Airlines ringen um grünen Treibstoff
wü Doha
Nachhaltigkeit ist eines der Themen, die die Luftfahrtbranche derzeit am stärksten beschäftigen. Während die Bundesregierung am Dienstag Pläne für eine klimaneutrale Luftfahrt vorlegte, forderte der Branchenverband IATA (International Air Transport Association) staatliche Anreize, um die Produktion von nachhaltigem Sustainable Aviation Fuel (SAF) voranzutreiben. Es entbehrt jedoch nicht einer gewissen Ironie, dass Qatar Airways, der Gastgeber der diesjährigen IATA-Hauptversammlung, am Abend zuvor in ein mit Klimaanlagen gekühltes Fußballstadion eingeladen hatte.
Dabei hat sich die Luftfahrtindustrie verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu sein. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, für den es neuer Technologien, erneuerbarer Treibstoffe und effizienterer Verkehrsflüsse bedarf. Nachhaltig produzierte Treibstoffe gelten als eine der wichtigsten Etappen dahin, da sie helfen können, den CO2-Ausstoß um bis zu 80 % zu reduzieren. Zudem wird die Entwicklung klimafreundlicherer Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb noch lange dauern.
Der Anteil von SAF an den Lösungen zum Erreichen des Ziels, bis 2050 klimaneutral zu werden, dürfte nach derzeitigen Prognosen 65 % betragen, schätzt die IATA. Dafür wäre eine Produktionskapazität von jährlich 449 Mrd. Litern notwendig. Es gebe Investitionen, um die SAF-Produktion von derzeit 125 Mill. Litern bis 2025 auf 5 Mrd. Liter zu steigern, erklärt der Verband, dem 290 Airlines angehören. Mit Hilfe von effizienten Anreizen seitens der Regierungen könnte die Produktion 2030 dann 30 Mrd. Liter erreichen.
Regierungen müssten sich noch nicht mal etwas Neues ausdenken, meint IATA-Chef Willie Walsh. „Anreize, die Stromproduktion auf erneuerbare Energiequellen wie Solar- und Windkraft umzustellen, haben funktioniert.“ Deshalb sei nachhaltig produzierter Strom inzwischen bezahlbar geworden. SAF dagegen kostet derzeit zwei- bis viermal so viel wie herkömmliches Kerosin.
Trotz der höheren Kosten hätten Airlines 2021 jeden Tropfen der verfügbaren SAF-Produktion gekauft, so die IATA. Denn gerade Geschäftskunden, deren Unternehmen sich selber Nachhaltigkeitsziele gesetzt hätten, würden gezielt danach fragen, berichtet Air-France-Chefin Anne Rigail.
Mehr Investitionen
Air France bietet inzwischen neben Spenden für Baumpflanzungen als Ausgleich für den CO2-Ausstoß für gebuchte Flugstrecken auch teurere Spenden für die Beimischung von SAF an. Es sei klar, dass die höheren Kosten für SAF genau wie die gestiegenen Ölpreise Auswirkungen auf die Preise haben werden, räumte Walsh ein. „Aber wir müssen diesen Übergang vollziehen“, sagt er.
Noch wird nicht genügend SAF produziert − in Australien bisher gar nicht. Deshalb haben Airbus und Qantas Airways in Doha angekündigt, bis zu 200 Mill. Dollar investieren zu wollen, um die Schaffung einer dortigen SAF-Produktion voranzutreiben. Qantas hat versprochen, dass der Anteil von SAF am Kerosinbedarf der Airline 2030 insgesamt 10 % betragen soll.