Airbus bricht der Gewinn weg

Anhaltende Triebwerksprobleme verzögern A320neo-Auslieferungen - A380-Fertigung weiter gedrosselt

Airbus bricht der Gewinn weg

Airbus hat bei den Anlegern für negative Überraschung gesorgt. Der Luftfahrtkonzern verzeichnete einen Gewinneinbruch, der höher ausfiel als vom Markt befürchtet. Anhaltende Triebwerksprobleme dämpften die Auslieferung des gefragten Mittelstreckenfliegers A320 neo. Der Boeing-Rivale drosselt derweil die A380-Produktion noch stärker.sck München – Airbus hat einen Dämpfer erhalten. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern meldete einen Gewinneinbruch im zurückliegenden Quartal. In den Monaten April bis Juni sackte das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (berichtetes Ebit) um 37 % auf 939 Mill. Euro ab. Das war mehr als von Analysten erwartet. An der Pariser Börse ging die Aktie, die seit Jahresbeginn 15 % an Wert gewonnen hat, nach Vorlage des Halbjahresberichts in den Keller. Das Papier büßte bis zu 4,7 % auf 71,18 Euro ein. Airbus war damit Tagesverlierer im CAC 40.Für den Gewinnrückgang machte Konzernchef Tom Enders indirekt den US-Triebwerksbauer Pratt & Whitney (P & W) mitverantwortlich. Der Fertigungshochlauf des kerosinsparenden Mittelstreckenfliegers A320 neo bleibe “herausfordernd”, da immer noch Probleme mit den Treibwerken aufträten, berichtete Airbus. P & W führt das Lieferkonsortium für die Antriebe dieses Modells, das Airbus Ende 2015 auf den Markt gebracht hatte, an. Fehlerhafte Komponenten für das Triebwerk verzögerten seinerzeit bereits die Auslieferungen. Im Herbst 2016 besserten die Amerikaner Teile nach. Dennoch hängt Airbus weiter im Plan zurück. Im Regelbetrieb greife die Lösung von P & W “noch nicht zuverlässig”, kritisierte die Airbus-Führung.Der Konzern will zwar 2017 insgesamt 200 Maschinen dieses Typs ausliefern. Im ersten Halbjahr wurden erst 59 (i.V. 8) Stück an Airlines übergeben. Allerdings sei dieses Ziel “in Anbetracht (…) der Probleme zunehmend anspruchsvoller”, warnte Airbus.Dann käme das Unternehmen in Schwierigkeiten, den Ergebnisausblick einzuhalten. Offiziell bekräftigte Enders das Ziel, im Gesamtjahr “über 700” (688) Passagierflugzeuge über alle Baureihen hinweg auszuliefern, merkte jedoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten wegen P & W an, dass die Risiken, die Ergebnisprognose zu schaffen, sich erhöht hätten. In diesem Jahr peilt das Unternehmen einen Zuwachs beim Ebit vor Sondereffekten sowie vor Fusionen und Übernahmen an.Die US-Bank J.P. Morgan rechnet damit, dass die Triebwerksprobleme Airbus noch im laufenden dritten Quartal belasten könnten. Danach bekäme das operative Ergebnis aber “mehr Rückenwind”. J.P. Morgen bekräftigte daher die Einschätzung für die Aktie mit “Overweight” bei einem Kursziel von 95,50 Euro. A350-Programm im PlanDerweil lässt der CEO, der seit kurzem den Verkauf im Kernbereich Commercial Aircraft überwacht, wegen der anhaltenden Flaute im A380-Neugeschäft die Fertigung weiter zurückdrehen. Von 2019 an sollen pro Jahr nur noch acht Maschinen des Großraumflugzeugs produziert werden, so Airbus. Ein Jahr zuvor noch beschloss die Konzernführung, die jährliche Produktionsrate auf zwölf Stück zu reduzieren von einst über 20. Bislang gaben 18 große Fluggesellschaften 317 Stück dieses Typs in Auftrag, 104 müssen noch ausgeliefert werden.Die Airlines fragen den A380 nicht mehr nach. Das liegt vor allem daran, dass Airbus mit dem A350 ein viel kosteneffizienteres Langstreckenflugzeug anbietet. Vor Analysten bekräftigte Finanzchef Harald Wilhelm, dass sich der Fertigungshochlauf für dieses Modell im Plan befinde. Für diesen Flugzeugtyp hat Airbus bislang 847 Bestellungen in den Büchern, vor kurzem lieferte der Konzern die 100. Maschine aus.Im Detail brach im zweiten Quartal das um Sondereffekte bereinigte Ebit der Kernsparte um 22 % auf 673 Mill. Euro ein, obwohl die Zahl der ausgelieferten Maschinen um acht auf 306 stieg. Anlaufkosten für den A350 und der Mehraufwand im A320neo-Programm drückten die Profitabilität.