TRENDS IM DEUTSCHEN M&A-MARKT

Aktivisten haben Deutschland entdeckt

Investmentbanker Kames rechnet mit mehr Investorenkampagnen

Aktivisten haben Deutschland entdeckt

scd Frankfurt – “Wenn Sie jemanden haben, der 10 bis 15 % an einem Unternehmen aufkauft und das dann auch wieder verkaufen will, dann ist das natürlich ein Einfallstor für eine Übernahme”, erklärt Christian Kames, der das Investment Banking von J.P. Morgan in Deutschland leitet. Die Wahrscheinlichkeit, mit einem solchen Paket zum Ziel zu kommen, sei für den Käufer natürlich erhöht. Insofern können aktivistische Investoren, die sich zunehmend auch in Deutschland und Europa engagieren, zuweilen Vorboten einer feindlichen Übernahmeofferte sein. Das liege auch oft an einer Zielkonvergenz der Übernehmenden und der Aktivisten. In nahezu der Hälfte der Fälle zielten Aktivisten auf Veränderungen im Portfolio oder eine Übernahme des Unternehmens, in dem sie engagiert sind.Zuletzt ist die Zahl der Aktivisten in Deutschlands und Europas börsennotierten Gesellschaften zwar kräftig gestiegen, wie Kames erläutert. Mittlerweile finden mehr als die Hälfte aller aktivistischen Kampagnen außerhalb der USA statt. Vor wenigen Jahren war es noch nicht einmal ein Viertel. Deutschland habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren 46 aktivistische Aktionärskampagnen gesehen – sechs mehr als in den vorangegangenen fünf Jahren. Im Wesentlichen gebe es für die Aktivisten vier Ansatzpunkte: Kapitalineffizienz, Konglomeratsabschlag, relative Underperformance an der Börse oder eine schwache Governance. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Aktivisten wieder zurückziehen, nachdem sie zuletzt den deutschen Markt für sich entdeckt haben, schätzt Kames als äußerst gering ein. Das liege schon an der bislang recht hohen Erfolgsquote. Am Beispiel Thyssenkrupp zeige sich, dass ein Erfolg nicht immer der Durchsetzung einer Maximalforderung entsprechen müsse. So könne es schon ein Erfolg sein, wenn die Fusionsvereinbarung mit Tata im Stahlgeschäft neuverhandelt und an anderer Stelle die strategische Ausrichtung zumindest überarbeitet wird. China setzt auf deutsche DealsDass sich an der Front für feindliche Übernahmen hierzulande trotz Zunahme aktivistischer Aktivität im Prinzip fast nichts tut (siehe Grafik), führt Kames auch auf das schwierige regulatorische Umfeld zurück, das vor allem ausländische Finanzinvestoren oft zurückschrecken lasse. So habe der Fall Stada erneut das hohe Erpressungspotenzial beim Squeeze-out gezeigt. Wenig abgeschreckt zeigen sich derweil chinesische Bieter. Jede vierte Transaktion aus dem Reich der Mitte in Europa finde in Deutschland statt, so Kames. Das falle kaum auf, weil sich diese meist im privaten Rahmen bis zu 500 Mill. Euro bewegten – unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Erst gestern hatte der chinesische Investor Fosun die Übernahme des Anlagenbauers FFT Gruppe eingetütet. Kolportiert wird ein Verkaufspreis von mehr als 700 Mill. Dollar (siehe Bericht aus Seite 9).