Am Pelletmarkt beruhigen sich die Preise
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Der sprunghafte Anstieg der Gaskosten und wachsende Zweifel an der Verlässlichkeit der Erdgasversorgung rücken nichtfossile Heizungen in den Blick. Allen voran Wärmepumpen, aber auch Holzpellets. Im ersten Halbjahr 2022 wurden nach Angaben des Deutschen Pelletinstituts (DEPI) 32 000 Pelletheizungen verkauft – 12 % mehr als im Vorjahreszeitraum.
Besonders deutlich zeigt sich die gestiegene Beliebtheit der gepressten Holzreste in den sprunghaft gestiegenen Preisen. Diese haben eine ähnliche Rally hinter sich wie die für Erdgas. Im Verlauf des Jahres kletterten die Pelletpreise nach DEPI-Angaben im bundesweiten Schnitt von 367 Euro je Tonne bei Abnahme von 6 Tonnen im Januar auf 764 Euro im September. Im Oktober war zwar ein Rückgang auf 744 Euro zu beobachten, doch war das noch immer das Dreifache des Vorjahresmonats.
Baywa-Manager Emil Sopper bestätigt, dass sich der Markt beruhigt. Die Bestandskunden hätten ihre Bunker gefüllt. Jetzt kauften nur noch Neukunden und gewerbliche Großabnehmer wie Krankenhäuser, Gemeindeverwaltungen und Bundeswehr. „Die Nachfrage geht auf ein normales Maß zurück“, sagt Sopper im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
In der Folge gäben die Preise leicht nach. Baywa hat für November ihren Bruttopreis je Tonne auf 619 Euro gesenkt. Das seien fast 50 Euro weniger als im Oktober. In der Spitze seien es im September 699 Euro gewesen. Für die Beheizung eines Einfamilienhauses benötigt man laut Sopper 5 bis 6 Tonnen im Jahr – und Lagerraum ausreichender Größe.
Mit einem jährlichen Handelsvolumen von 750 000 Tonnen zählt sich Baywa zu den größten Anbietern in Deutschland. In Süddeutschland sei man Marktführer, sagt Sopper, der die Geschäftseinheit Holzpellets leitet. Der Mischkonzern ist nicht nur als Händler unterwegs, sondern auch in der Auftragsfertigung, die für rund 300 000 Tonnen Pellets steht. Das bundesweite Volumen verbrauchter Holzpellets bewegte sich 2021 bei 2,9 Mill. Tonnen.
„Als Folge der Energiekrise war der Markt im Sommer zeitweise überhitzt“, berichtet Sopper. Es sei zu Hamsterkäufen gekommen. Im Juli sei das Bestellaufkommen bei Baywa dreimal so hoch gewesen wie im Vorjahresmonat. Dahinter steckt nicht nur die unsichere Versorgung mit fossilen Brennstoffen, die auf den Pelletmarkt ausstrahlte, so dass Heizungsbetreiber Brennmaterial auf Vorrat kauften. Auch verteuert der drastische Anstieg der Strompreise die Produktion von Pellets, und der teure Diesel schlägt auf die Transportkosten durch.
Des Weiteren hat eine rückläufige Schnittholznachfrage zu den hohen Pelletpreisen beigetragen. Weniger Schnittholz bedeutet nämlich weniger Holzreste, der Rohstoff für Pellets. Insofern schlägt die erlahmende Baukonjunktur auf den Pelletmarkt durch. „Da Bauprojekte storniert oder zurückgestellt werden, wird weniger Bauholz benötigt. Dementsprechend fällt weniger Restholz im Sägewerk an, das aber zu hohen Preisen nachgefragt wird“, sagt DEPI-Geschäftsführer Martin Bentele.
Ersatz für alte Ölheizungen
Die weitere Preisentwicklung hängt laut Sopper vor allem von den Temperaturen ab. „Bei normalem Winter dürften die Preise das aktuelle Niveau halten, bei einem strengen Winter könnten sie wieder steigen“, sagt er. Bereits im vergangenen Jahr liefen in Deutschland nach DEPI-Angaben 338 000 Pelletkessel. Hinzu kamen 232 000 Pelletkaminöfen. Macht zusammen 570 000 Feuerungen. Im Vergleich zu 2013 hat sich der Bestand knapp verdoppelt.
Für die nächsten Jahre rechnet Sopper mit einem Zubau von 90 000 bis 100 000 Pelletfeuerungen jährlich in Deutschland. 2022 kämen vermutlich 95 000 Kessel und Öfen hinzu, 2021 seien es 86 500 gewesen.
Vor allem alte Ölheizungen werden gegen Pelletanlagen ausgetauscht. „In Deutschland gibt es knapp 5,2 Millionen Ölheizungen, 40 % davon sind älter als 30 Jahre“, verdeutlicht Sopper das Potenzial.
Regulatorische Änderungen stützen die Nachfrage ebenfalls. Faktisch steht nämlich ein sukzessiver Abschied von Öl- und Gasheizungen an, deren Installation der Gesetzgeber ab 2024 erschweren will. Ein limitierender Faktor seien aber fehlende Heizungsbauer, sagt Sopper. Zudem dürfte bei steigender Nachfrage das Restholz in Deutschland irgendwann knapp werden, so dass zusammengepresste Sägespäne verstärkt importiert werden müssten.
Bei Umweltschützern steht das Heizen mit Holz wegen der Schadstoffemissionen in der Kritik. Sie monieren vor allem die Feinstaubbelastung. Baywa hingegen betont, dass ein Heizsystem auf Holzpelletbasis drei- bis fünfmal weniger Kohlendioxid ausstoße als ein Öl- oder Gaskessel. Und Sopper betont: „Für Pellets wird kein Baum gefällt.“ Sie seien ein Nebenprodukt. In Deutschland gilt Holz als nachhaltiger und klimafreundlicher Brennstoff. Begründung: Das CO2, das beim Verbrennen freigesetzt wird, haben die Bäume zuvor während ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen.