Air France-KLM trotz Quartalsverlust optimistisch
Air France-KLM und IAG im Aufwind
Beide Fluggesellschaften nach starken Ergebnissen zuversichtlich – Aktienkurse geben nach
wü Paris
Für europäische Fluggesellschaften hat sich der Himmel vergangenes Jahr weiter aufgeklärt. Die Buchungszahlen für diesen Sommer sehen ebenfalls vielversprechend aus. Dennoch straften Investoren die Aktien von Air France-KLM und der British-Airways-Mutter IAG (International Consolidated Airlines Group) am Donnerstag ab. Air France-KLM gaben in Paris 8,6% auf 10,43 Euro nach, IAG schlossen in London auf dem Tagestief von 147,25 Pence (-3,6%). IAG ist damit an der Börse rund 8,5 Mrd. Euro schwer, Air France-KLM etwa 2,8 Mrd. Euro.
Nahost-Konflikt wirkt sich negativ aus
Anleger sorgen sich, dass neben höheren Kerosinpreisen Lieferprobleme der Flugzeugbauer und ihrer Zulieferer sowie höhere Gehaltsforderungen der Mitarbeiter die Kosten in die Höhe treiben. Die französisch-niederländische Fluglinie flog zudem im Schlussquartal überraschend in die Verlustzone. Obwohl sich ihr Umsatz um 3,9% auf 7,41 Mrd. Euro erhöhte, brach das laufende operative Ergebnis von 134 Mill. Euro auf –56 Mill. Euro ein. Grund war vor allem die geopolitische Situation in Afrika und dem Mittleren Osten. So hat Air France-KLM nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas die rentable Verbindung nach Tel Aviv eingestellt. Der Konflikt hat auch die Nachfrage für Flüge in benachbarte Urlaubsländer wie Ägypten einbrechen lassen. Zusätzlich hat sich der Mangel an Ersatzteilen – gepaart mit dem Fachkräftemangel – negativ auf die Verfügbarkeit eines Teils der Flotte ausgewirkt.
Bei IAG, der Mutter von British Airways, Iberia, Air Lingus und Vueling, hat der Nahostkonflikt nach Angaben von Konzernchef Luis Gallego vor allem die Nachfrage von Geschäftsreisenden im vierten Quartal 2023 und Anfang 2024 beeinträchtigt. Er gehe jedoch davon aus, dass sie sich wieder erholt. Trotz des Konflikts steigerte IAG das operative Ergebnis im Schlussquartal 2023 von 477 Mill. auf 502 Mill. Euro.
Im Gesamtjahr verbesserte sich der Umsatz von IAG um 28% auf 29,5 Mrd. Euro, der von Air France-KLM um 14% auf 30 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis von IAG hat sich mit 3,51 Mrd. Euro nahezu verdreifacht, während das des Wettbewerbers 44% auf 1,71 Mrd. Euro zulegte. Der Nachsteuergewinn von IAG hat sich mit 2,66 Mrd. Euro versechsfacht, das Nettoergebnis von Air France-KLM legte um 33% auf 990 Mill. Euro zu. Die operative Marge von IAG fiel mit 11,9% doppelt so hoch aus wie die des Konkurrenten.
Keine Dividende bei Air France-KLM
Beide Gruppen haben von der Kapazität her 2023 noch immer nicht das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Bei Air France-KLM betrug die Kapazität 93% des Vorkrisenjahres 2019, bei IAG 95%. "Die Nachfrage ist sehr stark", erklärte Steven Zaat, der Finanzchef von Air France-KLM. Die Frage sei, ob es genügend Kapazität gebe. "Es ist einfacher, Sitzplätze zu verkaufen als sie zu produzieren."
Air France-KLM will die Sitzplatzkapazität dieses Jahr um 5% erhöhen, Wettbewerber IAG sogar um 7%. Für die französisch-niederländische Gruppe steht der weitere Abbau der Schulden im Vordergrund, nachdem sie 2023 von 6,3 Mrd. auf 5,0 Mrd. Euro verringert wurden. Bereinigt flossen operativ letztes Jahr 392 Mill. Euro ab. "Ich glaube es nicht der Moment, eine Dividende zu zahlen, wenn man sich die Eigenkapitalsituation anschaut", sagte Finanzchef Zaat.