Airline-Gruppe IAG kommt Aer Lingus näher
Die britisch-spanische Airline-Gruppe IAG kommt ihrem Ziel, die irische Aer Lingus zu übernehmen, einen Schritt näher. Irland wird seinen 25 %-Anteil an der Fluglinie an die British-Airways-Mutter verkaufen. Ob die Übernahme letztlich gelingt, hängt nun vom Konkurrenten Ryanair ab, der 29,8 % an Aer Lingus hält. Die europäischen Wettbewerbshüter prüfen den Deal.lis Frankfurt – Die Airline-Gruppe IAG, zu der British Airways, die spanische Iberia und die Billigfluglinie Vueling gehören, kommt bei der Übernahme der irischen Aer Lingus voran. Die irische Regierung teilte am Dienstagabend mit, sie werde den Staatsanteil von 25 % an der Fluggesellschaft an IAG verkaufen. 29,8 % an Aer Lingus hält der irische Konkurrent Ryanair, der in der Vergangenheit selbst erfolglos versucht hatte, Aer Lingus zu übernehmen.Das Ryanair-Management hatte am Vortag gesagt, sollte man ein Angebot erhalten, werde der Board es in Erwägung ziehen (vgl. BZ vom 27. Mai). Die britische Wettbewerbskommission hatte nach der untersagten Aer-Lingus-Übernahme entschieden, dass Ryanair den Anteil an dem Wettbewerber auf höchstens 5 % reduzieren muss. Den Deal mit IAG prüfen wiederum die europäischen Wettbewerber bis Anfang Juli, wie die EU-Kommission gestern mitteilte.Die Verantwortlichen von IAG beziffern das Volumen ihres – angeblich rein schuldenfinanzierten – Angebots für Aer Lingus auf insgesamt knapp 1,4 Mrd. Euro. Dieser Preis setzt sich aus 2,50 Euro und 5 Cent Dividende jeweils in bar je Aktie zusammen. Damit sei man bereit, eine Prämie von 40 % auf den Schlusskurs vom 17. Dezember 2014 zu zahlen. Damals hatte IAG erstmals einen Übernahmeversuch gestartet, war aber abgeblitzt. Zuletzt hatte Aer Lingus im Januar ein auf 2,40 Euro je Aktie aufgestocktes Angebot von IAG abgelehnt. Auch die irische Regierung hatte zunächst nein gesagt und mehr Zugeständnisse bei Arbeitsplätzen und Flugrouten gefordert. IAG hatte stets betont, dass man sich mit den großen Anteilseignern Irland und Ryanair auf eine Übernahme von Aer Lingus einigen wolle und diese nur zustande komme, wenn mindestens 90 % der Anteile übernommen werden könnten. “Königsmacher” RyanairDie aktuelle Situation mache aus Ryanair den “Königsmacher”, kommentierten die Jefferies-Analysten Mark Irvine-Fortescue und Ian Rennardson. Deshalb werden nun harte Verhandlungen zwischen IAG-CEO Willie Walsh und seinem Ryanair-Kollegen Michael O’Leary erwartet. “Sollte Ryanair das aktuelle Angebot als zu niedrig zurückweisen, wird IAG wohl mit einem erhöhten Angebot für alle Anteilseigner zurückkommen müssen”, so die Analysten. Experten waren bisher davon ausgegangen, dass IAG das Angebot womöglich auf bis zu 2,80 Euro je Aktie aufstocken muss, um bei der irischen Regierung und Ryanair zum Zuge kommen zu können. Gestern verteuerte sich das Aer-Lingus-Papier um 2,6 % auf 2,44 Euro.Nach reiflicher Überlegung habe man sich entschlossen, dass das Angebot der IAG im besten Interesse der Aer Lingus sei, lässt sich der irische Transportminister Paschal Donohoe zitieren. IAG habe Zugeständnisse gemacht und weitere Informationen über ihre Pläne offengelegt. Bei IAG hieß es, Aer Lingus werde die Start- und Landerechte (Slots) am Londoner Flughafen Heathrow behalten und die Verbindungen zwischen Irland und dem britischen Drehkreuz noch “mindestens” sieben Jahre anbieten. British Airways/IAG dürfte mittelfristig keinen Bedarf haben, diese Slots selbst zu nutzen, allerdings wird in einigen Jahren ein Kapazitätsengpass am wichtigsten europäischen Flughafen erwartet – vorausgesetzt, es wird keine neue Start- und Landebahn gebaut. Aer Lingus hält etwa 3 % der Start- und Landerechte in Heathrow, IAG kommt auf 52 %. Dieser Anteil war gestiegen, nachdem sich die britisch-spanische Gruppe 2012 die ehemalige Lufthansa-Tochter BMI einverleibt hatte.Aer Lingus wächst derzeit stark auf den Transatlantikverbindungen, und diese sind der wichtigste und profitabelste Teil des British-Airways-Geschäfts. Zudem sind die Aer-Lingus-Heimatflughäfen Dublin und Shannon die einzigen Airports in Europa mit sogenannter “Pre-Clearance”, das heißt die Einreiseformalitäten für die USA können dort vorab erledigt werden, die von dort ankommenden Passagiere werden in den USA wie Inlandsreisende behandelt.IAG erwartet bereits im ersten Jahr nach der Übernahme einen positiven Ergebnisbeitrag durch den Zukauf, äußert sich aber nicht zu Details. Für Aer Lingus wird das Ziel ausgegeben, dass die Iren mittelfristig bei der operativen Rendite auf IAG-Level oder darüber landen sollen – 2014 wurden 6,0 % geschafft, IAG kam auf 7,8 %. Für 2016 bis 2020 plant die Airline-Gruppe mit 10 bis 14 %. Zum Vergleich: Lufthansa erwirtschaftete 2014 eine operative Marge von 3,7 %.