Alibaba schlägt erneut im Einzelhandel zu

Online-Händler stockt bei chinesischer Supermarktkette Sun Art auf - Auf dem Weg zur Vollübernahme

Alibaba schlägt erneut im Einzelhandel zu

nh Schanghai – Chinas führende Onlinehandelsadresse Alibaba Group Holdings unternimmt weitere Anstrengungen, um eine Verquickung von physischem Einzelhandel mit E-Commerce-Aktivitäten voranzubringen. Wie am Montag bekannt wurde, wird Alibaba im Rahmen einer insgesamt 28 Mrd. HK-Dollar (knapp 3,1 Mrd. Euro) schweren Transaktion ihre effektive Beteiligung am chinesischen Supermarktbetreiber Sun Art Retail Group auf 72 % verdoppeln. Auchan streckt die WaffenDer Deal kommt über einen Umweg zustande. Alibaba übernimmt nämlich einen 71-prozentigen Anteil an dem Vehikel A-RT Retail Holdings, das seines Zeichens 51 % an Sun Art Retail hält.Bei A-RT Retail sind die mittlerweile stark zurückgefahrenen China-Aktivitäten des französischen Einzelhändlers und Supermarktbetreibers Auchan Holding zusammengefasst. Diese wiederum wird von der französischen Mulliez-Familienholding kontrolliert.Auchan hatte sich trotz eines frühen Einstiegs in den chinesischen Markt in der stark atomisierten und von unzähligen Frischwarenhändlern und Convenience Stores geprägten chinesischen Lebensmitteleinzelhandelsszene nicht sonderlich durchsetzen können und bereits vor einigen Jahren einen partiellen Rückzug angestrengt. Vor allem war es nicht gelungen, einen überzeugenden Onlineauftritt darzustellen.Alibaba indes hat sich mit einer ganzen Reihe von Akquisitionen im physischen Einzelhandel etabliert und sieht gerade mit seiner Stärke als E-Commerce- und Technologieunternehmen wachsende Chancen aus einer Digitalisierungsoffensive und Logistikaufrüstung für den herkömmlichen Einzelhandel.Im Jahr 2017 hatte Alibaba einen ersten Einstieg über 36 % bei Sun Art für damals 22,4 Mrd. HK-Dollar getätigt und gleichzeitig eine strategische Allianz zur Digitalisierung des Supermarktgeschäfts geknüpft. Die mit Supermarktketten unter den Markennamen Auchan und RT-Mart in China auftretende Sun Art Retail betreibt insgesamt 484 Großsupermärkte im Reich der Mitte.Sämtliche Verkaufsstellen von Sun Art sind bereits auf Alibaba-E-Commerce-Plattformen integriert und erlauben unter Rückgriff auf Alibabas Logistik- und Essenslieferungsnetzwerk zeitnahe Auslieferungen von Lebensmitteln und Konsumgütern. Wie Alibaba am Montag erklärte, zeigt man Interesse, die restlichen an der Hongkonger Börse gestreuten Anteile an Sun Art Retail aufzukaufen und die Gesellschaft ganz zu übernehmen.Eine entsprechende Offerte für den Auskauf der Restaktionäre bewertet deren Anteil mit 17 Mrd. HK-Dollar beziehungsweise 8,10 HK-Dollar je Aktie. Dies entspricht einer ansehnlichen Prämie von 21 % auf den Schlusskurs der Sun-Art-Aktie vom Freitag. Gewaltiger KurssprungInsgesamt wird Alibaba damit umgerechnet 4,9 Mrd. Euro für die Vollübernahme von Sun Art bezahlen. Nach Angaben von Alibaba ist allerdings das Ziel, die Notierung der Sun Art an der Hongkonger Börse weiter aufrechtzuerhalten. Bei den Anlegern in Hongkong reagiert man entsprechend freudig auf den forcierten Einstieg des Onlinehandelsriesen. Die Titel schossen zeitweilig um gut 30 % in die Höhe und gingen mit einem Tagesgewinn von 19 % aus dem Markt.