Airbus stimmt Belegschaft auf Einschnitte ein
wü Paris – Die Prognose und das Dividendenversprechen hat Airbus bereits einkassiert. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hat zudem mit Produktionskürzungen um gut ein Drittel auf die Coronavirus-Krise reagiert. Dennoch hat das Management die Belegschaft jetzt auf weitere harte Einschnitte eingestimmt. Konzernchef Guillaume Faury wählte in dem dritten Brief, den er den 135 000 Mitarbeitern seit Ausbruch der Pandemie schickte, drastische Worte, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. “Wir bluten mit einer Geschwindigkeit ohnegleichen Bargeld”, warnte er. Ausgaben und Einnahmen seien in einem so gravierenden Ungleichgewicht, “dass es die Existenz des Unternehmens gefährden könnte”.Airbus hat bereits rund 3 000 Mitarbeiter an französischen Standorten in Kurzarbeit geschickt. “Aber wir müssen möglicherweise mehr weitreichendere Maßnahmen planen”, schreibt Faury in dem Mitarbeiterbrief. Am Montagabend wurde dann bekannt, dass im britischen Broughton weitere 3 000 Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen werden. In Deutschland soll der Flugzeugbauer mit dem Betriebsrat ebenfalls eine entsprechende Einigung anstreben. “Wir haben über Nacht ein Drittel unseres Geschäfts verloren”, erklärt der Airbus-Chef in dem Brief. Viele Fluggesellschaften kämpften ums Überleben. “Wir müssen alle Optionen in Betracht ziehen”, mahnt er. “Wenn wir jetzt nicht agieren, ist das Überleben von Airbus fraglich.” Laut Branchenkennern könnte der Luftfahrtkonzern im Sommer einen neuen Restrukturierungsplan präsentieren, der Power 8 ähnelt. Der nach dem A380-Desaster entwickelte Sparplan von 2007 sah 10 000 Stellenkürzungen vor. Dem Vernehmen nach könnte es bei Boeing ebenfalls zu Stellenkürzungen kommen. Der amerikanische Airbus-Rivale, der auch vor tiefen Einschnitten bei der 787-Produktion steht, könnte entsprechende Maßnahmen am Mittwoch ankündigen, wenn er genau wie Airbus seine Quartalsergebnisse präsentiert. Boeing war durch das Debakel um ihren seit mehr als einem Jahr mit einem Flugverbot belegten Mittelstreckenjet 737 Max bereits vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie stark geschwächt.Der US-Konzern sagte nun nach mehr als zwei Jahre andauernden Verhandlungen die geplante Übernahme der Verkehrsflugzeugsparte von Embraer ab. Der Kauf von vier Fünfteln des Verkehrsflugzeuggeschäfts von Embraer für 4,2 Mrd. Dollar sei gescheitert, teilte Boeing am Wochenende mit. Der amerikanische und der brasilianische Flugzeugbauer hatten 2018 kurz nach der Übernahme des Regionaljetprogramms C-Series von Bombardier durch Airbus bekannt gegeben, ein Gemeinschaftsunternehmen gründen zu wollen. In diesem sollte die Embraer-Zivilsparte aufgehen. Boeing sollte 80 % daran halten. Während alle anderen Aufsichtsbehörden die Pläne abgesegnet hatten, hatte den Deal zuletzt nur noch die Europäische Kommission geprüft.Die Verhandlungen seien fruchtlos geblieben, weil einige Bedingungen des Rahmenvertrages nicht erfüllt worden seien, erklärte Boeing-Manager Marc Allen. Embraer gab am Montag bekannt, dass beide Konzerne nun ein Schiedsverfahren begonnen hätten. Der brasilianische Flugzeugbauer hatte Boeing zuvor vorgeworfen, wegen hausgemachter Probleme aus der Kaufvereinbarung herauskommen und dafür angebliche Unstimmigkeiten als Vorwand nutzen zu wollen. Die Airbus-Aktie gab am Montag in Paris um 2,4 % auf 51,07 Euro nach.