Aktionäre gegen Autoscout24-Deal

Streubesitz stellt sich gegen Aktivisten - Hedgefonds platzieren aber Abgesandten im Aufsichtsrat

Aktionäre gegen Autoscout24-Deal

Die Kleinaktionäre von Scout24 lehnen einen Verkauf von Autoscout24 ab, Fondsmanager wünschen sich mehr Ruhe für das Unternehmen. Zugleich platzierten Hedgefonds gegen den Willen der Verwaltung einen eigenen Kandidaten im Aufsichtsrat. Der Übernahmeversuch im Frühjahr wurde kritisiert.mic München – Eine Abspaltung der Auto-Handelssparte Autoscout24 mache nicht viel Sinn, kritisierte Andrea Winter, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), auf der Hauptversammlung von Scout24. Damit stellte sie sich gegen den US-Hedgefonds Elliott, der eine Konzentration auf die Sparte Immobilienscout24 gefordert hatte. “Es ist nicht im Sinne langfristiger Aktionäre, Autoscout24 abzutrennen”, sagte Winter vor 150 Anteilseignern. 79 % des Grundkapitals waren vertreten.Kurzfristig könnten die Aktionäre zwar durch einen Verkauf etwas mitnehmen, aber dies sei eben zu kurz gedacht, sagte Winter. Ihre Forderung: “Die Erfolgsstory soll einfach weitergehen.” Nikolaus Lutje enthielt sich als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) einer konkreten Beurteilung. Dagegen bekräftigte eine Sprecherin die Position des Vermögensverwalters Baillie Gifford (vgl. BZ vom 17. August), es solle nicht mehr Unruhe in das Unternehmen hereingetragen werden.Am Ende der fast siebenstündigen Hauptversammlung brachte allerdings die Abstimmung über drei zu besetzende Aufsichtsratsposten zusätzliche Unwägbarkeiten in die Unternehmensführung. Denn dem Fonds Pelham gelang es, seinen Favoriten Christoph Brand durchzusetzen. Der Tamedia-Manager erhielt 53,8 % der Stimmen. Daraufhin zog Mathias Hedlund (Etraveli-CEO) als Kandidat der Verwaltung zurück. Gewählt wurden dagegen André Schwämmlein (CEO Flix Mobility) mit 83,8 % und Frank Lutz (früherer MAN- und Covestro-Finanzvorstand) mit 78,8 %. “Wir wollen aber mehr”Viel Lob erhielt das Management für die operative Leistung. Ein Aktionär sprach von einer eindrucksvollen Wachstumsstory. SdK-Sprecherin Winter schlug in die gleiche Kerbe. “Das letzte Jahr war ein sehr erfolgreiches Jahr”, sagte sie: “Wir wünschen uns, dass es so weitergeht.” Scout24-Vorstandschef Tobias Hartmann versprach in seiner Rede neue Erfolge. “Wir wollen aber mehr”, lautete seine Schlussfolgerung. Die Kosten würden gesenkt, die Marge solle daher bis zum Jahr 2021 um 200 bis 300 Basispunkte steigen. Außerdem würden verschiedene strategische Optionen für Autoscout24 geprüft.Kritisch setzten sich die Aktionäre damit auseinander, dass Vorstand und Aufsichtsrat das Übernahmeangebot der Finanzinvestoren Blackstone und Hellman & Friedman unterstützt hatten. Sie hatten im Frühjahr 46 Euro je Aktie geboten, jedoch scheiterten sie an der Mindestannahmeschwelle von 50 % plus eine Aktie. Mittlerweile notiert das Papier bei mehr als 53 Euro. Das Management habe kein gutes Bild abgegeben, kritisierte ein Aktionär. Es komme selten vor, dass eine ausdrücklich befürwortete Übernahme scheitere. Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Holger Albrecht hielt dagegen, dass die Prämie auf den unbeeinflussten Aktienkurs 27 % betragen habe. Mittlerweile sei die Stimmungslage an den Kapitalmärkten allgemein besser.