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Alter und Pflege als Geschäftsmodell

Börsen-Zeitung, 13.6.2014 Henkersfest. Stefanie Wider-Groth. Theiss Verlag, Darmstadt 2014. ISBN 978-3-8062-2878-6, 240 Seiten, 12,95 Euro. Alter und Tod sind zwei Themen, die in der heutigen Zeit oft ausgeblendet werden. Früher, als üblicherweise...

Alter und Pflege als Geschäftsmodell

Henkersfest. Stefanie Wider-Groth. Theiss Verlag, Darmstadt 2014. ISBN 978-3-8062-2878-6, 240 Seiten, 12,95 Euro.Alter und Tod sind zwei Themen, die in der heutigen Zeit oft ausgeblendet werden. Früher, als üblicherweise mehrere Generationen unter einem Dach wohnten, war das noch anders – ganz natürlich wurde mit Alter und Tod umgegangen, und es war auch ganz selbstverständlich, sich um die zu kümmern, die es selbst nicht mehr konnten.Stefanie Wider-Groth schafft es im fünften Fall um ihren sympathischen Kommissar Reiner Emmerich und dessen Team, die Frage, wie die Pflege alter Menschen hierzulande aussieht, in einen gut zu lesenden Krimi zu packen. Wie bei der Autorin üblich ist der Plot zwar in Stuttgart angesiedelt, doch mit dem Lokalkolorit wird nicht übertrieben wie in so manchem Regionalkrimi. Das sich relativ bald abzeichnende Ende verzeiht man aber angesichts der flotten Schreibweise und der gut gezeichneten Charaktere.Die Geschichte ist ebenso schnell erzählt wie gelesen: Eine Gruppe älterer Herrschaften schließt sich zu einer Wohngemeinschaft zusammen und erhält Unterstützung vom Sohn eines der Mitglieder. Doch so uneigennützig, wie dessen Hilfe scheint, ist sie nicht – hier kommt eine dubiose Unternehmensgruppe ins Spiel, die vornehmlich alleinstehenden Senioren Angst vor hiesigen Altersheimen macht und ihnen einen Platz in einer Einrichtung im Ausland anbietet, wo die Pflege billiger zu gewährleisten sei. Zweck der Übung ist, an lukrative Immobilien zu kommen. Zwei Morde und eine Liebesgeschichte später ist klar, dass es um ein knallhartes Geschäftsmodell geht, das am Ende gar nicht mehr so unvorstellbar scheint.ba