Als Schnellboot unter den großen Top-Kanzleien
Von Sabine Wadewitz, FrankfurtAm 1. Oktober fiel der Startschuss für das neue Büro von Greenberg Traurig in Berlin. Es ist der 38. Standort der nach Zahl der Anwälte drittgrößten US-Kanzlei und deren Markteintritt in Deutschland. Die 55 Anwälte, davon 14 Partner, sollen die Transaktionspraxis mit Schwerpunkt Immobilien und Technologie/Medien/Telekommunikation ausbauen, wobei ein rasantes Wachstum angestrebt wird. So soll die Zahl der Anwälte in den nächsten Jahren um ein Drittel zulegen.Keimzelle des Berliner Standorts sind ehemalige Teams von Linklaters und Freshfields Bruckhaus Deringer, die von 2007 an für die britische Kanzlei Olswang an der Spree ein deutsches Standbein aufbauten. Nachdem es in dem Verbund anfing zu knirschen, suchte das auf 120 Mitarbeiter gewachsene Berliner Olswang-Büro eine neue Heimat.Dabei habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, erklärt der deutsche Managing Partner Christian Schede. Das unternehmerische Denken und die Ausrichtung auf die Immobilienwirtschaft sowie auf Technologie und Innovationen von Greenberg Traurig biete nun das optimale Umfeld für die Wachstumsziele. Es sei die einzige der ins Auge gefassten Kanzleien, die eine globale Strategie und Präsenz verfolge und gleichzeitig auf einer integrierten Plattform den lokalen Teams hohe Eigenständigkeit einräume. “Wir bekommen keine Vorgaben aus den USA”, sagt der Transaktions- und Immobilienanwalt. Es gebe eine globales Bilanz – “alle sitzen in einem Boot”, und alle Partner weltweit sind Gesellschafter der US-Kanzlei.Die Erfolgsgeschichte der in Miami gegründeten Greenberg Traurig sei einer Kultur zu verdanken, “die Talenten bereits in jungen Jahren die Chance gibt, ihr Geschäft zu entwickeln”, erläutert Schede. Genauso tickt das Berliner Büro. Associates werden sehr früh in ihrer Laufbahn in die unternehmerische Mitverantwortung genommen und zum Beispiel am Business Development beteiligt. Die Hauptstadt mit ihrer wachsenden Start-up-Szene gewährleiste ein attraktives Umfeld für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Gleichwohl ist das Büro traditionell deutschlandweit und grenzüberschreitend tätig.Das Team in der Hauptstadt will weiterhin als “Schnellboot unter den großen Top-Kanzleien” gelten, erklärt Schede. Man biete die gleiche Qualität wie die großen Top-Sozietäten in Deutschland, sei aber “schneller, flexibler und innovativer”, wirbt der Managing Partner. Schwerpunkt ist die Beratung von Mergers & Acquisitions. Dazu gehören das klassische Corporate/M & A-Geschäft, Immobilien- und Finanzierungstransaktionen, aber auch große Technologietransaktionen. “Wir setzen auf Zukunftstechnologien und wollen uns zur führenden Transaktionskanzlei mit Branchenfokus weiterentwickeln”, so Schede.Insgesamt deckt das Berliner Büro zwölf Praxisbereiche ab, wozu neben Corporate/M & A auch Intellectual Property/IT, Litigation, Finanzierung, Steuern, Kartellrecht und öffentliches Recht zählen. Man denkt nicht in Rechtsgebieten: “Jeder Lead-Partner deckt mindestens zwei Rechtsbereiche ab”, betont Schede. So könne man aus einer Hand disziplinübergreifend beraten.Der unternehmerische Ansatz drückt sich auch darin aus, dass die Anwälte ihre Branchen nicht nur von außen betrachten. Man betätige sich als Moderator für Industrieevents und bringe Investoren und Ideengeber zusammen. “Wir verstehen uns als integrierte Fortsetzung der Inhouse-Teams”, sagt Schede. Zum Beispiel hätten die Anwälte das Thema Innovation und IT mit Immobilien zusammengebracht und beraten an der Schnittstelle zum Einsatz digitaler Technologie in der Wohnungswirtschaft. Oft werde man vom Gegenüber gar nicht als Jurist wahrgenommen und erstaunt gefragt: “Ach, Sie sind der Anwalt?” Für Schede ist das “der Ritterschlag”. “Wir sind Netzwerker. Das wird man nicht, wenn man nur Paragrafen im Kopf hat”, hebt er hervor.Zu den Mandanten zählen Adressen wie Paypal, Amazon, aber auch ProSiebenSat.1, die Filmförderungsanstalt, Vodafone oder das Bundesverkehrsministerium. Der größte Anteil des Geschäfts entfällt auf die Begleitung von Transaktionen von Private-Equity-Häusern und institutionellen Investoren sowie Banken – im Immobilien- sowie Technologiesegment.