Airbus verfehlt Jahresabsatzziel
Nach deutlichen Fortschritten im Produktionshochlauf des modernen Mittelstreckenfliegers A320neo sorgten Verzögerungen beim neuen Langstreckenflugzeug A330neo dafür, dass der Airbus-Konzern sein Absatzziel für 2018 kassierte. Die Anleger ließ das kalt. Sie beeindruckten gute Quartalszahlen von Airbus. sck München – Airbus wird in diesem Jahr sein Absatzziel verfehlen. Das räumte der europäische Luftfahrtkonzern zur Vorlage der Neunmonatszahlen ein. Das Unternehmen will zwar bei der Zahl der ausgelieferten Passagierflugzeuge die avisierte rekordhohe Schwelle von 800 (i.V. 718) Stück nach wie vor erreichen, allerdings sind darin nun 18 Maschinen vom Regionalflugzeugtyp A220 enthalten, die aus der 2017 übernommenen C-Serie des kanadischen Herstellers Bombardier stammen. In der ursprünglichen Absatzprognose des Managements war diese Reihe noch nicht berücksichtigt.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten und Analysten räumte Finanzchef Harald Wilhelm ein, dass dieses Jahr insgesamt 20 Flugzeuge weniger als geplant – aus der A320-Baureihe und vom modernisierten Langstreckenjet A330neo – an Fluggesellschaften übergeben würden. Nähere Gründe dazu wollte er nicht nennen. Der CFO sprach in diesem Zusammenhang von “geschäftlichen Diskussionen”.Airbus muss ihren Produktionsplan unter anderem deshalb kappen, weil der britische Triebwerkbauer Rolls-Royce mit der Lieferung der Antriebe für den A330neo nicht hinterherkommt. Zuletzt plagten den Konzern Verzögerungen in der neuen A320neo-Serie. Airbus bekommt aber dieses Problem zunehmend in den Griff, nachdem der dafür verantwortliche US-Triebwerkhersteller Pratt & Whitney mangelhafte Komponenten ausgetauscht hatte.Die nur mit Hilfe der erworbenen C-Serie zu erreichende Jahresauslieferungszahl erschreckte die Anleger nicht, signalisierte doch der scheidende Konzernchef Tom Enders zuvor mehrfach, dass die alte Vorgabe “ehrgeizig” sei. An der Pariser Börse gewann die Airbus-Aktie am Mittwoch in der Spitze 6,3 % an Wert und beendete den Handel mit 97,71 Euro (+4,1 %). Der Boeing-Rivale bringt damit 75,7 Mrd. Euro auf die Waage. Die Investoren beeindruckten wohl eher die guten Quartalszahlen, die über den Analystenerwartungen lagen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte der Konzern den Umsatz um 6 % auf 40,4 Mrd. Euro. Das (berichtete) Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schnellte überproportional um 60 % auf 2,7 Mrd. Euro hoch. Airbus begründete den deutlichen Zuwachs vor allem mit dem im Plan liegenden Produktionshochlauf im Langstreckenprogramm A350 und mit den Fortschritten in der A320neo-Baureihe. Dadurch sinken die Anlaufkosten in der Fertigung. Cash-flow tiefer im MinusBei dem mit neuen Triebwerken ausgestatteten Mittelstrecken-Verkaufsschlager kam das Unternehmen vor allem im dritten Quartal besser voran. Nach neun Monaten steigerte die mit Abstand größte Konzernsparte Commercial Aircraft die Zahl der ausgelieferten Flugzeuge auf 503 (454) Stück, davon entfielen auf die A320neo-Serie 222 (90) Einheiten.In den Sommermonaten Juli bis September erhöhte Airbus den Konzernumsatz um ein Fünftel auf 15,5 Mrd. Euro. Die Flugzeugsparte kam um über ein Viertel auf 11,9 Mrd. Euro voran. Ein Erlöstreiber war unter anderem die seit dem 1. Juli voll konsolidierte ehemalige C-Serie von Bombardier. Mit einem Ebit (berichtet) von 1,6 (0,5) Mrd. Euro konnte der Konzern den operativen Gewinn mehr als verdreifachen. Den Löwenteil steuerte der Bereich Commercial Aircraft zu. Die Sparte erzielte 1,5 Mrd. Euro – das ist fast das Vierfache des Ebit des dritten Quartals 2017 (398 Mill. Euro).Angesichts des teuren Produktionshochlaufs für die Serien A350, A330neo und A320neo verschlechterte sich der freie Cash-flow des Konzerns (vor Fusionen und Übernahmen sowie Kundenfinanzierungen) in den ersten neun Monaten auf -4,2 (-3,3) Mrd. Euro. Die Konzernführung bekräftigte, dass diese Position für den Mittelzufluss 2018 geringer ausfallen werde als 2017, als Airbus 3 Mrd. Euro erzielte. Die Erstkonsolidierung der früheren Bombardier-Fertigungslinie führt zu einem Mittelabfluss von 300 Mill. Euro. In der Regel erhält Airbus zum Jahresende Anzahlungen von Auftraggebern im Militärgeschäft, die den freien Cash-flow ins Positive drehen.