Amazon-Börsenwert schießt über 100 Mrd. Dollar
Von Sebastian Schmid, New YorkDer weltgrößte Onlinehändler Amazon begeistert die Anleger weiter mit rasantem Wachstum, obwohl das Ergebnis mehr als zu wünschen übrig lässt. Der Anbieter der digitalen Kindle-Lesegeräte steigerte die Erlöse im ersten Quartal zwar um 34 % auf 13,2 Mrd. Dollar. Zugleich schrumpfte der Gewinn um 35 % auf 130 Mill. Dollar bzw. 28 Cent je Aktie. Allerdings haben sich die Analysten mit der geringen Profitabilität des Onlinehändlers mittlerweile offenbar arrangiert. Im Schnitt hatten sie laut Bloomberg nur einen Gewinn von 7 Cent je Aktie bei 12,9 Mrd. Dollar Umsatz prognostiziert.Entsprechend begeistert reagierten die Anleger vor dem Wochenende. Die Amazon-Aktie kletterte am Freitagvormittag zeitweise um 13,5 % auf 222,48 Dollar. Damit gelang dem Unternehmen der Sprung über die Marktkapitalisierungs-Schallmauer von 100 Mrd. Dollar. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist fast auf 184 geklettert. Damit spielt Amazon bezogen auf die Bewertung sowohl in der Einzelhandelsbranche als auch bei Online-Unternehmen in einer eigenen Liga. Zum Vergleich: Der nach Umsatz achtmal so große Einzelhandelskonzern Wal-Mart kommt bei einem Börsenwert von 200 Mrd. Dollar nur auf ein KGV von 13. Der mit einem wesentlich profitableren Geschäftsmodell operierende Internetkonzern Google kommt bei einem Börsenwert von 157 Mrd. auf ein KGV von 18,5.Konzernchef Jeff Bezos plant in naher Zukunft noch keine wesentliche Verbesserung der operativen Marge, die im ersten Quartal um 1,8 Prozentpunkte auf 1,5 % geschrumpft ist. Erst im zweiten Halbjahr, wenn die Weihnachtssaison die Erlöse antreibt, soll die Profitabilität zulegen. Im zweiten Quartal rechnet Amazon unter dem Strich derweil mit 260 Mill. Dollar Verlust bis 40 Mill. Dollar Gewinn. Der Umsatz soll dafür um 20 bis 34 % gesteigert werden.Marktbeobachter störten sich indes wenig an der gesunkenen operativen Rendite und lobten stattdessen die gestiegene Rohertragsmarge, die von 22,8 auf 24 % ausgeweitet wurde. Dies dürfte vor allem auf die gestiegene Nachfrage nach digitalen Produkten wie Musikdateien, E-Books und Kindle-Lesegeräten zurückzuführen sein, die höhere Margen als das sonstige Produktportfolio bieten. Amazon veröffentlicht – anders als Apple – weiter keine Verkaufszahlen zum Tablet-Rechner Kindle Fire, der das meistverkaufte Amazon-Produkt gewesen sein soll.