Altice festigt US-Standbein
Der französische Kabelriese Altice baut sein Imperium mit dem zweiten Milliardenzukauf in den USA binnen sechs Monaten aus. Und der schlagkräftige Konzern hat Hunger auf mehr. Ziel ist, dass die US-Aktivitäten die Hälfte des Geschäfts ausmachen.hei Frankfurt – Ein halbes Jahr nach dem 9 Mrd. Dollar schweren Kauf von Suddenlink bringt die Kabel- und Telekom-Gruppe Altice ihren zweiten US-Deal unter Dach und Fach. Mit der Übernahme von Cablevision für insgesamt 17,7 Mrd. Dollar steigt der vom Milliardär Patrick Drahi kontrollierte Konzern zum viertgrößten Kabelnetzbetreiber in den Vereinigten Staaten auf. Die Aktionäre von Cablevision erhalten 34,90 Dollar je Anteil in bar, wodurch das Eigenkapital mit 10 Mrd. Dollar bewertet wird. Hinzu kommen 7,7 Mrd. Dollar Schulden. Dies entspricht den Angaben zufolge einem Multiple von 8,8 bezogen auf den bereinigten Operating Free Cash-flow. Inklusive erwarteter Synergien von gut 1 Mrd. Dollar ergibt sich ein Multiple von 6,1.Altice finanziert die Akquisition zum größten Teil mit Schulden sowie 900 Mill. Euro an Barmitteln und einer Eigenkapitalkomponente von 3,3 Mrd. Dollar. Cablevision werden 8,6 Mrd. Dollar an neue Schulden aufgebürdet, zusätzlich zu bestehenden Verbindlichkeiten von 5,9 Mrd. Dollar (nach Tilgung von 2,5 Mrd. Dollar) Das Eigenkapital will Altice im wesentlichen über eine Kapitalerhöhung eintreiben, die von J.P. Morgan, BNP Paribas und Barclays garantiert wird, die Altice auch in dem Deal beraten. Darüber hinaus erhielt das Unternehmen umfangreichen Rechtsbeistand von Shearman & Sterling, Covington & Burling, Mayer Brown, Ropes & Gray, De Brauw Blackstone Westbroek und Morris Nichols Arsht & Tunnell. Im Rahmen der Transaktion haben BC Partner und der kanadische Fonds CPP Investment die Möglichkeit, 30 % an Cablevision zu erwerben. BC Partners hatte bereits ihr Portfoliounternehmen Suddenlink im Mai zu 70 % an Altice verkauft. Familie stimmt dem Deal zuDie Titel von Cablevision schossen zu Handelsbeginn in New um 16 % auf 33,11 Dollar in die Höhe. Die Familie Dolan, die das Unternehmen kontrolliert, hat der Transaktion bereits zugestimmt und reduziert ihre Aktivitäten damit auf AMC Networks und Madison Square Garden. Altice-Aktien haussierten in Amsterdam in einer ersten Reaktion der Anleger um bis 11,3 %, gaben jedoch später den Großteil der Gewinne ab.Durch die Akquisition von Cablevision weitet Altice ihre US-Präsenz primär in der Metropolregion New York mit rund 20 Millionen Einwohnern (New York City, Connecticut und New Jersey) aus und gewinnt damit eine durchweg hochwertige Kundenbasis. 65 % der 3,1 Millionen Kunden von Cablevision beziehen ein Bündelprodukt aus TV, Internet und Telefonie.Der US-Kabelnetzbetreiber hat in den vergangenen zwölf Monaten per Ende Juni 6,53 Mrd. Dollar umgesetzt und daraus einen bereinigten Operativen Free Cash-flow von 1,86 Mrd. Dollar gezogen, wie mitgeteilt wird. Der Großteil der Erlöse kommt aus dem Kabelgeschäft sowie der Service-Sparte Lightpath, die ebenso Teil der Transaktion ist wie zwei News-Kanäle.Altice-CEO Dexter Goei unterstrich die Ambitionen von Altice, die ihre globales Imperium im Rekordtempo ausbaut, indem er den Kauf von Cablevision als “nächsten Schritt” in “einem der größten und am schnellsten wachsenden Kommunikationsmärkten der Welt” bezeichnete. Ziel sei für Altice, dass die US-Aktivitäten rund die Hälfte des Geschäfts ausmachen, so Dexter weiter. Der scharfe Wettbewerb von Videostreaming-Anbietern wie Netflix und Amazon Prime, der die Produktpreise der US-Kabelnetzbetreiber unter Druck setzt und die Branche mit drohenden Erlöseinbußen konfrontiert, bereitet dem Manager offenbar keine Sorgen. Die Angebote der Newcomer haben indes den Anstoß für die rollende Fusionswelle unter den US-Kabelriesen gegeben. Nach dem Scheitern der Fusion von Time Warner Cable (TWC) und Comcast ist TWC bei Charter untergeschlüpft.—– Wertberichtigt Seite 8