Akuter Margendruck in der Autoindustrie

Erster Absatzrückgang seit 2009 - Zweistellige Rendite wird zur Ausnahme - Handelskonflikte drücken auf die Nachfrage

Akuter Margendruck in der Autoindustrie

igo Stuttgart – 2018 entwickelt sich für die globale Autoindustrie zum Jahr der schwindenden Gewinne. Handelskonflikte drücken auf die Nachfrage, während höhere Zölle, steigende Rohstoffpreise und hohe Investitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren die Margen belasten. Zwischen Juli und September verkauften die 16 größten Autokonzerne der Welt einer Erhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge erstmals seit 2009 weniger Autos als im Vorjahreszeitraum. Während der Absatz um 3,7 % sank, schrumpfte der operative Gewinn (Ebit) dieser Konzerne um 3,3 %. Auf Sicht von neun Monaten ist der Rückgang noch deutlicher: Während das kumulierte Ebit von Januar bis September 2017 bei knapp 71 Mrd. Euro gelegen hatte, waren es in diesem Jahr 66 Mrd. Euro und damit 6,5 % weniger.”Das dritte Quartal verlief für viele Autokonzerne enttäuschend, und bis zum Jahresende dürfte sich die Lage insgesamt kaum verbessern”, schätzt EY-Partner Peter Fuß die Lage ein. Die weltweite Konjunktur habe sich angesichts der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China abgekühlt. Er hält eine Eskalation nicht für ausgeschlossen, was zu einer noch stärkeren Kaufzurückhaltung in China führen würde. Volumenhersteller wie VW spüren die Abkühlung in China bereits jetzt, während Hersteller von Premiumautos wie Daimler weiter von überdurchschnittlichen Wachstumsraten ausgehen.Diese Gemengelage bilden auch die Aktienkurse der Hersteller ab. Gegenüber dem Jahresende 2017 stieg lediglich bei der PSA-Gruppe die Marktkapitalisierung. Bei allen anderen etablierten Herstellern war sie rückläufig – am stärksten bei Hyundai, die in diesem Zeitraum 43 % ihres Börsenwerts einbüßte (siehe Grafik). Zum Vergleich: Teslas Börsenwert stieg seit Ende 2017 um rund 14 %. Insgesamt verloren die 16 Unternehmen seit Jahresbeginn 19 % oder 150 Mrd. Dollar an Wert.Obwohl die deutschen Hersteller zusätzlich mit hausgemachten Problemen wie den Konsequenzen aus dem Abgasskandal zu kämpfen haben, entwickelte sich ihr Absatz etwas besser und ging im dritten Quartal um 2,7 % zurück. Allerdings sank das Ebit um 7,6 %, was auch mit der langwierigen und teuren Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP zu tun haben dürfte.Die durchschnittliche Umsatzrendite (Ebit-Marge) der 16 betrachteten Hersteller sank zwischen Januar und Ende September um 0,5 Prozentpunkte auf 6 %. Eine zweistellige Marge erreichten weltweit nur noch zwei Hersteller: Suzuki mit 10,5 % sowie BMW mit 10 %. Toyota liegt mit 8,5 % auf Platz drei.Ein Hauptgrund für die Margenerosion sind in den vergangenen Jahren gestiegene Investitionen in Elektroautos und Vernetzung. Diese Milliarden fließen nicht sofort wieder in Form von Gewinnen zurück. “Daher muss sich die Branche auf niedrigere Margen als in den zurückliegenden Boom-Jahren einstellen”, erwartet der bei EY für Automotive & Transportation zuständige Constantin Gall. Weltweit investierte die Branche im ersten Halbjahr rund 34 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung, 4,1 % mehr als im Vorjahr. Führend in der ForschungWährend die deutschen Konzerne ihre Ausgaben um 10 % auf 12,4 Mrd. Euro steigerten, stagnierten die Investitionen der japanischen Hersteller bei 10,3 Mrd. Euro und die der US-Konzerne bei 8,1 Mrd. Euro. Der Anteil der Investitionen am Umsatz erhöhte sich bei den deutschen Konzernen von 4,6 % auf 5 %, während er bei den US-Herstellern bei 4,4 % verharrte.