Studie

Aktivisten stecken 42 Mrd. Dollar in Kampagnen

Immer stärker müssen sich Unternehmensvorstände mit den Attacken aktivistischer Investoren auseinandersetzen. 173 neue Kampagnen von aktivistischen Investoren wie Elliott, Jana oder Bluebell wurden 2021 weltweit gestartet.

Aktivisten stecken 42 Mrd. Dollar in Kampagnen

cru Frankfurt

Immer stärker müssen sich Unternehmensvorstände mit den Attacken aktivistischer Investoren auseinandersetzen. 173 neue Kampagnen von aktivistischen Investoren wie Elliott, Jana oder Bluebell wurden 2021 weltweit gestartet. Auch das von Aktivisten eingesetzte Kapital wuchs im Jahresvergleich um 2 Mrd. Dollar auf 42 Mrd. Dollar. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Investmentbank Lazard zum Shareholder Activism hervor. Lazard berät Vorstände und Aufsichtsräte im Umgang mit den Aktivisten, die mit kleineren Aktienpaketen bei Konzernen einsteigen, um in besonderen Situationen Veränderungen oder eine Strategiewende zu erzwingen.

Neue Kampagnen, die in den USA gestartet wurden, nahmen im Jahresvergleich um 14 % zu, und die US-Aktivitäten machten 55 % des gesamten weltweiten Aktivismus aus – im Vergleich zu 45 % im Jahr 2020. Zahlreiche öffentlichkeitswirksame Kampagnen, darunter mehrere, die in den Vorjahren gestartet wurden, erreichten laut Lazard 2021 einen Wendepunkt. Dazu zählte der Abstimmungskampf bei ExxonMobil um drei von zwölf Verwaltungsratssitzen, den der US-Ölriese gegen den winzigen „grünen“ Hedgefonds Engine No. 1 verlor. Auch die von Aktivisten erzwungene Aufspaltung des japanischen Toshiba-Konzerns machte Schlagzeilen – ebenso wie die vom Aktivisten Starboard verlorene Abstimmung über einen Strategiewechsel bei der Cloud-Firma Box.

Das Jahr 2021 gipfelte nach Angaben von Lazard in einem sehr aktiven vierten Quartal, in dem 50 neue Kampagnen gestartet wurden, die im laufenden Jahr fortgesetzt werden. Allein Elliott startete 17 Kampagnen – für den Hedgefonds war 2021 damit das aktivste Jahr seit 2018, darunter am bemerkenswertesten die Attacke auf GSK zur Abspaltung des Consumer-Health-Geschäfts. Auch beim Energiekonzern Duke Energy, dem Softwareunternehmen Citrix sowie dem Risikomanagement- und Versicherungsmaklerunternehmen Willis Towers Watson mischte sich Elliott ein. Mit sieben neuen Kampagnen war der vom Hedgefonds-Manager Barry Rosenstein gegründete Aktivist Jana Partners 2021 der zweitaktivste Fonds und lancierte damit so viele neue Angriffe wie seit 2014 nicht mehr.

Nach dem Rekordjahr 2020 verzeichnete Europa 2021 „nur“ 50 neue Kampagnen, ein Rückgang von 12 %, aber ein starkes Ende im vierten Quartal mit 16 neuen Kampagnen. Führende Large-Cap-Aktivisten sind zurück in Europa und führen 26 % aller Kampagnen durch, wobei allein Elliott neun Kampagnen gestartet hat. „Mit einem Anteil von über 40 % aller europäischen Kampagnen war der Anteil des Aktivismus im Vereinigten Königreich mehr als dreimal so hoch wie in der nächstgrößeren Zielregion Deutschland“, beobachtet Lazard-Experte Richard Thomas. Obwohl Aktivisten im vergangenen Jahr insgesamt „nur“ 89 Verwaltungsratssitze errungen haben – und damit etwas weniger als in den vergangenen Jahren –, bleiben immerhin 50 Sitze in Kontrollgremien im laufenden Jahr umkämpft – unter anderem bei Dollar Tree, Southwest Gas und Canadian National.

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