Rückzug

Air Liquide sagt Russland Adieu

Der Gasehersteller Air Liquide verlässt Russland. Die dortigen Aktivitäten gehen an die lokale Führungsmannschaft.

Air Liquide sagt Russland Adieu

wü Paris

Der Gasehersteller Air Liquide zieht sich aus Russland zurück. Der französische Linde-Wettbewerber kündigte an, er habe mit der Führungsmannschaft seiner russischen Aktivitäten eine Absichtserklärung unterschrieben, damit die lokale Führung das dortige Geschäft im Rahmen eines Buy-outs übernehmen kann. Air Liquide beschäftigt in Russland 720 Mitarbeiter. Die russischen Aktivitäten machen nach Angaben des Konzerns weniger als 1% des Gesamtumsatzes von zuletzt 23,3 Mrd. Euro aus.

Das Russlandgeschäft werde seit dem 1. September nicht mehr in den Ergebnissen erfasst, teilte Air Liquide mit. Der Industriegasespezialist hatte im ersten Halbjahr bereits eine Rückstellung über 404 Mill. Euro für seine russischen Aktivitäten vorgenommen. Angaben zum Preis des Buy-outs, für das noch die Zustimmung der zuständigen Behörden aussteht, machte er nicht. Die Veräußerung an ein lokales Team stelle eine geordnete Übertragung seiner Aktivitäten sicher, insbesondere mit Blick auf die Lieferung von Sauerstoff an Krankenhäuser, hieß es bei Air Liquide.

Air Liquide ist seit 1989 in Russland präsent und hat dort 2005 die Tochter OOO Air Liquide gegründet. Der Konzern betreibt in Russland insgesamt 18 Industriestandorte und Luftzerlegungsanlagen. Zu seinen Kunden dort gehören viele Aluminiumhersteller. Noch im Juni des vergangenen Jahres hatte Air Liquide einen Vertrag mit dem Stahlhersteller PAO Severstal unterzeichnet, der Investitionen über 60 Mill. Euro in eine neue Luftzerlegungsanlage am Standort Tscherepowez vorsah. Diese soll vor Ende des kommenden Jahres in Betrieb gehen und von Air Liquide Severstal betrieben werden, einem 2005 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen, an dem die Franzosen bisher einen Anteil von 75 % hielten. Seit Russland die Ukraine Ende Februar angegriffen hat, haben sich bereits zahlreiche französische Unternehmen aus Russland zurückgezogen. So hat sich Société Générale im April von ihrer russischen Tochter Rosbank getrennt. Einen Monat später folgte Renault. Der Automobilkonzern hat sich jedoch für seine Beteiligung an dem Lada-Hersteller Awtowas eine Rückkaufoption für die nächsten sechs Jahre gesichert.

Unterschiedliche Ansätze

Andere französische Gruppen wie der Luxusgüterhersteller Hermès oder der Sportartikelspezialist De­cathlon haben ihre Aktivitäten in Russland ausgesetzt. Die Baumarktkette Leroy Merlin, Einzelhändler Auchan, Nahrungsmittelhersteller Danone, der Pharmariese Sanofi und der Ölkonzern Total Energies haben ihre Aktivitäten in Russland bisher beibehalten. Total Energies hat jedoch vor einer Woche den Verkauf seiner Beteiligung an Terneftegaz angekündigt, einem Unternehmen, dem vorgeworfen wird, Treibstoff für russische Militärflugzeuge zu liefern, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden.

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