E-Commerce

Alibaba enttäuscht Anleger auf ganzer Linie

Beim erfolgsverwöhnten chinesischen E-Commerce- und Technologieriesen Alibaba Group Holdings machen sich Schleifspuren im Kerngeschäft mit Onlinehandelsplattformen bemerkbar, die den Anlegern schwer auf den Magen schlagen.

Alibaba enttäuscht Anleger auf ganzer Linie

nh Schanghai

Beim erfolgsverwöhnten chinesischen E-Commerce- und Technologieriesen Alibaba Group Holdings machen sich Schleifspuren im Kerngeschäft mit Onlinehandelsplattformen bemerkbar, die den Anlegern in New York und Hongkong schwer auf den Magen schlagen. Mit der Zahlenvorlage für das Quartal zum 30. September ist Alibaba sowohl beim Wachstum wie auch beim Ertrag an den Markterwartungen vorbeigeschrammt und setzt zudem mit der Umsatzprognose für das kommende Geschäftsjahr eine unerwartet schwache Marke. In Reaktion darauf ist die Alibaba-Aktie am Donnerstag im Handel an der New Yorker Börse um gut 9% eingeknickt, was mit einer Marktwerteinbuße von rund 40 Mrd. Dollar einhergeht.

Im bisherigen Jahresverlauf hat die Alibaba-Aktie unter dem Eindruck einer umfassenden Regulierungskampagne im chinesischen Internet- und Technologiesektor und neuer Wettbewerbsauflagen im E-Commerce-Geschäft bereits mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren. Marktteilnehmer verfolgen mit Argusaugen, inwieweit der Pekinger Feldzug gegen heimische Techriesen die Geschäftsmodelle kompromittiert und Wachstumsschwung verloren geht. Dabei steht Alibaba nach der Verhängung einer gewaltigen Strafe wegen wettbewerbsfeindlicher Marktpraktiken unter besonderer Beobachtung.

Gewinn schmilzt zusammen

Zwar sind Alibabas Konzernerlöse auch im zurückliegenden Quartal noch kräftig um 29% auf knapp 201 Mrd. Yuan (rd. 27 Mrd. Euro) gestiegen, doch hatten sich die Markterwartungen auf einen Zuwachs von etwa 33% eingependelt. Als regelrecht enttäuschend gilt die Erlösprognose für das Geschäftsjahr 2022, die Alibaba im Band zwischen 20 und 23% Wachstum setzt. Dies läuft auf eine deutliche Entschleunigung hinaus, die sich insbesondere an einer verschärften Konkurrenzsituation im Online-Handel mit Konsumgütern und Lebensmitteln festmachen lässt. So ist Alibaba in diesem Jahr vom E-Commerce-Newcomer Pinduoduo bei der Zahl der regelmäßigen App-Nutzer überholt worden, während der Erzkonkurrent JD.com mit einer Aufrüstung der lokalen Zustellungslogistik und daran angegliederten E-Commerce-Diensten gegenüber den Alibaba-Plattformen Taobao und Tmall Boden gutgemacht hat. Zuletzt konnte JD.com beim jährlichen chinesischen Online-Shopping-Festival am 11. November den Bruttowarenumschlag wesentlich kräftiger steigern als Alibaba.

Auch ertragsseitig hat Alibaba zuletzt deutlich schwächer abgeschnitten als erwartet. Der Gewinn nach Steuern für das dritte Quartal schrumpfte gegenüber Vorjahr um 81% auf 5,4 Mrd. Yuan. Für den Niedergang sind allerdings in erster Linie Bewertungsabschläge auf Alibabas umfangreiches Beteiligungsportefeuille im Technologiesektor verantwortlich. Dies wiederum geht direkt auf die Pekinger Regulierungsoffensive zurück, die die Bewertungsrelationen für Chinas Internetwirtschaft und Start-up-Unternehmen erheblich gedrückt hat. Besonders belastend wirkt sich dabei aus, dass die Regierung die heimische Techbranche vor neue Datensicherheitshürden stellt, die chinesische Börsengänge an der Wall Street und auch in Hongkong erheblich erschweren werden.