Zughersteller Alstom

Alstom gerät nach negativem Ausblick stärker unter Druck

Alstom droht nach der Senkung des Ausblicks eine Abstufung von Moody's auf Ramschniveau. An der Börse ist der Kurs des Zugherstellers in Folge einer Prognosesenkung zuletzt stark eingebrochen.

Alstom gerät nach negativem Ausblick stärker unter Druck

Alstom gerät nach negativem Ausblick stärker unter Druck

Moodys könnte den französischen Zughersteller in den nächsten zwölf Monaten auf Ramschniveau abstufen

wü Paris

Alstom ist nach einem negativen Kommentar von Moody‘s weiter unter Druck geraten. Noch stuft die Ratingagentur den französischen Zughersteller mit "Baa3" als investitionswürdig ein. Allerdings inzwischen mit negativer Perspektive, so dass Alstom in den kommenden zwölf Monaten eine Abstufung auf Ramsch-Niveau droht.

Der Hersteller der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge hatte am 4. Oktober nach Börsenschluss eine Gewinnwarnung abgegeben und die Prognose für den Cashflow gesenkt. So rechnet er inzwischen damit, dass in seinem versetzten Geschäftsjahr 2023/24 zwischen 500 Mill. und 750 Mill. Euro an Bargeld abfließen wird. Zuvor hatte Alstom noch einen signifikant positiven Cashflow in Aussicht gestellt.

Der Kurs der Alstom-Aktie war daraufhin am 5. Oktober um fast 40% eingebrochen. Nach dem Kommentar von Moody‘s fiel sie Freitag im Laufe des Tages zeitweise auf 12,67 Euro, den niedrigsten Stand seit 2005. Seinerzeit war der Hersteller der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge noch ein Industrie-Konzern mit verschiedenen Aktivitäten wie Turbinen-, Schiff und eben Zugbau, der gerade dank des Einstiegs des französischen Staates vor der Pleite gerettet worden war.

Zehn Jahre später wollte die Regierung von Präsident François Hollande dem verschuldeten Konzern erneut zu Hilfe eilen. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg machte damals den erneuten Einstieg ins Kapital zur Bedingung für den Verkauf der Energiesparte an General Electrics (GE) und sicherte sich eine Option für den Kauf der 20%, die Mischkonzern Bouygues an Alstom hielt. Allerdings verzichtete der französische Staat später darauf.

Zuletzt hatte sich der Zughersteller finanziell wieder erholt und das Vertrauen von Investoren zurückgewonnen. Der gesenkte Ausblick jetzt spiegele auch die begrenzte Erfolgsbilanz von Alstom wider, Aktivitäten und Cashflow nach der Übernahme der Transportsparte von Bombardier 2021 wieder auf Vordermann zu bringen, erklärt Moody‘s.

Die Ratingagentur geht davon aus, dass das Verhältnis von bereinigter Verschuldung zum bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im laufenden Geschäftsjahr unter der von ihr definierten Grenze für eine Investment-Grade-Note liegen wird. Deshalb rechnet sie damit, dass Alstom Maßnahmen ergreifen wird, um Bilanz und Liquidität kurzfristig zu stärken.

Der Konzern könnte gezwungen sein, inorganische Maßnahmen zu ergreifen und Aktivitäten zu verkaufen, erklärt Moody‘s. Analystin Delphine Brault von Oddo BHF denkt dabei an chinesische Gemeinschaftsunternehmen und Signaltechnologien für den Güterzugverkehr in den USA. Alstom sollte rasch einen Plan vorlegen, was das Management tun wolle, um die Bilanz zu stärken, findet sie.

Idealerweise sollte dies am 15. November geschehen, wenn der Konzern die Bilanz seines ersten Halbjahres 2023/ 24 präsentiert. Für das erste Halbjahr wird ein negativer Cashflow von 1,15 Mrd. Euro erwartet.

Analystin Brault hält den Verkauf von Aktivitäten für notwendig, genau wie operative Maßnahmen. Denkbar seien auch andere Möglichkeiten, wie der Einstieg eines langfristigen Aktionärs in Kapital, meint sie. Eine Kapitalerhöhung sei dagegen angesichts des derzeitigen Aktienkurses zumindest kurzfristig am unwahrscheinlichsten.

Größter Aktionär von Alstom ist die Caisse de Dépôt et Placement du Québec mit rund 17% des Kapitals vor der staatliche Förderbank BPI France mit 7,5%.

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