Aktivisten nehmen Europas Unternehmen aufs Korn
wb Frankfurt – Hatten Aktionärsaktivisten in den USA seit Jahren Zuwächse, so entdecken sie nun stärker Europa als Spielfeld für ihre Kampagnen. Die Investmentbank J.P. Morgan zählt in einer Studie für die zwölf Monate bis Ende Juni nahezu 100 Attacken dieser aggressiven Investorengruppe. Das sind 62 % mehr als im gleichen Zeitabschnitt zuvor.Zwar agierten amerikanische Aktivisten zunehmend auch auf den internationalen Märkten, doch in Europa wurden vier Fünftel aller Kampagnen von lokalen Fonds angeführt – ein Beispiel dafür ist Stada. Europa und vor allem Deutschland galten für diese Anleger wegen der Regeln der Corporate Governance als schwer zu knacken. Die Feuerkraft ist enorm: In rund 80 Fonds von Aktivisten lagen laut J.P. Morgan im Juni 112,5 Mrd. Dollar; das sind aber 8,5 % weniger als ein halbes Jahr zuvor. Doch hatten zahlreiche Hedgefonds auch in anderen Strategien starke Mittelabflüsse. Das Wachstum lag von 2009 bis 2015 bei 23 % per annum. Ins Fadenkreuz geraten inzwischen Konzerne aller Größenordnungen – inklusive Apple, der global marktschwerste Konzern.Einzug in den Aufsichtsrat und Maximierung des Unternehmenswertes sind mit 44 bzw. 25 % laut J.P. Morgan die populärsten Themen der Aktivisten in Europa. Sie erhalten oftmals Schützenhilfe von tradierten institutionellen Investoren: In 30 % der Fälle stimmten diese global ganz oder teilweise für ihre Vorschläge. Doch ist dieser Anteil zuletzt etwas gesunken.Unternehmen seien auf die Angriffe inzwischen besser vorbereitet und stärker in der Abwehr. In diesem Jahr setzten sie sich der Studie zufolge in 68 % der Fälle durch, 2014 waren es 36 %. In den USA dominierten bei den zuletzt gezählten 616 Auseinandersetzungen strategische Themen und der Kampf um Board-Sitze mit je gut 30 % die Kampagnen.