Luftverkehrsbranche

Airline-Branche kann Nachfrage nicht decken

Passagierzahlen, Umsatz und Ergebnisse der globalen Airline-Industrie dürften die Werte des Vorkrisenjahres 2019 in diesem Jahr deutlich übertreffen, doch Probleme der Zulieferer und verspätete Flugzeugauslieferungen bremsen sie aus.

Airline-Branche kann Nachfrage nicht decken

Airlines können Nachfrage nicht decken

Luftverkehrsbranche erwartet 2024 ein Rekordjahr – Zuliefererprobleme dämpfen Wachstum

Passagierzahlen, Umsätze und Ergebnisse der globalen Airline-Industrie dürften die Werte des Vorkrisenjahres 2019 in diesem Jahr deutlich übertreffen, doch Probleme der Zulieferer und verspätete Flugzeugauslieferungen bremsen sie aus. Gleichzeitig bleibt die Gewinnspanne dünn.

wü Dubai

Die Luftverkehrsbranche fliegt der Coronakrise endgültig davon. Trotz anhaltender geopolitischer Konflikte und Spannungen rechnet der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) 2024 mit einem Rekordjahr. Passagierzahlen, Umsätze und Ergebnisse dürften die im Vorkrisenjahr 2019 erzielten Höchststände übertreffen und sich besser entwickeln als bisher erwartet. „In einer Welt vielzähliger und wachsender Unsicherheiten stärken Fluggesellschaften weiterhin ihre Profitabilität“, sagte IATA-Generaldirektor Willie Walsh auf der diesjährigen Hauptversammlung des Verbandes in Dubai.

Dünne Gewinnmarge

Der Umsatz der globalen Airline-Industrie dürfte sich im laufenden Jahr um 9,7% auf 996 Mrd. Dollar erhöhen. Dabei dürften die Einnahmen aus dem Passagiergeschäft von vermutlich 646 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr auf 744 Mrd. Dollar steigen. Dagegen dürfte sich das Cargo-Geschäft weiter abschwächen, so dass die Einnahmen aus dem Luftfrachtgeschäft von 138,3 Mrd. auf 119,8 Mrd. Dollar sinken dürften. Die Zahl der Passagiere wiederum dürfte mit 4,96 Milliarden deutlich über dem Rekordwert von 2019 liegen, als Fluggesellschaften weltweit 4,54 Milliarden Passagiere transportiert haben.

Die IATA-Experten gehen davon aus, dass das operative Ergebnis mit 59,9 Mrd. Dollar ebenfalls beträchtlich höher als im Vorkrisenjahr ausfallen wird, als es 43,2 Mrd. Dollar betrug. Unter dem Strich dürften Airlines weltweit ein Nettoergebnis von 30,5 Mrd. Dollar einfliegen, nach 27,4 Mrd. Dollar im letzten Jahr. Zum Vergleich: 2019 waren es 26,4 Mrd. Dollar, bevor die Covid-Pandemie der Branche dann ein Jahr später einen Nettoverlust von 137,7 Mrd. Dollar einbrockte.

Trotz der besseren Aussichten gibt es einige Wermutstropfen. Die Airline-Industrie sei zwar auf dem Weg zu nachhaltigen Gewinnen, doch es gäbe immer noch Nachholbedarf, meinte IATA-Chef Walsh. „Eine Rentabilität des investierten Kapitals von 5,7% liegt deutlich unter den Kapitalkosten, die mehr als 9% betragen.“ Zudem werden die Fluggesellschaften dieses Jahr im Schnitt gerade 6,10 Dollar pro Passagier verdienen. „In vielen Regionen der Welt reicht das gerade mal für einen Kaffee“, sagte IATA-Chef-Ökonomin Marie Owens Thomsen.

Viele Flieger bleiben am Boden

Dazu kommt ein anderes Problem: Fluggesellschaften können mit ihrem Angebot derzeit nicht die Nachfrage decken. Denn sie haben nicht genügend Flugzeuge, Ersatzteile oder Slots an den Flughäfen, von alternativen SAF-Treibstoffen ganz zu schweigen. Wegen der Probleme mit der Lieferkette seien derzeit rund 100 Flugzeuge aus der insgesamt 750 Jets umfassenden Flotte der Gruppe nicht im Einsatz, berichtete Lufthansa-Chef Carsten Spohr Journalisten. Bei anderen großen Airlines aus dem Branchenverband sähen die Zahlen ähnlich aus. So berichtet Air France von Problemen mit einigen Ersatzteilen für die Kabine. Der IATA gehören insgesamt 320 Fluggesellschaften an. Für Frust in der Branche sorgen auch die Verzögerungen, zu denen es bedingt durch die Probleme der Zulieferer bei den Auslieferungen neuer Flugzeuge von Airbus und Boeing kommt. Bei dem US-Flugzeugbauer kommen Qualitätsprobleme dazu, die die geplante Hochfuhr der Produktion verhindern. Die IATA hat deshalb die Zahl der für dieses Jahr erwarteten Flugzeugauslieferungen von 1.777 auf 1.583 nach unten korrigiert.

Auslieferungsproblem hält an

„Die Situation zwingt Airlines dazu, die Eröffnung neuer Verbindungen zu verschieben oder alte Flugzeuge wieder in Betrieb zu nehmen“, sagt Walsh. Er geht davon aus, dass das Problem auch 2025 und 2026 fortbestehen wird. Emirates-Chef Tim Clark erwartet, dass es fünf Jahre dauern wird, bis Boeing seine Produktionsprobleme in den Griff bekommt. Der Golf-Carrierer wartet noch immer auf die Auslieferung der neuen 777X-Jets, die sich bereits um fünf Jahre verzögert hat. „Sie werden vermutlich nicht vor 2026 kommen“, schätzt Clark.

China und Kriege bremsen

Neben den Zuliefererproblemen gehören die Wachstumsabschwächung in China, der Ukraine-Krieg und eine mögliche Ausweitung des Israel-Hamas-Krieges zu möglichen Risiken für die Airline-Industrie. Europäische Fluggesellschaften leiden noch immer darunter, dass sie auf dem Weg nach Asien nicht durch den russischen Luftraum fliegen können.

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