Airbus überflügelt Boeing in Le Bourget
Von Gesche Wüpper, Le BourgetFür den europäischen Flugzeugbauer Airbus war die diesjährige Ausgabe der Luftfahrtmesse von Le Bourget bei Paris von den Aufträgen her gesehen die bisher viertbeste Veranstaltung. Der Konzern konnte während der Fachbesuchertage seinen amerikanischen Erzrivalen Boeing überflügeln und Bestellungen sowie Kaufabsichtserklärungen für insgesamt 421 Flugzeuge im Wert von zusammen 57 Mrd. Dollar einfliegen. Darunter sind Festbestellungen für 124 Maschinen im Wert von 16,3 Mrd. Dollar laut Listenpreis sowie Vorverträge für 297 Jets für 40,7 Mrd. Dollar. Allerdings sind in der Flugzeugbaubranche deutliche Preisnachlässe üblich.Der US-Rivale Boeing verbuchte während der Messe Aufträge und Kaufabsichtserklärungen für 331 Flugzeuge im Wert von 50,2 Mrd. Dollar laut Listenpreisen, davon Vorverträge für 177 Maschinen mit einem Volumen von 30 Mrd. Dollar und Festbestellungen für 154 Jets für 20,2 Mrd. Dollar. CFM International, das Gemeinschaftsunternehmen von Safran und General Electrics, unterzeichnete Aufträge und Vorverträge für 835 Triebwerke im Wert von 14 Mrd. Dollar.Den Löwenanteil der auf der Paris Air Show abgeschlossenen Bestellungen machen sowohl bei Airbus als auch bei ihrem US-Konkurrenten Mittelstreckenjets wie der A320 und der 737 aus. Für die beiden Flugzeugbauer sind diese Modelle die sogenannten Brot-und-Butter-Flieger. Sie dürften nach Ansicht von Airbus und Boeing auch in Zukunft den Großteil der Neubestellungen ausmachen, wie die vor wenigen Tagen von beiden vorgelegten Langfristprognosen zeigen.Boeing konnte sich jedoch auch einen Vorverkaufsvertrag für 20 Exemplare ihres Frachtjumbos 747-8 von Volga-Dnepr Group sichern. Dagegen konnte Airbus keine einzige neue Bestellung für ihr Großraumflugzeug A380 einfliegen. Obwohl der europäische Flugzeugbauer im vergangenen Jahr nicht eine Airline als neuen Kunden für seinen Riesen-Airbus gewinnen konnte, will Verkaufschef John Leahy in diesem Jahr noch 25 Stück davon verkaufen. “Das scheint realistisch”, sagte er am Rande der Messe. Im November findet die Dubai Airshow statt.Leahy sprach sich auch dafür aus, “lieber früher als später eine Entscheidung über einen A380neo” zu treffen. Emirates, mit 140 bestellten Maschinen der mit Abstand größte A380-Kunde, dringt seit längerem darauf, das Großraumflugzeug mit neuen, sparsameren Triebwerken auszustatten. Airbus prüft nun die Optionen, zu denen auch eine Stretchversion gehört, und spricht nach Angaben von Leahy mit einem halben Dutzend anderer Airlines darüber. Dabei zeigten sich die Fluggesellschaften eher an einer leicht verlängerten Version mit etwa 50 Sitzplätzen interessiert, so Leahy.Wichtigstes Ziel für Airbus-Chef Fabrice Brégier ist jedoch zunächst, in diesem Jahr mit dem A380-Programm die Gewinnschwelle zu erreichen. Damit dies gelingt, muss Airbus etwa 30 Maschinen ausliefern. Die bisherigen Aufträge reichen aus, um die Produktion bis 2018 in diesem Umfang aufrechtzuerhalten. Bis Ende Mai lieferte Airbus zehn A380-Großraumflugzeuge aus, 20 weitere sollen bis Ende des Jahres folgen. Transaero Airlines aus Russland hat angesichts wirtschaftlicher Probleme jedoch um eine Verschiebung der noch für dieses Jahr geplanten Auslieferung des ersten Riesen-Airbus für die eigene Flotte gebeten. A380 in der FrachtversionBrégier hat sich als weiteres Ziel gesetzt, den A380 mit einer höheren Bestuhlung zu verkaufen, ohne dass es dabei zu Abstrichen beim Komfort kommt. “Wir müssen Kunden davon überzeugen, dass sie eine Menge Geld mit dem A380 verdienen können”, sagt er. Eines Tages, “wenn viele gebrauchte A380 auf den Markt kommen, können wir über eine Umwandlung in eine Frachtversion nachdenken”, antwortete er auf eine entsprechende Frage bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget.