Altes Thema, neue Relevanz
Die steuerliche Förderung von Mitarbeiteraktien erhöhen und regulatorische Hemmnisse abbauen? Gähn! Das Thema hat einen Bart. Seit Jahr und Tag laufen allerlei Lobbyorganisationen durch das Land und trommeln dafür, dass Beschäftigte sich mit mehr Kapital an ihrer Arbeitsstelle beteiligen können. Klar, Deutschland hat im Vergleich beispielsweise zu Großbritannien einen Nachholbedarf. Doch die gängigen Argumente für zusätzliche Aktionäre unter dem Personal (“Engagement”) und gegen diesen Kapitaleinsatz (“Klumpenrisiko für den Arbeitnehmer”) sind dutzendfach ausgetauscht. Geändert hat sich trotzdem nichts. Also abhaken und vergessen? Nein. Denn auch altbekannte Themen können neue Relevanz erhalten, wie das Thema Mitarbeiteraktie zeigt.Der entscheidende Wendepunkt in einer volkswirtschaftlichen Betrachtung sind die niedrigen Zinsen. Dieses Umfeld scheint gerade von einer Phase in ein Zeitalter überzugehen. Sparbuch oder Tagesgeld werden also dauerhaft lediglich mickrige Erträge abwerfen. Die Politik aber kann angesichts der Herausforderungen in der Altersversorgung breiter Schichten kein Interesse daran haben, dass die Rentner verarmen oder gar die staatlichen Sicherungssysteme in Anspruch nehmen. Was also tun?Auch die Deutschen werden sich verstärkt an dem herausragenden Asset dieses Landes beteiligen müssen: dem Produktivkapital. Weil Hinz und Kunz keine Firmen kaufen können, bleibt nur die Teilhabe über Aktien. Die Jahre nach der Finanzkrise allerdings haben erneut gezeigt, dass die Risikoaversion in dieser Hinsicht der größte Feind des deutschen Kapitalanlegers ist. Die Bundesbürger greifen regelmäßig viel zu spät nach Dividendenpapieren. Mitarbeiteraktien sind eine probate Lösung für diese Probleme. Sie eröffnen eine Investmentoption in eine vertraute Anlage, ermöglichen die enge Begleitung durch Berater etwas aus den Personalabteilungen und beteiligen die Deutschen kontinuierlich am Wachstum ihrer Wirtschaft.Sicherlich: Dieser kann nur ein kleiner Baustein einer sinnvollen Altersversorgung sein. Schließlich stellt der Mittelstand den Großteil der deutschen Wirtschaft. Aber im Niedrigzins-Zeitalter muss eben jede Option genutzt werden. Nicht jede Firma kann es sich so wie Siemens leisten, alle Beschäftigten mit einem Bonusprogramm zu Aktionären zu machen – wenngleich die Münchner Lösung vorbildlich ist. Daher muss die Politik, so langweilig es auch klingt, eben doch die steuerliche Förderung erhöhen und die regulatorischen Hemmnisse abbauen.