Alibaba ziert sich beim Börsengang
sp Frankfurt – Alibaba, der größte chinesische Online-Händler, wird sich mit seinem lange erwarteten Börsengang möglicherweise noch ein ganzes Jahr Zeit lassen. Der Internetkonzern, der von Investmentbanken derzeit mit bis zu 190 Mrd. Dollar bewertet wird, könne sich noch bis Ende 2014 auf eine bestehende Kreditlinie mit einem Umfang von 8 Mrd. Dollar stützen, sagten mit der Situation bei Alibaba vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Gespräche mit den Banken liefen zwar weiter, doch das Management um Gründer und CEO Jack Ma wolle sich vor einem Initial Public Offering (IPO) mehr Zeit nehmen als bisher geplant. Alibaba wollte sich dazu nicht äußern, betonte allerdings, über genügend finanzielle Möglichkeiten zu verfügen.Chinas Branchenprimus, der in seinem Heimatmarkt auf eine rasant wachsende Zahl von Internetnutzern zählen kann (siehe Grafik), wird seit Längerem auf dem Börsenparkett in Hongkong erwartet. Weil sich der Konzern mit den Aufsichtsbehörden vor Ort aber noch nicht auf die Details eines IPO geeinigt hat, rechnet sich auch der Finanzplatz New York weiterhin gute Chancen aus – erst recht, nachdem dem Kurznachrichtendienst Twitter an der Nyse vor wenigen Wochen ein fulminantes Börsendebüt gelungen ist. Gestern legte das chinesische Online-Portal Autohome einen ähnlichen Start hin: Die Aktie sprang um bis zu 83 %, das Unternehmen sammelte bei seinem IPO allerdings nur 133 Mill. Dollar ein. Alibaba würde sich bei einem erwarteten Volumen von 15 Mrd. Dollar in der Liste der Internet-Börsengänge direkt hinter Facebook einordnen, die 2012 an der Nasdaq rund 16 Mrd. Dollar einsammelte. Baidu, die dominierende chinesische Internetsuchmaschine, ist ebenfalls hier notiert.Solange sich Alibaba ziert, bleibt die in Hongkong gelistete Tencent das nach Marktkapitalisierung größte chinesische Internetunternehmen. Mit ihrem Angebot unter anderem von Kurznachrichtendiensten, sozialen Netzwerken und Onlinemedien bringt es der Konzern auf einen Börsenwert von etwas mehr als 880 Mrd. HK-Dollar. Nachdem die Aktie der von “Pony” Ma Huateng gegründeten und angeführten Tencent ihren Wert seit Jahresbeginn fast verdoppelt hat, trennen den Internetkonzern an der Börse noch knapp 10 Mrd. Dollar von der 124 Mrd. Dollar schweren Facebook.Während Jack Ma mit Alibaba dem Konkurrenten noch an die Börse folgen muss, nimmt Tencent an anderer Stelle die Fährte von Alibaba auf. Umgerechnet 1,6 Mrd. Dollar investiert der Konzern in der Sonderwirtschaftszone Quianhai in der Nähe von Hongkong, um Verbrauchen und Unternehmen auf dem bald weltgrößten Online-Marktplatz China neben Konsumgütern auch Kredite und Finanzprodukte anbieten zu können. In Quianhai gelten dafür vergleichsweise lockere Bedingungen.”Tencent folgt Jack Ma und Alibaba”, sagte Jim Antos, Analyst von Mizuho Securities in Hongkong. Tatsächlich hat der chinesische Branchenführer in den vergangenen drei Jahren bereits Mikrokredite mit einem Volumen von gut 17 Mrd. Dollar an eine halbe Million chinesischer Kleinunternehmen ausgegeben. Ein Finanzprodukt hat online 30 Millionen Chinesen überzeugt, die umgerechnet mehr als 2 Mrd. Dollar angelegt haben. Auch Baidu ist in diesem Geschäft tätig. Zalando neu als AGAn der Börse zuvorkommen könnte Alibaba vielleicht auch der Berliner Online-Händler Zalando. Dass die Gesellschaft, an der die schwedische Kinnevik 36 % hält, ihre Rechtsform jetzt von einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in eine Aktiengesellschaft (AG) wandelt, schafft jedenfalls die Voraussetzungen dafür.