Aixtron-Aktionäre blasen zum Widerstand

Anleger kritisieren auf Hauptversammlung die Offerte aus China - AR-Chef wirbt eindringlich für Investor

Aixtron-Aktionäre blasen zum Widerstand

ak Aachen – Die Aixtron-Führung ist auf der Hauptversammlung des Maschinenbauers in Aachen auf scharfen Widerstand ihrer Kleinaktionäre gestoßen. Mit der Übernahmeofferte der chinesischen GCI, die vom Management befürwortet wird, zeigten sich die Redner nicht zufrieden. In einer kontroversen, aber sachlich geführten Debatte waren sowohl der Preis als auch die Absichten des Investors Thema. “Es liegt doch auf der Hand: Der will doch nur das Know-how, und das zu einem Spottpreis”, äußerte ein Kleinanleger.Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellte kurzerhand eine empirische Untersuchung an: Auf die Frage, wer im Saal bei der Offerte von 6 Euro einen Gewinn mache, hoben lediglich drei von rund 200 anwesenden Aktionären die Hand.Auch Daniel Vos von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger beschäftigte sich mit der Höhe des Angebots von Grand Chip Investment (GCI), die am Montag die Offerte angekündigt hatte. Immerhin habe der Kurs noch Anfang Dezember 2015 – kurz bevor die weitgehende Stornierung des wohl wichtigsten Großauftrags der letzten Zeit durch den größten chinesischen LED-Produzenten San’an für einen Kurssturz gesorgt hatte – noch bei 7 Euro gelegen. DSW-Vertreter Hechtfischer rechnete vor, dass die operativen Geschäfte von Aixtron, wenn man die Kasse von 180 Mill. Euro herausrechne, in der Übernahmeofferte nur noch mit 4 Euro je Aktie bewertet würden. Viel Geld nötigEmotional wurde es, als Aufsichtsratschef und Aixtron-Urgestein Kim Schindelhauer kurz vor der Abstimmung das Wort ergriff und die Entwicklung kommentierte: “Das tut mir schon sehr weh.” Aixtron mache seit 2011 keine Gewinne mehr. “Weitermachen wie bisher ist keine Lösung.” Weltweit konsolidiere sich die Chipindustrie, weil niemand die enormen Entwicklungskosten mehr allein stemmen könne. Im Verhältnis seien die 180 Mill. Euro in der Kasse “Kindergarten” und “für ein Unternehmen in unserem Bereich wenig”.Bei GCI handele es sich um einen “ehrenwerten Investor”. Schindelhauer machte klar, dass sich einige Aktionäre auf Verluste einstellen müssten. “Die Alternative dummerweise ist nicht der persönliche Einstandswert”, betonte er und machte deutlich, wie sehr Aixtron auf frische Mittel angewiesen ist. “Die Zukunft kann auch bitterer aussehen.”Aixtron-Chef Martin Goetzeler warb ebenfalls für GCI. Aixtron werde weitere Mittel benötigen, um die in der Entwicklung befindlichen Produkte marktreif zu machen. “Dann wird weiteres Kapital zufließen, und das ist auch Teil der Vereinbarung mit den Chinesen.”Der LED-Anlagenbauer betreibt eine langwierige kosten- und forschungsintensive Diversifikationsstrategie. Ziel ist es, sich vom von Überkapazitäten geprägten LED-Markt unabhängiger zu machen. Doch immer wieder gab es Rückschläge. Die Entwicklung dauert in einigen Feldern länger als erwartet, mit der vielversprechenden OLED-Technologie für die Fernseherproduktion werden nennenswerte Umsätze erst 2018 erwartet.In den Abstimmungsergebnissen zeigte sich die vorhandene Skepsis des Streubesitzes. Anstatt der üblichen Ergebnisse von weit über 90 % wurden Vorstand und Aufsichtsrat mit knapp 88 % entlastet. Auch die Neuwahl aller Aufsichtsratsmitglieder war kein Ruhmesblatt für die Verwaltung. Prof. Petra Denk kam mit 86,4 % auf den besten Wert. Der Kapitalmarktexperte Prof. Wolfgang Blättchen erhielt mit 64,3 % einen Denkzettel. Im Vorfeld hatte es Kritik wegen Mandatshäufung gegeben.Ärger hat Aixtron auch in den USA: Hier ist eine Sammelklage eingereicht worden, die sich auf angeblich irreführende Informationen des Vorstands zu dem geplatzten Großauftrag von San’an bezieht. Die Höhe des Schadenersatzanspruchs sei noch nicht beziffert, sagte Goetzeler. Der Maximalanspruch belaufe sich auf etwa 9 Mill. Euro. Allerdings hält Aixtron die Klage für völlig unbegründet.—– Wertberichtigt Seite 8