Airbus fliegt tief in die Verlustzone
Nach einem Jahresverlust in Milliardenhöhe schreibt Airbus zum Auftakt 2020 abermals tiefrote Zahlen. Die Folgen der Coronakrise schlugen beim Boeing-Rivalen ins Kontor. Konzernchef Guillaume Faury ist damit beschäftigt, die Liquidität zu sichern, um das operative Geschäft aufrechtzuerhalten. sck München – Airbus hat der Coronakrise zum Jahresauftakt deutlich Tribut zollen müssen. Nach einem hohen Vorjahresdefizit flog der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern im ersten Quartal 2020 abermals tief in die Verlustzone. Das Unternehmen landete nach Steuern bei -481 Mill. Euro. Im ersten Dreimonatsabschnitt 2019 hatte der Boeing-Rivale noch einen Überschuss von 40 Mill. Euro erzielt.Seinerzeit drückten Abschreibungen wegen des Waffenembargos Deutschlands gegen Saudi-Arabien spürbar auf das Ergebnis. Diesmal sorgten die negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für tiefrote Zahlen. Aufgrund des weggebrochenen Geschäfts der Airlines verbuchte Airbus von Januar bis März in ihrem Kerngeschäft deutliche Umsatz- und Ergebnisrückgänge. Finanzergebnis tiefrotDie Erlöse der Flugzeugsparte brachen nach Unternehmensangaben um 22 % auf 7,6 Mrd. Euro ein. Das (berichtete) Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schrumpfte überproportional sogar um 82 % auf 57 Mill. Euro. Produktionskürzungen und reduzierte Flugzeugauslieferungen sorgten für ein gestiegenes Working Capital. Hinzu kamen Belastungen aus Wechselkursen, insbesondere dem Dollar.Das Finanzergebnis verschlechterte sich auf -477 (i.V. -43) Mill. Euro. Gründe hierfür waren Wertberichtigungen auf die Beteiligung (9,9 %) am französischen Kooperationspartner Dassault Aviation (-245 Mill. Euro) infolge der Kursturbulenzen an den Börsen und eine Abschreibung von 136 Mill. Euro auf einen Kredit an den Kommunikationsinfrastrukturdienstleister Oneweb, der pleitegegangen war.Trotz der schwachen Zahlen gewann die Aktie von Airbus an der Pariser Börse am Mittwoch zeitweise bis zu 10,6 % auf 58,46 Euro an Wert. Aufgrund der Panikstimmung an den Börsen war das Papier im März auf 48,12 Euro abgesackt. Im Februar zur Bilanzvorlage notierte der Titel noch bei 137 Euro.Nach der zuletzt kassierten Jahresprognose und der gestrichenen Dividende für 2019 wagte Konzernchef Guillaume Faury keinen neuen Ausblick für das laufende Jahr. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten begründete er dies mit der hohen Unsicherheit infolge der Seuche und der dramatischen Situation bei den Airlines, die ums Überleben kämpfen, wie das Beispiel der Deutschen Lufthansa zeigt. Seinen Worten zufolge wird die zuvor um ein Drittel gedrückte Flugzeugfertigung beibehalten. Vor Juni werde der angepasste Produktionsplan nicht geändert, so der Franzose. 8,5 Mrd. Euro verbranntSchwierig wird derweil für Airbus die Liquiditätslage, sollte die hohe Cashburn-Rate während der Pandemie in der aktuellen Geschwindigkeit anhalten. Im ersten Quartal fiel der freie Cash-flow dramatisch auf -8,5 Mrd. Euro zurück. Ein Jahr zuvor waren es noch -4,5 Mrd. Euro.Für eine deutliche Belastung sorgte die gezahlte Geldbuße von insgesamt 3,6 Mrd. Euro als “Gegenleistung” des Konzerns für die eingestellten Korruptionsermittlungen in Frankreich, Großbritannien und den USA. Airbus hatte die Strafverfahren aufgrund einer Selbstanzeige ins Rollen gebracht.Hintergrund hierfür waren hausintern aufgedeckte Schmiergeldzahlungen aus früheren Zeiten beim Verkauf von Verkehrsflugzeugen. Die hohe Geldstrafe verbuchte Airbus bereits im Schlussquartal 2019 als Rückstellung. Das sorgte für einen Jahresverlust von netto 1,4 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 14. Februar).Die Nettoliquidität des Konzerns fiel unterdessen Ende März auf 3,6 (i.V. 7,5) Mrd. Euro zurück. Nach den auf 14,8 (Ende 2019: 10,4) Mrd. Euro gewachsenen Finanzschulden schwächte sich die Bruttoliquidität wegen der Geldbuße auf 18,4 (Ende 2019: 22,7) Mrd. Euro ab. EntlastungsmaßnahmenDie gestrichene Dividendenausschüttung von 1,4 Mrd. Euro für 2019 bringt etwas Entlastung. Die Produktionskürzungen sowie die verhängte Kurzarbeit an französischen und britischen Standorten sollen ebenfalls den Mittelabfluss eindämmen. Für die deutschen Standorte werde mit den Arbeitnehmervertretern derzeit verhandelt, berichtete der CEO in der Telefonkonferenz.Luft verschaffte sich die Konzernführung mit einer jüngst von 5 Mrd. auf 15 Mrd. Euro erhöhten Kreditlinie mehrerer Banken. Dadurch steigt die Bruttoliquidität auf rund 30 Mrd. Euro. Mit diesem Polster ist Faury sicher, auf keine direkten Staatshilfen angewiesen zu sein. Frankreich, Deutschland und Spanien sind über einen Aktionärspakt mit zusammen 26 % an Airbus beteiligt, verfügen aber über keine Vertreter im einflussreichen Board of Directors (Verwaltungsrat).Nach dem gescheiterten Fusionsversuch mit BAE System im Herbst 2012 hatte Faurys Amtsvorgänger, der Deutsche Tom Enders, den Einfluss des Staates im Unternehmen deutlich zurückgedrängt. Unter seiner Ägide zog sich vor allem Paris aus dem Verwaltungsrat des Konzerns zurück.