Air France-KLM warnt vor hohem Verlust
wü Paris – Die Reisebeschränkungen innerhalb Europas haben erst gegen Ende des ersten Quartals begonnen, doch das reicht aus, um Air France-KLM tief in die roten Zahlen fliegen zu lassen. Die französisch-niederländische Fluggesellschaft warnt, dass es mehrere Jahre dauern dürfte, bis die Nachfrage seitens der Passagiere wieder das Niveau von vor der Coronakrise erreichen wird. Da die Reisebeschränkungen jetzt nur schrittweise gelockert werden dürften, geht der Konzern davon aus, dass seine Kapazitäten im zweiten Quartal noch immer 95 % unter denen des Vorjahres liegen werden, im dritten Quartal dann noch 80 % darunter.Die Gruppe rechnet nun für das zweite Quartal mit einem wesentlich höheren Betriebsverlust als in den ersten drei Monaten, erklärte Air France-KLM. Im Gesamtjahr dürfte ein “signifikant negatives” operatives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) anfallen. Die Airline will nun eine Repositionierung ihrer Flotte vornehmen, was ab dem kommenden Jahr zu einer strukturellen Reduzierung der Kapazität um mindestens 20 % im Vergleich zum Niveau vor der Krise führen werde.Das wiederum wird zu einem Personalüberhang führen, so dass nun auch bei Air France-KLM Pläne für einen deutlichen Stellenabbau zu erwarten sind. Konzernchef Ben Smith sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass er Gespräche darüber mit den französischen Gewerkschaften beginnen will. Für Juni ist ein strategisches Treffen zur Personaleinsatzplanung angesetzt. Allein Air France beschäftigt 45 000 Mitarbeiter, KLM rund 33 000. KLM-Chef Pieter Elber hat bereits zu Beginn der Coronakrise angekündigt, in den kommenden Monaten 1 500 bis 2 000 Stellen abbauen zu wollen.Air France-KLM hat sich als eine der ersten europäischen Airlines ein vom französischen Staat unterstütztes Hilfspaket über 7 Mrd. Euro gesichert. Die Fluggesellschaft verhandelt noch mit den Niederlanden über weitere Hilfen für KLM in Höhe von 2 Mrd. bis 4 Mrd. Euro. Sowohl der französische als auch der niederländische Staat sind mit je rund 14 % an Air France-KLM beteiligt. Frankreich hat bereits Interesse an einer Aufstockung bekundet, wenn die Fluggesellschaft in ein paar Monaten über eine mögliche Kapitalerhöhung nachdenken will. Dramatische Lage”Wir befinden uns mitten in der größten Gesundheitskrise, der die Branche je gegenübergestanden hat”, sagte Konzernchef Smith in einer Analystenkonferenz. Die Aktivität gehe in den meisten Märkten gegen null. Bevor die Krise die Luftverkehrsindustrie mit voller Wucht traf, hatte Air France-KLM zu Beginn des Jahres bis Ende Februar noch einen leichten Anstieg der Durchschnittserlöse je Sitzplatzkilometer verbucht. Doch im März seien die Einnahmen abrupt eingebrochen, erklärte Finanzchef Frédéric Gagey. Dies dürfte sich im zweiten Quartal fortsetzen.Im Auftaktquartal brach der Umsatz um 15,5 % auf 5,02 Mrd. Euro ein. Während sich der Betriebsverlust von 286 Mill. Euro auf 815 Mill. Euro ausweitete, stieg der Nettoverlust von 324 Mill. Euro auf 1,8 Mrd. Euro an. Mit dafür verantwortlich war auch die negative Auswirkung von Hedginggeschäften auf Treibstoff in Höhe von 455 Mill. Euro. Während KLM auf einen Betriebsverlust von 275 Mill. Euro kam, fiel bei Air France ein operativer Verlust von 536 Mill. Euro an.