Private Equity

Aktionäre attackieren Software AG

Auf der Hauptversammlung müssen Aufsichtsrat und Vorstand der Software AG heftige Kritik einstecken. Aktionäre monieren die Position der Konzernführung im Übernahmekampf der Finanzinvestoren Bain Capital und Silver Lake.

Aktionäre attackieren Software AG

Aktionäre attackieren Software AG

Anteilseigner pochen auf Neutralitätspflicht im Übernahmekampf der Finanzinvestoren Bain Capital und Silver Lake

cru Frankfurt

Aufsichtsrat und Vorstand der Software AG sind am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Darmstadt wegen ihrer parteilichen Haltung im Übernahmekampf der Finanzinvestoren um das Unternehmen heftig unter Beschuss geraten. Der Grund: Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar hat trotz der höheren Gegenofferte der US-Softwarefirma Rocket Software aus dem Portfolio der Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital von mindestens 34 Euro je Aktie erneut für das Übernahmeangebot des US-Technologieinvestors Silver Lake von 32 Euro geworben. Die Angebotsunterlage hat Silver Lake am Mittwochabend veröffentlicht, die Annahmefrist endet am 14. Juni um Mitternacht.

„Das Angebot ist im besten Interesse aller Aktionäre. Und mit unserem Investor Silver Lake haben wir den perfekten Partner, um unsere Ziele zu erreichen“, sagte Brahmawar laut Redetext. Das ans Unternehmen angetragene Angebot einer anderen Partei – also die unverbindliche Gegenofferte der US-Firma Rocket Software – halte der Vorstand nicht für überlegen, so dass man beschlossen habe, nicht darauf einzugehen.

Die Software AG ist zum begehrten Ziel geworden.

Dagegen halten die Software-AG-Großaktionäre Schroders und Harris diese Parteinahme für voreilig, wie sie bereits vor der Hauptversammlung erklärten. Auch Corporate-Governance-Experte Christian Strenger sieht die Konzernführung in erhebliche Interessenkonflikte verstrickt: „In den letzten Wochen entstand bei mir der Eindruck, dass die gesetzlich erforderliche Neutralitätspflicht der Software-Organe kaum hinreichende Beachtung gefunden hat und die erforderlichen Sorgfaltsstandards im Übernahmeprozess bisher wenig beachtet wurden“, sagte Strenger, Professor und Direktor des Corporate Governance Instituts der Frankfurt School for Finance und Management, der auch selbst Aktien hält.

Lucas nicht anwesend

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Software AG, Christian Lucas, der auf der Hauptversammlung nicht anwesend war, sei Managing Director beim Bieter Silver Lake und sei mit weiteren zehn Board-Mandaten – davon fünf als Chairman – eindeutig „overboarded“. Mit Herrn Whitehurst, Spezialberater von Silver Lake, sitze ein zweiter Vertreter des Bieters – und damit die Hälfte der Anteilsvertreter – im Aufsichtsrat. Silver Lake hat kürzlich mit der Software AG Stiftung unter bestimmten Bedingungen einen Kaufvertrag über deren Aktienpaket in Höhe von 25,1% vereinbart. Zwar wurde vom Aufsichtsrat für die Behandlung der Interessenkonflikte durch diese Vereinbarung und die auch durch die große 344 Mill. Euro Wandelanleihe vom Dezember 2021 bestehende große Einflussposition von Silver Lake ein Übernahmeausschuss etabliert, in dem Silver Lake nicht vertreten ist. Doch: „Ob das Vorgehen des Ausschusses und der Verwaltung generell wirklich guten Corporate-Governance-Standards und den erforderlichen Vorgaben entspricht, halte ich bis zur umfassenden Darlegung des von der Verwaltung und von wem sonst bis heute verfolgten Übernahmeprozesses für zumindest fraglich“, monierte Strenger.

Silver Lake hatte der Software AG zunächst nur 30 Euro je Aktie geboten und hatte angesichts potenzieller höherer Gebote von dritter Seite kurz danach bereits auf 32 Euro je Aktie erhöht. Angesichts des Vertrags der Software AG Stiftung mit Silver Lake stellt sich laut Strenger die Frage, ob der Vorstand nicht hart genug im Interesse aller Aktionäre verhandele. Bain war auf der Hauptversammlung nicht sichtbar vertreten und äußerte sich nicht öffentlich. Doch beobachteten Vertreter der Amerikaner natürlich das Aktionärstreffen.

Kleinaktionäre machten ihrem Ärger über die Rolle des Managements im Bieterwettkampf Luft. Sie kritisierten die Parteinahme für das Angebot von Silver Lake, obwohl Rivale Bain über die Tochter Rocket Software mehr Geld auf den Tisch legen wolle. „Es gilt Neutralitätspflicht“, mahnte Rechtsanwalt Martin Weimann, der nach eigenen Angaben mehrere Eigner der Software AG vertrat. „Sie müssen Bain eine faire Chance einräumen.“ Auf diesen Aspekt verwies auch Andreas Schmidt, Vorstand bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Warum wurde das letzte Angebot von Bain so schnell abgelehnt?“ Bereits vor der Hauptversammlung war der geplante Börsen-Rückzug der Software AG nach einer Übernahme durch Silver Lake auf Widerstand gestoßen. „Ein mögliches Delisting wäre ein harter Einschnitt für private Anleger, von denen einige seit vielen Jahren investiert sind“, sagte Rechtsanwalt Wolfgang Schärfe, der den Aktionärsverband DSW bei der Hauptversammlung vertritt.

Aktienkurs steigt

Die Software-AG-Aktie notiert um 34,20 Euro, also oberhalb der Bain-Offerte, was dafür spricht, dass Investoren einen fortgesetzten Bieterkampf erwarten. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich seit Februar nahezu verdoppelt auf 2,5 Mrd. Euro. Größter Anteilseigner ist die Software AG Stiftung des Gründers Peter Schnell, die rund 30% hält und davon rund 25% vertraglich Silver Lake zugesichert hat.

Da über eine Übernahme auf der Versammlung nicht abgestimmt werden konnte, kündigten mehrere Aktionärsvertreter an, gegen eine Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sowie andere Punkte auf der Tagesordnung zu stimmen. Einige Minderheitseigner unterstützten dies mit Beifall und „Bravo“-Rufen. Letztlich wurde der Vorstand mit 96% der abgegebenen Stimmen entlastet, der Aufsichtsrat mit 91%.

Auf der Hauptversammlung mussten Aufsichtsrat und Vorstand der Software AG heftige Kritik einstecken. Aktionäre monieren die Position der Konzernführung im Übernahmekampf der Finanzinvestoren Bain Capital und Silver Lake. Sie fordern die Einhaltung der Neutralität gegenüber beiden Bietern.

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