Am Immobilienmarkt siegt die Provinz gegen Berlin
Von Ulli Gericke, BerlinDas gibt es auch nicht alle Tage: Der auf den boomenden Berliner Markt spezialisierte Vermieter Ado Properties musste nach Vorlage seiner Halbjahreszahlen an der Börse einen Abschlag hinnehmen, während die eher auf die Provinz fokussierte Grand City Properties zulegen konnte. Beide Unternehmen haben ihr Ergebnis maßgeblich durch Aufwertungen ihres Wohnungsbestands aufgemöbelt, während das Plus bei der in der Immobilienwirtschaft zentralen operativen Kenngröße Funds from Operations (FFO) zumindest bei Ado eher überschaubar blieb.Das größere FFO-Wachstum bei Grand City nahm das Management zum Anlass, seinen Investoren eine höhere Ausschüttung anzukündigen. Ab der nächsten Dividendenzahlung 2017 werde die Ausschüttung von 30 auf 50 % des FFO I (ohne Verkaufserlöse) erhöht, teilte das Unternehmen bei Vorlage der Halbjahreszahlen mit. Auf Jahressicht will der Vorstand ein FFO I von 159 Mill. Euro erwirtschaften.Der in Luxemburg gemeldeten, aber aus Berlin heraus operierenden Gesellschaft gehören inzwischen rund 82 000 oft vernachlässigte Wohnungen – sogenannte “Immobilien mit hohem Optimierungspotenzial”. Das erklärt den hohen Leerstand und die eher bescheidenen Mieterhöhungen von 2,3 % auf Jahressicht. Nach dem Kauf werden die neuen Wohnungen möglichst effektiv modernisiert – und postwendend aufgewertet.Grand City ist seit Jahren dabei, ihr Rating zu verbessern. Momentan bewertet Standard & Poor’s das Unternehmen mit “BBB”. Damit sich der positive Ausblick möglichst bald in eine erneute Anhebung wandelt, hat der Vorstand beschlossen, die Obergrenze bei der Verschuldung (Loan to Value, LTV) “dauerhaft” von 50 auf 45 % herabzusetzen. Die Eigenkapitalquote beziffert das Unternehmen auf 47 %.Während sich Grand City mit eher bescheidenen Mieterhöhungen zufriedengeben muss, protzt die ausschließlich in Berlin tätige Ado mit einem Mietwachstum von 5,2 % binnen Jahresfrist – im Durchschnitt. Nicht ohne Stolz wird im Zwischenbericht aufgeführt, dass in zentralen Lagen allein seit Jahresbeginn auch Mieterhöhungen von gut 10 % durchgesetzt werden konnten – ungeachtet der Mietpreisbremse, die solche brachialen Anhebungen eigentlich verhindern soll. Bei dieser Vorgehensweise schreckt Ado – anders als nahezu alle anderen Vermieter – auch nicht vor den rapide steigenden Wohnungspreisen zurück. Rapides WachstumWährend etwa die Deutsche Wohnen inzwischen von Zukäufen in ihrem Heimatmarkt absieht, zahlt Ado auch das 23-Fache der Nettokaltmiete – und begründet dies in ihrem Zwischenbericht mit dem “Aufholpotenzial” bei den Mieten von rund 22 %, womit die teuren Käufe refinanziert werden könnten. Bis heute hat der SDax-Wert allein in diesem Jahr knapp 3 000 Wohnungen in Berlin hinzugekauft, wodurch der Bestand der zu gut einem Drittel der israelischen Ado Group gehörenden Gesellschaft deutlich auf mittlerweile 18 600 (zumeist) Wohnungen gewachsen ist.