DIRK-KONFERENZ

Aktivisten halten Unternehmen auf Trab

Nachhaltige Themen gewinnen an Bedeutung - BlackRock hält 6,6 Prozent des Dax-Streubesitzes

Aktivisten halten Unternehmen auf Trab

Von Peter Olsen, Frankfurt”Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann noch Dividende haben wollen.” Mit diesem Spruch könnte der legendäre Bankier Carl Fürstenberg heute wohl kaum eine Hauptversammlung oder gar eine Roadshow bestreiten. Denn den typischen dummen Aktionär gibt es schon lange nicht mehr.Und Anteilseigner schauen heute auch nicht nur nach der Ausschüttung, sondern zudem nach der strategischen Aufstellung von Unternehmen, der Qualität des Managements und nach Themen der nachhaltigen Unternehmensführung (ESG – environmental, social and corporate governance). Natürlich gibt es auch heute noch die traditionellen Langzeitanleger und Kuponschneider, aber eben auch vermehrt aktive, um nicht zu sagen aktivistische Investoren. Das verändert zunehmend die Arbeit der Investor Relations (IR) in den Unternehmen, zumal auch im Grunde geduldige, passive Anleger durchaus Ansichten und Absichten kritischer Aktionäre gutheißen und mitunter auch unterstützen.Eine vom DIRK Deutscher Investor Relations Verband und von dem Beratungs- und Technologieunternehmen Ipreo durchgeführte Marktstudie “Investoren der Deutschland AG 3.0” bringt die Veränderungen in der Investorenlandschaft zutage. Positiv wurde festgestellt, dass Privatanleger wieder in den Dax investieren und im Schnitt mit 14 % engagiert sind. Dagegen habe sich der institutionelle Streubesitz weiter um 6 % verringert. Passive Investments gewinnen weiter an Gewicht und kommen auf mehr als 26 % des Dax-Streubesitzes.Welche Bedeutung internationale Großanleger auf dem deutschen Kapitalmarkt haben, zeigt die BlackRock-Bilanz. Die Gruppe hat weiter in Dax-Werte investiert und steht mittlerweile für 6,6 % des Streubesitzes. 80 % davon werden in passiven Fonds verwaltet. “Die Größe des Gesamtinvestments der BlackRock-Gruppe ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der Investor an jedem Dax-Unternehmen durchschnittlich mehr als 5 % des Aktienkapitals kontrolliert”, erläutert Frederik Frank von Ipreo. Der norwegische Staatsfonds bleibe größter Einzelaktionär im Dax und habe sein Portfolio sogar noch binnen Jahresfrist um 5 % ausgebaut. Wie bei einer ÜbernahmeAktivisten stellen dabei zunehmend eine Herausforderung für die IR-Verantwortlichen dar. Als “Verteidigungsstrategie” empfiehlt Lars-Gerrit Lüßmann von Taylor Wessing, sich auf das Thema wie bei einer Übernahmesituation vorzubereiten. Ein Schlüssel zur erfolgreichen Abwehr von Forderungen sei eine gute Corporate Governance. Zugleich müsse das Management darauf achten, bei allen Aussagen und Entscheidungen ausschließlich im Sinn der Gesellschaft zu handeln. Wer das von ihm geführte Unternehmen selbst regelmäßig kritisch prüfe, über einen freundlich gesinnten und stabilen Aktionärskreis verfüge und sich stets der Unterstützung seines möglichst unabhängig besetzten Aufsichtsrats versichere, könne sich am besten der Attacken erwehren.Das rechtliche Instrumentarium der Aktivisten, wie Forderung nach einer außerordentlichen Hauptversammlung, Ergänzungsanträge zur Tagesordnung, Gegenanträge, Forderung nach einem besonderen Vertreter oder einem Sonderprüfer bis hin zu angedrohten gerichtlichen Schritten, werde selten bis zu Ende ausgespielt. Werden diese Forderungen aber durch ansehnliche Direktbeteiligungen unterstützt, halten Aktivisten die Unternehmen auf Trab. Lüßmann empfiehlt deshalb regelmäßige und offene IR-Kommunikation mit Analysten, Aktionären, Hedgefonds und Stimmrechtsberatern – Letztere könnten mitunter zum Zünglein an der Waage werden.