Airlines stoßen in neues Terrain vor

Lufthansa fliegt mehr Passagiere im Juli - Optimistisch für Eurowings - Ryanair will Zubringerdienste anbieten

Airlines stoßen in neues Terrain vor

hei Frankfurt – Bei den großen europäischen Fluggesellschaften läuft die Suche nach neuen Wachstumschancen auf Hochtouren. Während sich IAG, die Mutter von British Airways und Iberia, nach langem Ringen den irischen Carrier Aer Lingus einverleibt und damit ihr Portfolio in einem wichtigen kostengünstigen Segment stärkt, gibt sich die Lufthansa schon Monate vor dem Start ihrer Billigplattform Eurowings optimistisch. Das von Konzernchef Carsten Spohr im vergangenen Jahr vorgestellte Wings-Konzept will mit der Zweitmarke auf der Langstrecke in das Segment “preissensibler” Privatreisender vorstoßen, um diese wachsende Zielgruppe nicht an die Konkurrenz insbesondere aus den Golf-Staaten zu verlieren.Vor dem Start der ersten Strecken von Köln/Bonn nach Dubai oder Thailand sowie karibischen Zielen wie Kuba oder Dominikanische Republik sei die Buchungslage “vielversprechend”, meldet der Konzern, der bei seinen Plänen allerdings mit hartem Widerstand der Belegschaft, vor allem der Piloten ringt. Um konkurrenzfähig zu sein, soll die in Wien angesiedelte Eurowings GmbH mit 40 % niedrigeren Kosten als die Lufthansa Passage und damit in etwa auf dem Niveau von Easyjet operieren. Der Vorstand hält einen Ausbau von Eurowings für überlebenswichtig für die Lufthansa. Die Pilotengewerkschaft VC, die niedrigere Löhne und vor allem einen starken Einflussverlust fürchtet, weil sie mit einer in Österreich angesiedelten Gesellschaft keine Tarifverträge abschließen kann, läuft gegen die Pläne Sturm und hat die Lufthansa seit Frühjahr 2014 schon zwölf Mal durch Streiks lahmgelegt. Zurzeit laufen wieder Gespräche. Auslastung gestiegenUnterdessen hat die Kranichlinie im Juli konzernweit 6,4 % mehr Passagiere befördert und die Auslastung trotz einer um 1,2 % gestiegenen Anzahl von Flügen um 2,3 Punkte auf 86,9 % gesteigert. Den stärksten Zuwachs zeigte dabei die Lufthansa Passage, die ihren Absatz um 7 % steigerte, während Swiss ein Plus von 5,5 % zeigte und Austrian Airlines um 3 % zulegte.In der Fracht lief es dagegen weniger gut. Ein um 2,7 % ausgeweitetes Angebot resultierte in einer um 4,6 Punkte gesunkenen Auslastung. Trotz der Erfolge im Passagiergeschäft beklagt Lufthansa wie schon seit vielen Monaten währungsbereinigt deutlich sinkende Preise. Der Druck auf die Yields belastet das Konzernergebnis und ist Wasser auf die Mühlen der Verfechter von ergänzenden Billigplattformen wie Eurowings oder Germanwings, die von Deutschland aus deutsche und europäische Ziele im Punkt-zu-Punkt-Verkehr bedienen.Damit will Lufthansa Ryanair, dem Marktführer unter den Billigfliegern, Paroli bieten. Ryanair, die seit Jahren die Preisführerschaft in Europa verteidigt und übers Jahr durchweg mit hoher Auslastung deutlich jenseits von 80 % operiert, stößt seit einiger Zeit ebenfalls in neues Terrain vor. So hat die Airline ihre Einheitstarife aufgegeben und bietet als neues Produkt auf zahlreichen Strecken spezielle Businesstarife an, die teurer sind und mehr Komfortmerkmale haben. Sie können zum Beispiel storniert oder umgebucht werden. Damit hat der Carrier sich neue Wachstumsmöglichkeiten erschlossen. Ryanair überarbeitet auch ihren Internet-Auftritt, um den Einfluss von Suchmaschinen wie Skyscanner oder Google-Flights einzudämmen und den bei den Iren traditionell sehr starken Eigenvertrieb zu sichern. Gespräche mit IAGDarüber hinaus will die nach Passagierzahlen größte Airline in Europa eine weitere Flugschneise ergattern. Das Unternehmen erwägt, sich als Zubringer für verschiedene Netzcarrier ins Spiel zu bringen. Derzeit laufen Gespräche mit IAG. Ryanair-Chef Michael O’Leary erklärte im Interview mit Reuters, der Vorteil für die Netzcarrier liege darin, dass sie viel billigere Zubringerdienste auf Kurzstrecken bekommen als von anderen. Allerdings müssten sie die Verantwortung für verpasste Anschlüsse übernehmen. Sein Vorschlag sieht vor, dass die Passagiere ihre Tickets vom Anbieter der Langstrecke kaufen. Dieser kümmere sich um die Abfertigung und um das Gepäck sowie Anschlüsse.Eine weiterer Versuchsballon von O`Leary ist indes noch nicht aufgestiegen: Der eigene Einstieg in den Langstreckenverkehr über den Atlantik wurde angedacht aber auf die lange Bank geschoben.