Finanzierung

Am Markt für KMU-Anleihen herrscht Flaute

Der Markt für Anleihen von kleinen und mittelgroßen Unternehmen hat viel vom einstigen Glanz eingebüßt. Für neue Emittenten scheint das Segment praktisch verschlossen, wie eine Halbjahresbilanz belegt.

Am Markt für KMU-Anleihen herrscht Flaute

Flaute am Markt für Minibonds

Berater IR.on: Durchschnittszins steigt rasant – Acht Emissionen im ersten Halbjahr

ab Düsseldorf

Der Markt für Mittelstandsanleihen sendet noch Lebenszeichen. Doch die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen samt gestiegener Zinsen und erhöhter Risikoaversion auf Investorenseite erschweren die Emission von Minibonds. Im ersten Halbjahr gab es nach Angaben von IR.on, der Beratungsgesellschaft für Investor Relations und Finanzkommunikation, acht Emissionen mit einem platzierten Volumen 283,5 Mill. Euro. Ein Jahr zuvor waren neun Transaktionen mit einem platzierten Volumen von lediglich 247,6 Mill. Euro gezählt worden.

Zu berücksichtigen ist allerdings, dass Newcomern der Markt weitgehend verschlossen bleibt. Bei sieben der acht Emissionen handelte es sich nach den Angaben um Refinanzierungs- oder Folgeplatzierungen und damit um Wiederholungstäter. Gleichwohl haben die Minibond-Emittenten ihre Zielvolumina nicht erreicht. Abgezielt hatten die Unternehmen auf 305 Mill. Euro.

Sieben der acht Transaktionen bewegten sich in einer Größenordnung von bis zu 50 Mill. Euro. Und selbst beim Bond von Mutares, der es nun auf ein ausstehendes Volumen von 150 Mill. Euro bringt, handelte es sich lediglich um eine Aufstockung um 50 Mill. Euro. Die Laufzeit der begebenen Anleihen reichte von drei bis sechs Jahre, wobei das Gros (62,5%) bei fünf Jahren lag.

Energiebranche vorn

Angesichts der gestiegenen Zinsen müssen sich Unternehmen die Emission eines Minibonds aber auch leisten können. Hatte sich der Durchschnittskupon für die Mittelstandsbonds schon von 2021 auf 2022 um 121 Basispunkte auf 6,77% erhöht, wurden im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt 8,77% fällig, ein Zuwachs um 200 Basispunkte.

Mit einer raschen Erholung am Markt für KMU-Anleihen ist angesichts dieser Zahlen nicht zu rechnen, wenngleich zur Jahresmitte nach Angaben des Beratungshauses einige Emissionen anliefen. Zumindest dürfte sich die Erwartung der von IR.on befragten Emissionshäuser nicht erfüllen, hatten diese für 2023 doch 22 Transaktionen vorhergesagt. Angesichts der anstehenden Refinanzierungen geht IR.on davon aus, dass sich die Emissionstätigkeit im zweiten Halbjahr aber zumindest auf dem Niveau des ersten Halbjahres bewegt. Voraussetzung ist, dass sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld nicht weiter verschärft.

Die meisten Emissionen kamen im ersten Halbjahr aus der Energiebranche. Jeweils eine Emission entfiel auf den Immobiliensektor, das Segment Asset Management/Beteiligungen, Reise & Freizeit sowie Industriegüter und -dienstleistungen. Allerdings gelang lediglich bei einer der Energie-Anleihen die Vollplatzierung.

Hatten in den Vorjahren noch Emissionen aus dem Immobiliensektor dominiert, zeigen sich jetzt die Schattenseiten: Der Emission einer Anleihe aus diesem Sektor standen im Zeitraum Januar bis Juni zwei Restrukturierungen von Immobilienanleihen gegenüber. Zwei weitere Sanierungspläne wurden nach dem Stichtag angekündigt. Auch der einzige Anleiheausfall im Halbjahr entfiel auf den Immobiliensektor.

In Summe zählte IR.on im ersten Semester neun Restrukturierungen, nach lediglich zwei Fällen im ersten Halbjahr 2022. Das betroffene Volumen fiel mit 196 Mill. Euro gleichwohl niedriger aus als im Vergleichszeitraum als Minibonds im Volumen von 228 Mill. Euro von Restrukturierungen betroffen waren.

Der Markt für Mittelstandsanleihen ist noch existent. Das Emissionsgeschehen beschränkt sich jedoch weitgehend auf Refinanzierungen oder Folgeemissionen. Vier der acht Emittenten im ersten Halbjahr kamen aus der Energiebranche, derweil sich Immobilienemittenten kaum noch blicken lassen.

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