Airbus im Höhenflug
Von Stefan Kroneck, MünchenNimmt man die Kursentwicklung der Airbus-Aktie zum Maßstab, hat Guillaume Faury einen perfekten Start als CEO hingelegt. Der Franzose führt den europäischen Luftfahrtkonzern seit April dieses Jahres. Unter seiner Ägide setzt der Titel seinen Höhenflug fort. Mit 132 Euro notierte das Papier am Montag etwas unterhalb des dieser Tage erreichten Allzeithochs von 133,82 Euro. Der Konzern ist derzeit so viel wert wie nie zuvor. Airbus bringt 102 Mrd. Euro auf die Waage. Mit Ausnahme von SAP (140 Mrd. Euro) wiegt das Unternehmen mehr als jedes einzelne der anderen 29 Dax-Mitglieder. Sogar Siemens liegt mit 85 Mrd. Euro deutlich darunter. Seit Anfang 2017 hat sich der Airbus-Kurs mehr als verdoppelt.Selbst jüngste negative Schlagzeilen, die den Boeing-Rivalen ansonsten unter Druck gebracht hätten, konnten dem Papier nichts anhaben. Dieser Tage warnte die EU-Luftfahrtbehörde Easa Piloten vor möglichen Schwierigkeiten bei speziellen Manövern mit dem neuen Mittelstreckenflugzeug Airbus A321 neo, wenn eine bestimmte Steuerungssoftware fürs Höhenleitwerk eingesetzt wird. Die Flieger zeigen eine problematische Flugeigenschaft, wenn in der Endphase eines Anflugs mehrere Faktoren zusammentreffen, die dazu führen, dass sich die Maschine aufrichtet und schlimmstenfalls in einem steilen Neigungswinkel überzieht. Airbus will bis Spätsommer 2020 eine überarbeitete Steuerungsversion anbieten, um das Problem zu lösen. Dem Konzern zufolge betrifft die Risikoquelle einige Flugzeuge. Piloten könnten das Aufbäumen aber rechtzeitig verhindern.Probleme mit der Steuerungssoftware? Mancher könnte Parallelen ziehen zu Boeing. Der amerikanische Rivale steht vor einem Desaster mit dem Konkurrenzmodell 737 Max. Das Flugverbot für die Maschinen dieses Typs wird wohl länger dauern, da die Entwicklung einer sicheren Software mehr Zeit in Anspruch nimmt als erwartet. Nach zwei Abstürzen von Flugzeugen dieses Modells mit insgesamt 346 Todesopfern steht Boeing unter Verdacht, mit einer fehlerhaften Computersteuerung eine Mitschuld an den beiden Katastrophen zu tragen. Die Belastungen mit der 737 Max sorgten bei Boeing im zweiten Quartal für einen Verlust von 2,9 Mrd. Dollar.Investoren rechnen damit, dass Airlines, wegen der Unsicherheit über die Zukunft der 737 Max, Boeing den Rücken kehren und zu Airbus abwandern. Ein solcher Effekt könnte die Dynamik im Kerngeschäft von Airbus beschleunigen. Die Mittelstrecken-Flugzeugbaureihe ist die Cash-cow von Airbus. Das Langstreckenmodell A350 ist auf dem Weg dorthin, wenn die Serie nach einer Anlaufphase in diesem Jahr erstmals die Gewinnschwelle überschreitet. Diese Perspektive rückt finanzielle Risiken wie etwa Mehrbelastungen infolge der Produktionseinstellung des Prestigemodells A380 in den Schatten. So sind Analysten aus fundamentaler Sicht davon überzeugt, dass sich die Kursrally fortsetzt. Goldman Sachs erhöhte das Kursziel von 149 auf 157 Euro. J.P. Morgan setzte ihre Kurserwartung von 144 auf 163 Euro herauf. Die US-Investmentbanken erwarten starke Quartalszahlen von Airbus. Der Konzern veröffentlicht seine Ergebnisse für das zweite Vierteljahr am Mittwoch. Credit Suisse erwartet einen operativen Gewinn von 1,7 Mrd. Euro. Das wäre ein Zuwachs um rund die Hälfte. Faury muss nur noch liefern.——Der neue Airbus-Chef Guillaume Faury ist gut gestartet. Der Höhenflug der Aktie hält an. ——