Aktive Rolle bei Konsolidierung
mic München
Der Infineon-Vorstand hat die Rückendeckung seines Aufsichtsrats bei möglichen weiteren Akquisitionen nach der Übernahme der Cypress Semiconductor im vergangenen Jahr. „Insofern unterstütze ich eine aktive Rolle Infineons“, sagte Vorsitzender Wolfgang Eder auf der Online-Hauptversammlung. Es gebe immer wieder Optionen, der Markt sei permanent im Umbruch, fügte er auf eine der 59 Fragen von 15 Anteilseignern hinzu.
Der Konzern verzeichnete auf der fünfstündigen Veranstaltung die höchste Präsenz seit mehr als zehn Jahren. Sie betrug 70,6%. Zum Vergleich: Der Tiefpunkt der vergangenen Dekade hatte im Jahr 2013 bei 42% gelegen. Die Aktionäre entlasteten fast alle Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat mit mehr als 99%, allein Eder erhielt „nur“ gut 98%.
Auf gewissen Widerstand stießen zwei Tagesordnungspunkte: Die Bestellung von KPMG zum Abschlussprüfer fand die Zustimmung von 91,5% des anwesenden Grundkapitals. 93,5% winkten das neue System zur Vergütung des Vorstands durch. Der Kommentar von Eder nach der langwierigen Verlesung der einzelnen Voten: „Ich glaube, ich werde heute von den Abstimmungsergebnissen träumen.“
Die Aktionäre zeigten sich durchgehend angetan bis begeistert über die Leistung des Unternehmens. Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Aktionärsschützervereinigung DSW, bescheinigte dem Vorstand hervorragende Arbeit in schwierigen Zeiten: „Infineon ist gut durch die Krise gekommen.“ Der Aktienkurs gehe immer mehr durch die Decke. Union-Investment-Portfoliomanager Markus Golinski erklärte, nach zwei eher enttäuschenden Jahren sei endlich der Knoten geplatzt: „Das Krisenmanagement im vergangenen Jahr war sehr gut.“ Seine Deka-Kollegin Vanessa Golz sagte, Infineon scheine auf die Überholspur zu wechseln.
Eder betonte: „Infineon wird aus einer Position der Stärke heraus eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung des Halbleitermarktes, auch wenn es um sinnvolle Konsolidierungsschritte geht, spielen.“ Vorstandschef Reinhard Ploss sagte, man selbst schütze sich nicht vor einer Übernahme. Aber: „Wir sind überzeugt, wir haben die Stärke, hier am meisten Mehrwert für unsere Aktionäre durch die Fortführung des organischen und profitablen Wachstums zu generieren.“
Ploss erklärte, bei der Cypress-Integration komme Infineon gut voran. Finanzvorstand Sven Schneider bezifferte die Kostensynergien im laufenden Geschäftsjahr auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Bis zur Mitte des Geschäftsjahres 2022/2023 sollen wie bekannt 180 Mill. Euro eingefahren werden.
Die geplante Übernahme der deutsch-britischen Dialog Semiconductor durch den japanischen Chipkonzern Renesas beurteilte Ploss gelassen: „Hier sehen wir eher eine moderate Auswirkung auf Infineon.“ Vorstand Helmut Gassel betonte, Infineon sei auf den fraglichen Geschäftsgebieten viel besser aufgestellt. Bei dem Kauf des Wafer-Produzenten Siltronic durch die taiwanische Global Wafers pocht Infineon auf die Geschäftsbeziehung zu den Deutschen. „Wir erwarten, dass wir weiter eine gute technische Zusammenarbeit haben“, sagte Ploss.
Gassel erklärte zur Abhängigkeit der Chiphersteller von Auftragsfertigern zum Beispiel aus Taiwan, es wäre wünschenswert, zu einer globalen Aufstellung zu kommen. China und auch die USA hätten ambitionierte Programme aufgelegt, um die Abhängigkeit zu reduzieren: „Europa sollte nicht zurückstehen.“