Airbus steckt hohe Mehrkosten weg
Das Desaster beim Militärtransportflieger A400M und Verzögerungen in der A350-Baureihe kosten Airbus erneut viel Geld, der Konzern kann die Mehraufwendungen aber gut abfedern.sck München – Trotz erneuter Sonderlasten in den Flugzeugprogrammen A400M und A350 hat Airbus im zweiten Quartal den Überschuss auf 1,4 Mrd. Euro fast verdoppelt. Der europäische Luftfahrtkonzern profitierte von Veräußerungsgewinnen aus dem Verkauf von Anteilen an Dassault Aviation (868 Mill. Euro) und aus der Gründung des Raketen-Gemeinschaftsunternehmens Airbus Safran Launchers (1,1 Mrd. Euro).Mit diesen 2 Mrd. Euro umfassenden Zusatzerlösen konnte der Boeing-Rivale aus Toulouse die Mehrkosten für den Militärtransportflieger A400M und das gerade auf den Markt gebrachte Langstreckenflugzeug A350 von zusammen 1,4 Mrd. Euro überkompensieren. Ohne diese Sondererträge hätte Airbus einen Gewinneinbruch verzeichnet.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten bekräftigte Konzernchef Tom Enders seine Prognose für das laufende Jahr. Vor Sondereffekten werde das operative Ergebnis auf dem Vorjahresniveau verharren (4,1 Mrd. Euro). Aufgrund des geänderten Konsolidierungskreises infolge des Joint Venture mit dem französischen Mischkonzern Safran wird der Basiswert aber um rund 200 Mill. Euro geringer ausfallen, so Airbus. Im ersten Halbjahr erreichte der Konzern 1,7 (i.V. 1,9) Mrd. Euro. Anleger reagieren erleichtertDas Management setzt damit auf die laufende zweite Jahreshälfte, wenn die Produktion und die Auslieferung der modifizierten Mittelstreckenserie A320 (A320 neo) hochlaufen soll. Im ersten Halbjahr kämpfte Airbus in der neuen Baureihe aufgrund von Mängeln bei den Triebwerken mit Verzögerungen. Der federführende US-Zulieferer Pratt & Whitney besserte Komponenten nach.Die Anleger reagierten auf das Zahlenwerk erleichtert. Nach der Ad-hoc-Meldung des Unternehmens sprang die Airbus-Aktie an der Pariser Börse um 5,7 % auf 54,70 Euro. Die zusätzlichen Belastungen entsprachen weitgehend den Analystenschätzungen. Die Commerzbank bestätigte ihre Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 62 Euro.Finanzchef Harald Wilhelm hielt an der Vorgabe fest, dass das A350-Programm bis Ende dieser Dekade die operative Gewinnschwelle erreichen soll. Die Baureihe kämpft mit Lieferengpässen bei den Kabinenausstattungen. Airbus macht dafür den französischen Zulieferer Zodiac Aerospace verantwortlich. Für diese Probleme stellte der Flugzeugbauer 385 Mill. Euro zurück. Für Qualitätsmängel beim A400M-Propellergetriebe und fehlerhafte Aluminiumlegierungen musste Airbus 1 Mrd. Euro zurücklegen. Dadurch summieren sich die Rückstellungen allein für diese defizitäre Baureihe auf rund 6 Mrd. Euro. Das Programm sorgt seit Jahren für negative Schlagzeilen wegen teurer Verzögerungen.Enders lässt nun das A400M-Programm erneut überprüfen. Dabei wird wohl das Management den Auslieferungsplan abermals überarbeiten. Weitere Nachverhandlungen mit den großen Abnehmerländern Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien stehen an. Der CEO warnte, dass in diesem Zusammenhang die Auswirkungen “beträchtlich” sein könnten. Bei den Propellermängeln zielt er darauf ab, sich mit dem Triebwerkkonsortium zu verständigen. “Ich habe keine Zweifel, dass wir uns mit unseren Partnern einigen über die Lastenaufteilung.” Die Turboprop-Triebwerke für den A400M liefern die europäischen Hersteller Rolls-Royce, ITP, MTU Aero Engines und Snecma. Freier Cash-flow tiefrotIm Detail machten sich die Belastungen in der Kernsparte Commercial Aircraft bemerkbar. Bei einem auf 12,4 Mrd. Euro stagnierten Bereichsumsatz brach das Segmentergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im zweiten Quartal um 874 Mill. auf 131 Mill. Euro ein. In den ersten sechs Monaten ergab sich daraus ein Rückgang von 70 % auf 421 Mill. Euro. Die Zahl der ausgelieferten Verkehrsflugzeuge schwächte sich in den ersten sechs Monaten um sechs auf 298 Stück ab. Mit dem Hochlauf der Fertigung des A320 neo will Airbus die Zahl 2016 auf über 650 (i.V. 635) steigern.Aufgrund der Verkaufsgewinne im zweiten Quartal verbuchte der Konzern nach sechs Monaten einen Überschuss von gut 1,8 (1,5) Mrd. Euro. Wegen der Anlaufkosten für den A350 und A320 neo weitete sich das Minus beim Cash-flow (vor Fusionen und Übernahmen) um 2,2 Mrd. auf 3,2 Mrd. Euro aus.—– Wertberichtigt Seite 8