Aktivistische Investoren entdecken Japan

Mehr Forderungen seit Überarbeitung des Corporate Governance Kodex

Aktivistische Investoren entdecken Japan

mf Tokio – Aktivistische Investoren legen ihren Fokus verstärkt auf Asien. Laut dem jüngsten Jahresbericht des Beraters Activist Insight stellten sie im Vorjahr Forderungen an 111 Unternehmen in der Region. Das waren erstmals mehr als in Europa und entsprach einer Steigerung um knapp ein Fünftel. 47 dieser Kampagnen, also mehr als 40 %, galten Unternehmen in Japan.Die Investoren reagierten auf eine Überarbeitung des Corporate Governance Kodex in Japan, die ihren Interessen mehr Durchschlagskraft verliehen hat. Neuerdings müssen japanische Unternehmen unter anderem Informationen über ihre Kreuzbeteiligungen veröffentlichen. Im Februar kündigte die Regierung von Premier Shinzo Abe an, dass börsennotierte Beteiligungen mehr Verwaltungsräte haben müssen, die von ihren Mutterkonzernen unabhängig sind. Derzeit gibt es rund 300 solcher Gesellschaften, die von der Renault-Beteiligung Nissan bis zu Softbank Mobile – einer Tochter der Softbank Group – reichen. Alte Verhaltensmuster Das Feld für die aktivistischen Investoren in Japan ist groß, weil viele Top-Manager die Zeichen der Zeit nicht erkennen und in alten Verhaltensmustern verharren. Beispiele für den Auftritt der umtriebigen Investoren gibt es mittlerweile eine Vielzahl. So nominierte beispielsweise in der vergangenen Woche der US-Hedgefonds King Street mit über 20 Mrd. Dollar an verwaltetem Vermögen eigene Kandidaten für den Verwaltungsrat von Toshiba, darunter seinen Ko-Gründer Brian Higgins. Der Hedgefonds ist mit 5,4 % der viertgrößte Anteilseigner von Toshiba und verlangt einen Aktienrückkauf von 1,1 Bill. Yen (8,7 Mrd. Euro). Toshiba kauft bislang nur eigene Anteile für 700 Mrd. Yen zurück.Beim Baukonzern Lixil, bekannt als Käufer des deutschen Sanitärherstellers Grohe, wollen fünf ausländische Investoren, darunter die britischen Vermögensverwalter Marathon Asset Management und Polar Capital, eine außerordentliche Aktionärsversammlung beantragen, um Chairman und CEO Yoichiro Ushioda abzusetzen. Er gehört zur Gründerfamilie eines Lixil-Vorläufers und hatte den Chefposten im Herbst unter dubiosen Umständen handstreichartig von Kinya Seto übernommen.Ein weiteres Beispiel liefert die Fusion des Zulieferers Alps Electric mit ihrer Muttergesellschaft Alpine Electronics, die im Dezember von den Aktionären genehmigt wurde. Doch Oasis Management, ein Beteiligungsfonds aus Hongkong mit einem Anteil von 10 % an Alpine, lehnt die Übernahme ab, weil der Kaufpreis zu niedrig sei. Vergangene Woche hat der Fonds das neue Unternehmen Alps Alpine in Tokio auf eine Entschädigung von 38,4 Mrd. Yen (305 Mill. Euro) sowie eine Annullierung der Fusion verklagt.Der Trend hat auch japanische Aktionäre erfasst, die sich traditionell weniger in die Belange ihrer Beteiligungen einmischen. Doch Itochu, eines der größten fünf Handelshäuser in Japan, war so frustriert vom Management ihrer Tochter Descente, einem Sportartikelhersteller mit vielen Marken, dass man den Aktionären ein lukratives Übernahmeangebot machte, um den eigenen Anteil von 30 auf 40 % zu erhöhen. Dies wurde am vergangenen Freitag mit Hilfe eines chinesischen Ankeraktionärs erreicht.Japans Unternehmen reagieren auf den gestiegenen Druck. So verkündete der Optikspezialist Olympus kürzlich, der aktivistische US-Investor Value Act Capital erhalte einen Sitz im Verwaltungsrat.