Airbus landet über den Erwartungen
Airbus hat im ersten Halbjahr den operativen Gewinn mehr als verdoppelt. Der europäische Boeing-Rivale übertraf die Analystenerwartungen deutlich. Der neue Konzernchef Guillaume Faury bekräftigte zwar die Jahresziele, bezeichnete aber die Vorgaben für den Flugzeugabsatz und den freien Cash-flow als “Herausforderung”. sck München – Das gut laufende Geschäft mit dem Mittelstreckenflugzeug A320neo und der Produktionshochlauf des gefragten Langstreckenmodelles A350 sorgten bei Airbus für einen Ergebnisschwung. Das Unternehmen aus Toulouse hat im ersten Halbjahr das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 2,5 (i.V. 1,2) Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Mit wachsenden Fertigungsstückzahlen soll die A350-Serie in diesem Jahr operativ die Gewinnschwelle erreichen. Das bekräftigte Konzernchef Guillaume Faury. Der Franzose folgte im April auf den Deutschen Tom Enders. 2 Mrd. Euro BetriebsgewinnDer europäische Rivale von Boeing übertraf mit den robusten Zahlen die Analystenschätzungen. Diese rechneten im Schnitt für das zweite Quartal mit einem bereinigten Ebit von 1,8 Mrd. Euro. Airbus erwirtschaftete 2 (1,1) Mrd. Euro. Beim erzielten Nettogewinn von 1,2 (0,2) Mrd. Euro lag der Konzern im Rahmen der Markterwartungen.Die Anleger reagierten auf das Zahlenwerk wohlwollend. An der Pariser Börse gewann die Aktie in der Spitze 2,2 % an Wert. Im weiteren Tagesverlauf gab der Titel aber einen Großteil der Kursgewinne wieder ab. Das Papier beendete am Mittwoch den Handel mit 128,06 Euro (+0,3 %). J.P.Morgan bestätigte ihre Empfehlung für die Aktie mit “Overweight” bei einem Kursziel von 163 Euro. Goldman Sachs hielt an ihrem Kursziel von 157 Euro fest. Die beiden US-Banken bezeichneten die Quartalszahlen als “stark”. Engpass in der A321-SerieFaury bekräftigte zwar das Gewinnziel für 2019 (+15 %), leichte Zweifel äußerte er an dem Plan, die Zahl der ausgelieferten Verkehrsflugzeuge auf 880 bis 890 (800) Stück zu steigern. Er bezeichnete das Ziel in einer Konzernmitteilung als eine “Herausforderung”.Ein Engpass ist das Hamburger Fertigungswerk, welches Schwierigkeiten hat, mit den verbesserten Kabinen für den gefragten A321neo nachzukommen. Airbus sondiert nach eigenen Angaben die Möglichkeit, den Anteil der A321 an der aktuellen Produktionskapazität der gesamten A320-Serie zu erhöhen. J.P.Morgan erachtet mögliche Probleme beim Hochfahren der A321-Fertigung als vorübergehend.Schafft Airbus das selbstgesteckte Ziel, würde der Konzern in diesem Jahr Boeing als größten Flugzeughersteller der Welt ablösen. Die Amerikaner stecken nach dem Flugverbot für die Mittelstreckenbaureihe 737 Max in einer Krise. Vermutet wird, dass eine fehlerhafte Steuerungssoftware die Ursache war für zwei Abstürze dieses Modells mit 346 Toten. Schwer treffen könnte aber Airbus der Handelsstreit mit den USA. Die Konzernführung warnte davor, dass die von Washington angedrohten Zölle auf Airbus-Produkte den Export in die USA behindern würden. Handelsstreit birgt RisikoDas könnte die Finanz- und Ertragslage “negativ beeinflussen”. Seit Jahren streiten die EU und die USA über die Subventionen für die Flugzeugbauer. Zuletzt eskalierte dieser Konflikt, als der amerikanische Handelsbeauftragte eine Liste von Produkten aus der EU veröffentlichte, auf die Zölle erhoben werden sollen. Darunter fallen auch Flugzeuge und Hubschrauber von Airbus. In einer Telefonkonferenz wollte Finanzchef Dominik Asam die finanziellen Auswirkungen für Airbus nicht näher quantifizieren. Ebenso zurückhaltend äußerte sich der CFO auf die Frage, wie hoch die finanziellen Belastungen des EU-Austritts Großbritanniens für Airbus seien.Asam merkte an, dass Airbus in der laufenden zweiten Jahreshälfte einen freien Cash-flow (vor Fuisonen und Übernahmen sowie Kundenfinanzierungen) von 8 Mrd. Euro erwirtschaften müsse, um das Jahresziel von 4 Mrd. Euro zu erreichen. Laut Faury ist das eine “Herausforderung”.Asam verwies auf die Baureihen A320 und A350, die für hohe Mittelzuflüsse sorgten. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres verbuchte Airbus einen freien Cash-flow von unverändert – 4 Mrd. Euro. Der weitere Produktionshochlauf sorgte für hohe Mittelabflüsse.