Chinas Technologieriese

Alibaba bäumt sich wieder auf

Chinas führender Onlinehändler Alibaba verschafft sich mit einem starken Ergebnis im Dezemberquartal etwas Entlastung. Der Technologieriese steht wegen einer laufenden Monopoluntersuchung chinesischer Wettbewerbsbehörden an der Börse unter Druck. Seit der Absage des Börsengangs der Ant Group hat der Kurs 13% eingebüßt.

Alibaba bäumt sich wieder auf

nh Schanghai

Die in den vergangenen Wochen stark gebeutelten Aktionäre des chinesischen Technologieriesen Alibaba Group Holding haben etwas Grund zum Aufatmen. Dem führenden E-Commerce-Betreiber im Reich der Mitte gelingt es, Bedenken über eine nachlassende Wachstumsdynamik zu zerstreuen. Im Quartal zum 31. Dezember verzeichnet Alibaba einen flotten Anstieg der Konzernumsätze um mehr als ein Drittel auf 221,1 Mrd. Yuan (umgerechnet rund 28 Mrd. Euro) und schlägt damit die Markterwartungen.

Profiteur der Coronakrise

Die Analystenschätzungen lagen im Mittel bei einem Quartalserlös von rund 215 Mrd. Yuan. Eine positive Überraschung bietet sich auch an der Ertragsfront. Der Gewinn nach Steuern schoss unerwartet kräftig um 52% auf 79,4 Mrd. Yuan in die Höhe. Hier lag die Konsensschätzung der Analysten nur bei knapp 46 Mrd. Yuan. Alibaba profitiert vor dem Hintergrund der Corona-Epidemie allem Anschein nach von einer zunehmenden Verlagerung des chinesischen Privatkonsums in die Onlinehandelssphäre.

Gleichzeitig war das zurückliegende Quartal von einem besonderen Warenumschlagserfolg im Rahmen des jährlich am 11. November begangenen und als Singles Day bekannten chinesischen Onlineshopping-Festivals geprägt. Zudem gelang es der rasch wachsenden Cloud-Computing-Sparte des Konzerns erstmals überhaupt auf ein positives bereinigtes Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) zu kommen.

Für die Anleger stellt sich nun die Frage, ob die guten Nachrichten zur Wachstums- und Gewinndynamik die Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen einer offensichtlich das Firmenimperium des Alibaba-Gründers Jack Ma zur Zielscheibe nehmenden Antimonopolkampagne der chinesischen Regierung überwiegen. Peking hatte bereits Anfang November des vergangenen Jahres unter Aufsehen erregenden Umständen und in buchstäblich letzter Minute den potenziell weltgrößten Börsengang der ebenfalls von Ma aufgezogenen Fintech-Gesellschaft Ant Group gekippt.

Ant wurde in diesem Zusammenhang zu einem umfassenden Restrukturierungsprozess verdonnert, der gewaltige Einschränkungen im Geschäftswachstum nach sich zieht. Davon ist auch Alibaba mittelbar betroffen, da sie eine Drittelbeteiligung an Ant Group hält und hohe Gewinnabführungen bezieht.

Ma, der jahrelang als Chinas Vorzeige-Entrepreneur schlechthin galt, war der Pekinger Parteiführung mit einer Reihe kritischer Äußerungen zur chinesischen Finanzregulierung unangenehm aufgefallen und nun Opfer einer ausgedehnten Bestrafungsaktion. Zu dieser gehört eine Reihe von neuen Untersuchungen chinesischer Wettbewerbshüter, die monopolistische Praktiken im Geschäftsmodell von Alibabas Kernsparte mit dem Betrieb der Onlinehandelsplattformen Taobao Tmall unterbinden sollen.

Alibabas Chief Executive Officer Daniel Zhang zeigte sich am Dienstag in einer Analystenkonferenz zur Vorstellung der Quartalszahlen entsprechend demütig und versicherte, dass Alibaba ihrer öffentlichen und sozialen Verantwortung als führende chinesische Onlinehandelsplattform voll nachkommen werde. Gleichzeitig hieß es in einer separaten Mitteilung, dass man eine Spezialeinheit mit führenden Geschäftsbereichsmanagern gebildet habe, um mit der Wettbewerbsuntersuchung der chinesischen Marktregulierungsbehörde in vollem Umfang zu kooperieren.

Deutliche Kurseinbußen

Mit der Kampagne gegen Ant und Alibaba verbinden sich herbe Marktwerteinbußen bei Alibaba. Die mittlerweile auch in Hongkong gelistete Aktie hatte im Oktober ein Allzeithoch erreicht und dann nach den Vorgängen bei Ant bis zu einem Viertel eingebüßt.

Mitte Januar erholten sich die Titel wieder, nachdem der zeitweilig als verschwunden geltende Ma sich mit einer Videobotschaft in der Öffentlichkeit zurückmeldete. Dennoch hat Alibaba seit der erzwungenen Absage des Börsengangs der Ant Group Anfang November rund 13% an Marktkapitalisierung eingebüßt und weist für diesen Zeitraum die überhaupt schwächste Performance der im Hongkonger Leitindex Hang Seng vertretenen Blue-Chip-Werte auf.

Dies vergleicht sich zudem mit einer starken Hausse der Aktien von Alibabas Rivalen im Technologiesektor, allen voran dem Internetriesen Tencent. Auch der US-Wettberber Amazon hat seit November kräftig an Wert zugelegt.