem die französisch-niederländische Fluggesellschaft am Donnerstag mitteilte, den Wert ihrer Beteiligung an Alitalia komplett abgeschrieben zu haben, erscheint es immer zweifelhafter, dass sich der Konzern an der geplanten Kapitalerhöhung über 300 Mill. Euro bei den Italienern beteiligen wird. In diesem Fall würde sich die Beteiligung von Air France-KLM an Alitalia von derzeit 25 % auf 10 % verringern.”Wir haben immer gesagt, dass wir ein loyaler Partner sind”, erklärte Air-France-KLM-Chef Alexandre de Juniac. “Wir werden Alitalia helfen, wenn sehr strenge industrielle, finanzielle und soziale Bedingungen erfüllt sind.” So müsse Alitalia das Kurz- und Mittelstreckengeschäft verringern und das Langstreckengeschäft stabilisieren. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt würden, werde sich Air France-KLM an der Kapitalerhöhung beteiligen. Denn die Fluggesellschaft kämpft selbst mit finanziellen Schwierigkeiten und musste gerade erst ihr Restrukturierungsprogramm verschärfen.”Wir sind nicht dafür da, Geld in ein Unternehmen zu stecken, das langfristig nicht durchhalten kann”, sagte de Juniac. Alitalia benötige einen eindeutigen Plan, der das Überleben langfristig sichere. Das sei keine Bestrafung für die Italiener, sondern auch in deren Interesse.De Juniac äußerte sich enttäuscht und frustriert darüber, dass Air France-KLM als größter Aktionär Alitalias nicht stärker an den Gesprächen über den Rettungsplan beteiligt wurde. Finanzchef Philippe Calavia, der sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet, hatte sich darüber nach Informationen der italienischen Presse bereits in einem Brief beschwert. So beklagte er, dass Air France-KLM keinerlei schriftliche Informationen über die mit dem Rettungsplan verbundenen Projekte erhalten habe.Nach Ansicht von Branchenbeobachtern pokert Air France-KLM, um Alitalia so günstig wie möglich übernehmen zu können. Allerdings befindet sich die Airline selbst in einer finanziellen Schieflage und muss deshalb ihre Restrukturierungen ausweiten. Im dritten Quartal konnte die Fluggesellschaft, die im Kurz- und Mittelstreckengeschäft unter der verstärkten Konkurrenz von Low-CostAirlines leidet, zwar ihr operatives Ergebnis von 491 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 643 Mill. Euro steigern. Doch der Nettogewinn brach angesichts der Abschreibung für die Alitalia-Beteiligung in Höhe von 119 Mill. Euro und Restrukturierungskosten um 51,4 % auf 144 Mill. Euro ein und verfehlte damit die Erwartungen. So hatten Analysten im Schnitt mit 301 Mill. Euro gerechnet.Der Umsatz blieb mit einem Plus von 0,4 % auf 7,2 Mrd. Euro nahezu stabil. Air France-KLM bekräftigte dennoch die Prognose für das operative Ergebnis im Gesamtjahr, das ähnlich wie im ersten Halbjahr verbessert werden soll, also um rund 239 Mill. Euro. Dagegen verschob die Airline ihr Ziel, die Verschuldung bis 2015 um 2 Mrd. Euro zu verringern, um ein Jahr nach hinten.