Aktivisten zielen stärker auf europäische Firmen

Citi: Wachstum mit M&A - Freshfields: Deals immer komplexer - McKinsey: Mehr transnationale Champions

Aktivisten zielen stärker auf europäische Firmen

wb Frankfurt – Zwar sinkt das Volumen an Fusionen und Übernahmen dieses Jahr in Europa leicht, doch die Treiber für M & A sind ungebrochen intakt. So sorgen disruptive Technologien für Handlungsbedarf, chinesische Investoren sollen 2018 ihre Zurückhaltung aufgeben, Aktivisten werden Druck auf Zukäufe und Abspaltungen machen und das von Investoren verlangte Wachstum wird sich auch im nächsten Jahr nicht allein aus eigener Kraft darstellen lassen.Das haben Holger Knittel, Leiter M & A der Citi in Deutschland, und Jan Krause, Partner von McKinsey, gestern in Frankfurt gesagt. Stephan Waldhausen, Partner von Freshfields Bruckhaus Deringer, beobachtet ebenfalls einen Trend zu mehr grenzüberschreitenden Transaktionen, doch würden diese in steigendem Maße komplex und dauerten infolge der unterschiedlichen Regulatorik dies- und jenseits des Atlantiks immer länger. So könnten zwischen Ankündigung einer Übernahme und deren Abschluss ohne weiteres 250 Tage ins Land ziehen. Krause rechnet künftig mit mehr “europäischen Champions”. Er nennt als Beispiel in der Vergangenheit Airbus und aktuell den Zusammenschluss der Siemens-Bahntechnik mit Alstom. Daneben werde sich die Neupositionierung von Konzernen angesichts neuer Technologien und Digitalisierung auch am M & A-Markt niederschlagen, sagt Krause. Bei Daimler und VW gebe es Ansätze dafür, aber auch bei Zulieferern wie Paragon mit der Voltabox-Abspaltung.Die Aufmerksamkeit der Unternehmen für das Treiben von Aktivisten, die Knittel auch als Agitatoren bezeichnet, sei bei den deutschen Unternehmen stark gewachsen. Die Fonds hätten in den USA starke Returns eingefahren und schauten nun auf Europa als Spielwiese. “Es wird viel diskutiert, ist aber noch nicht viel in der Umsetzung”, sagt er. Hedgefonds wie Elliott machten Übernahmen zu einer in den Kosten unkalkulierbaren und vor allem unsicheren Angelegenheit, sagt Waldhausen. Alle drei Berater sind sich einig: Sie begleiten diese Investorenspezies nicht. Das schlagende und abschreckende Beispiel ist dieses Jahr der Poker um Stada gewesen. Es werde nach dieser Hängepartie noch schwerer für Fondsmanager von Private Equity, ihren Investment-Komitees eine M & A-Transaktion mit einem in Deutschland börsennotierten Ziel vorzuschlagen. Dabei seien Finanzinvestoren in Größe, Fondsmitteln und Aggressivität sehr präsent. Doch nicht nur Hedgefonds machten ihnen in Übernahmen zu schaffen, vor allem sind es Branchenunternehmen, sogenannte Strategen, die angesichts der hohen Bewertungen in den Auktionen zum Zuge kommen. Private Equity müsse mindestens 75 % beherrschen um an den Cash-flow zu kommen, Strategen könnten sich in einem ersten Schritt auch mit weniger zufriedengeben, sagt Knittel. Angesichts der Bewertungen hätten die Fonds ihre Renditeanforderungen deutlich gesenkt.Nachdem Familien dieses Jahr vor allem mit Verkäufen aufgefallen sind – Oetker mit Hamburg Süd, Wirtgen an Deere oder jüngst Stahlgruber in die USA -, werde diese Gruppe 2018 als Akteur am M & A-Markt an Bedeutung gewinnen.Angesichts der nochmals gestiegenen Bewertungen sind die Übernahmeprämien nach Beobachtungen von Knittel 2017 gesunken. Bedenken, dass eine Zinswende über steigende Finanzierungskosten den M & A-Markt belaste, haben die Berater nicht.