Aktivisten dringen auf Aufspaltungen
ds Frankfurt – Aktivistische Aktionäre, die auf Veränderungen bei Unternehmen dringen, haben ihre Forderungen nach Ausgliederungen und Verkäufen von Vermögenswerten im vergangenen Jahr verstärkt. Forderungen zu Spin-offs und Aufspaltungen kommen in fast der Hälfte aller aktivistischen Investorenkampagnen, die 2019 durchgeführt wurden, vor.”Im Jahr 2019 wurde eine Rekordzahl von 99 Kampagnen mit einer M&A-bezogenen Stoßrichtung gestartet”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Jim Rossman, den Leiter Aktionärsberatung bei der US-amerikanischen Investmentbank Lazard, der die Statistik zusammengestellt hat. Auf Aufrufe zum vollständigen Verkauf von Unternehmen oder zur Veräußerung von Konzernteilen entfielen 47 % der aktivistischen Attacken nach lediglich rund 35 % in den Vorjahren. Icahn, Elliott, StarboardZu den bemerkenswertesten Fällen aus dem vergangenen Jahr zählt das Ansinnen Carl Icahns, der darauf drang, dass Hewlett-Packard ein Übernahmeangebot von Xerox annimmt. Icahn besitzt Anteile an beiden Unternehmen. Icahn drang auch auf eine strategische Überprüfung beim Kasinokonzern Caesars, der später von Eldorado Resorts gekauft wurde. Bei AT&T machte der Aktivist Elliott Druck auf das Unternehmen, den Verkauf bestimmter Teile seines Geschäfts zu erwägen. Elliott forderte auch Marathon Petroleum auf, sich aufzuspalten, bevor das Unternehmen die Einheit Speedway abspaltete. Ordentlich Druck machte Elliott auch bei der strauchelnden Ebay.Beim Antivirenhersteller Symantec sorgte der aktivistische Investor Starboard für Stress, und in der Folge verkaufte Symantec ihre Geschäftskundensparte an den Chiphersteller Broadcom. Beim Ingenieurdienstleister Aecom hat der Aktivist Star-board eine Abspaltung des Bauservicegeschäfts im Auge. Ein Verkauf von Arconic, an der Elliott beteiligt ist, an Apollo scheiterte jedoch. Auch beim Immobilienentwickler Howard Hughes standen die Zeichen auf Aufspaltung, seit der Aktivist Bill Ackman beteiligt war.Aktionärsaktivismus hat seit der Finanzkrise 2008 dramatisch zugenommen. Aber er war schon lange vorher populär, auch in der Zeit von den 1970er bis Ende der 1980er Jahre, als Finanziers wie Carl Icahn und Nelson Peltz als “Corporate Raiders” bezeichnet wurden, weil sie kühne Forderungen stellten, das Top-Management ersetzen und den Wert für die Aktionäre erhöhen wollten.Aktivisten verlagerten inzwischen auch ihren Schwerpunkt ins Ausland, wobei laut Lazard-Statistik mehr Unternehmen außerhalb der USA ins Visier genommen wurden. Im vergangenen Jahr machten Ziele außerhalb der USA rund 40 % aller Kampagnen aus, gegenüber 30 % im Jahr 2015. Unter anderem gab es allein 19 Kampagnen in Japan, wobei unter anderem Third Point bei Sony Druck machte. Deutschland AG im VisierAuch in Deutschland mischen Aktivisten kräftig mit. Elliott hat sich schon lange in der Deutschland AG breitgemacht. Nach dem Coup bei Thyssenkrupp hat sich der Hedgefonds verschärft um den Energiekonzern Uniper gekümmert. Auch bei Kabel Deutschland, DMG Mori und SLM Solutions blieben die Aktivisten am Ball. Der schwedische Aktivist Cevian mischt unterdessen Thyssenkrupp, Bilfinger sowie den schwedisch-schweizerischen Siemens-Konkurrenten ABB auf – mit bislang sehr durchwachsenem Erfolg.