Air France-KLM setzt auf China

Vorsprung gegenüber Lufthansa und British Airways ausgebaut - Neun Ziele in der Volksrepublik

Air France-KLM setzt auf China

Die niederländisch-französische Fluggesellschaft setzt beimLangstreckennetz auf das Reich der Mitte und baut mit einer neuen Verbindung ihren Vorsprung gegenüber ihreneuropäischen Konkurrenten aus. Konzernchef Spinetta forderte anlässlich der Eröffnung die EU auf, die CO2-Steuer zu überarbeiten. Sonst könnten die europäischen Airlines leiden – und die Fluggesellschaften einenweiteren Vorteil erhalten.wü Paris – Mit der obligatorischen Dusche der Boeing 777 durch die Flughafenfeuerwehr, Drachentänzen und zahlreichen Ansprachen von offiziellen Vertretern hat Air France-KLM die Eröffnung der neuen Verbindung von Paris nach Wuhan gefeiert. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft hat mit der neuen Strecke den Vorsprung gegenüber europäischen Konkurrenten wie Lufthansa und British Airways ein Stück weiter ausgebaut. Insgesamt bietet Air France-KLM nun 92 Flüge wöchentlich zu 9 chinesischen Zielen (Peking, Schanghai, Hangzhou, Taipeh, Xiamen, Hongkong, Kanton, Chengdu und Wuhan) an. Zählt man die Verbindungen der Partner-Airlines China Southern und China Eastern mit dazu, sind es sogar 135 Flüge pro Woche. 1967 fing es an”Air France-KLM war die erste europäische Fluggesellschaft, die 1967 nach China geflogen ist”, sagt Konzernchef Jean-Cyril Spinetta stolz. “Lufthansa hat inzwischen die Verbindung nach Kanton aufgegeben und hat nun nur noch 5 Ziele im Angebot, während British Airways zwar in Hongkong sehr präsent ist, aber ansonsten nur Verbindungen nach Peking und Schanghai anbietet.” Aber Kanton sei als Ziel nicht sehr einfach, gibt Spinetta zu. Die Verbindung nach Wuhan, einer modernen Stadt mit 9 Millionen Einwohnern im Zentrum Chinas, dürfte ebenfalls nicht ganz einfach werden. Denn zumindest für europäische Touristen ist die 835 Kilometer westlich von Schanghai gelegene moderne Metropole als Reiseziel bisher nicht sehr interessant, da touristisch attraktive Sehenswürdigkeiten 200 Kilometer entfernt sind.Doch Air France-KLM setzt ohnehin eher auf chinesische Touristen, die Europa erkunden wollen. Vor allem aber hat die Fluggesellschaft Geschäftsleute im Visier. Immerhin ist Frankreich der wichtigste ausländische Investor vor Deutschland, Korea und den USA in Wuhan. So sind dort mehr als 80 französische Firmen wie Autobauer PSA Peugeot Citroën, der Industriekonzern Alstom und Elektronikausrüster Schneider Electric präsent. “Unser Ziel ist, die wirtschaftliche Dynamik Wuhans zu begleiten”, sagt Spinetta. So hat der Flughafen das ehrgeizige Ziel, bis 2015 zum viertgrößten Flughafen Chinas zu werden. Die Eröffnung der Verbindung sei ein logischer Schritt gewesen, da sich dort so viele französische Unternehmen angesiedelt hätten und die Universität Wuhans zu den besten Chinas zähle, meint Spinetta. Zusätzliche Fluglinien nach China seien jedoch vorerst nicht geplant. “Jetzt werden wir unser Netz in China erstmal konsolidieren”, sagt er. “Aber wenn sich eine neue Gelegenheit ergeben sollte, werden wir sie natürlich ergreifen.” CO 2-Steuer trübt ZeremonieGetrübt wurde die Eröffnungszeremonie nur durch die CO2-Steuer. Dabei hatten die chinesischen Behörden das Thema, das für Verstimmungen zwischen China, seinen Fluggesellschaften und Europa sorgt, bei den Feierlichkeiten bewusst ausgeklammert. Doch die EU-Klimaschutzabgabe bereitet dem Chef von Air France-KLM große Sorgen. Die Airline hatte sich im März mit Flugzeugbauer Airbus und fünf europäischen Konkurrenten wie Lufthansa und Air Berlin zusammengetan, um in einem Schreiben gemeinsam gegen die CO2-Steuer zu protestieren. “Wir sind beunruhigt, da die europäischen Fluggesellschaften mit Vergeltungsmaßnahmen bestraft werden könnten”, sagt Spinetta. So bestünde das Risiko, dass andere Länder im Gegenzug eine Steuer erheben könnten, um die CO2-Steuer auszugleichen. “Das würde darauf hinauslaufen, dass die europäischen Fluggesellschaften gleich zwei Abgaben zahlen müssten”, warnt er. Russland habe zudem bereits gedroht, es könnte das Abkommen für das Überfliegen von Sibirien aufkündigen. Davon wäre dann auch die Verbindung nach Wuhan betroffen, deren Route über Sibirien führt.Spinetta warnt auch vor der Idee der EU, Länder, die bereits ähnliche Abgaben erheben, von der CO2-Steuer zu befreien. Dann könnten am Ende die europäischen Airlines als einzige zur Kasse gebeten werden, fürchtet er. “Selbst wenn alle Fluggesellschaften der Welt die CO2-Abgabe akzeptieren würden, was ich bezweifle, würden die Golf-Carrier dadurch einen weiteren Vorteil erhalten.” Denn Fluggesellschaften, die beispielsweise von Indien aus über Dubai in die USA fliegen würden, wären von der Steuer befreit, während Airlines für dieselbe Verbindung mit Zwischenstopp in Europa zur Kasse gebeten würden. Das wiederum dürfte sich in den Preisen widerspiegeln. “Was die Politiker ignorieren: Reisende wechseln heute Airlines, Strecken und Ziele, wenn sie sehen, dass es ein paar Euro billiger ist.”Spinetta fordert deshalb von der EU, die CO2-Steuer noch einmal zu überarbeiten. In der aktuellen Form sei sie nicht anwendbar, meint er. Der Chef von Air France-KLM schlägt deshalb vor, sie abzumildern und nur für das Überqueren des europäischen Luftraums zu erheben. “Dann würden internationale Flüge nicht mehr für die gesamte Strecke besteuert, sondern nur für den Teil, der innerhalb der europäischen Grenzen erfolgt”, erklärt er. “Europa muss schnell reagieren. Je länger man wartet, desto größer ist die Gefahr, das Gesicht zu verlieren.”