Aktivist rudert bei Stada zurück

Drei neue Aufsichtsräte verlangt, nicht mehr fünf - Gegenantrag von Governance-Experte Strenger

Aktivist rudert bei Stada zurück

swa Frankfurt – Der bei Stada aufgetauchte aktivistische Aktionär hat nach Gesprächen mit dem Pharmaunternehmen seine Forderungen moderater gefasst. Es sollen nun nicht mehr fünf der sechs Aufsichtsräte auf der Kapitalseite ausgetauscht werden, sondern drei. Der Vorsitzende des Gremiums, Martin Abend, soll an Bord bleiben. Dies geht aus dem nun vom Unternehmen veröffentlichten Ergänzungsantrag von Active Ownership Capital zur Hauptversammlung am 9. Juni hervor. Zügige EntscheidungDas Stada-Management hatte zuvor davon gesprochen, das es Bedenken gegen die rechtliche Zulässigkeit des Antrags gebe (vgl. BZ vom 12. Mai). “Im Rahmen seines Ermessensspielraums hat der Stada-Vorstand entschieden, das Tagesordnungsergänzungsverlangen zuzulassen, um erhebliche Kosten zu vermeiden, die im Fall einer klageweisen Durchsetzung des Verlangens durch Active Ownership Fund oder der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung entstehen würden”, wird nun erklärt. Zum “Wohl des Unternehmens” wolle Stada eine zügige Entscheidung sicherstellen.Stada-Aufsichtsratschef Martin Abend wird mit den Worten zitiert: “Im Sinne guter Corporate Governance ist es uns wichtig, Aufsichtsräte grundsätzlich in der Hauptversammlung zu wählen. Da wir bereits seit einiger Zeit mit Fragen der Nachfolgeregelung befasst waren, fand mit Active Ownership Fund ein konstruktiver Dialog über die qualifizierten Kandidaten statt, die ich begrüße.”Durchs Raster gefallen sind Julia Barth und Norbert Klusen, die Active Ownership ursprünglich auch ins Rennen geschickt hatte. Geeinigt hat man sich auf Klaus-Joachim Krauth (ehemals Hexal und Strüngmann-Family-Office), Ulrich Wandschneider (ehemals Asklepios-CEO) und Klaus Röhrig (Active Ownership). Dem Ergänzungsantrag zufolge sollen Eckhard Brüggemann (Arzt), Constantin Meyer und Arnold Hertzsch (beide Apotheker) abberufen werden. Auf der Tagesordnung steht nun auch die Abschaffung der Aktienvinkulierung. Laut Stada-Satzung würde für die Beschlüsse eine einfache Mehrheit reichen.Nicht locker in seiner Kritik lässt auch der Governance-Experte Christian Strenger, der einen Gegenantrag eingereicht und auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr und später gerichtlich eine Sonderprüfung beantragt hat. Er schlägt nun vor, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern und gegen das Vergütungssystem zu stimmen. Strenger moniert “die auch in 2015 anhaltende Mangel-Performance der Gesellschaft”, die sich nicht nur im Rückgang des bereinigten Ergebnisses zeige, sondern auch im Aktienkurs. Zwar ging es an der Börse für den MDax-Wert im vergangenen Jahr deutlich bergauf, über fünf und zehn Jahre sieht Strenger jedoch zum MDax und vergleichbaren Generika-Aktien “eine eklatante Minderperformance von bis zu 150 %. “Die erneut hohen Bereinigungen von über 55 Mill. Euro belegen, dass die Steigerung des ausgewiesenen Konzerngewinns leider nur eine bilanztechnische Leistung und eben kein Erfolg des Managements ist”, heißt es im Gegenantrag. Den Aufsichtsrat sieht Strenger mit in der Pflicht, weil die “unbefriedigenden Ergebnisse” die “erneut defizitäre Überwachung” abbildeten.Anstoß nimmt Strenger auch an dem neuen Vergütungssystem. Der Aufsichtsrat habe es “immer noch nicht verstanden”, ein “anspruchsvolles Anreizsystem gegenüber dem Vorstand durchzusetzen”. Den bereinigten Konzerngewinn hält der Aktionär als Bemessungsgrundlage für ungeeignet. Der Mechanismus zwischen Zielerreichung und Höhe der variablen Vergütung sei überzogen, weil eine 20-prozentige Überschreitung der Zielvorgabe zu einer 80-prozentigen Bonuserhöhung führe.Stada hatte 2015 mit Hilfe der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young eine neues Vergütungssystem für den Vorstand entwickelt mit dem Ziel, ein “einfaches, transparentes und attraktives System zu gestalten”.