Amazon schielt aufs Mobilfunkgeschäft

Fusion von T-Mobile US und Sprint droht neues Ungemach

Amazon schielt aufs Mobilfunkgeschäft

hei Frankfurt – Nachdem die Kartellwächter beim US-Justizministerium (DOJ) ihr Plazet für den geplanten Zusammenschluss von T-Mobile US und Sprint an die Entstehung eines neuen Wettbewerbers auf nationaler Ebene geknüpft haben, sind mehrere Interessenten aus der Deckung gekommen. Neben den üblichen Verdächtigen – den Kabelriesen Comcast und Charter Communications sowie dem Satelliten-TV-Betreiber Dish, die alle schon lange versuchen, im Mobilfunk einen Fuß auf die Erde zu bekommen – ist auch Amazon in den Ring gestiegen.Der Technologiekonzern, der Wachstumsfantasie und Ertragsdynamik schon lange vom Geschäftsmodell eines margenschwachen Online-Händlers entkoppelt und auf renditestarke Internetgeschäftsfelder wie Webhosting oder Musik- und Videostreaming umgelenkt hat, ist – wenig überraschend – ebenfalls am Einstieg in Mobilfunkservices interessiert. Wie Reuters aus gut informierten Kreisen erfahren hat, will Amazon sich den von Sprint zum Verkauf gestellten Prepaid-Anbieter Boost einverleiben, mit einem passenden Wholesale-Deal, der dem Unternehmen erlauben würde, landesweit Mobilfunkdienste anzubieten.Für die globale Nummer 2 beim Videostreaming hinter Netflix hat eine eigene Mobilfunkplattform strategisch viel Charme. Zugleich kann Amazon gegebenenfalls tiefer in die Tasche greifen als Comcast und Charter Communications.T-Mobile US und Sprint dürften an einem potenziellen Bietgefecht um Boost indes nicht nur ihre Freude haben. Schon werden unter Marktbeobachtern erste Unkenrufe laut, dass die Aussicht auf einen finanziell starken und noch dazu innovativ schlagkräftigen Wettbewerber wie Amazon ein zu hoher Preis für die Fusion der beiden sein könnte. Die Sprint-Aktie, die nach positiven Signalen der Telekommunikationsbehörde FCC für den Deal um fast ein Viertel in die Höhe geschossen war, hat die Hälfte dieser Gewinne mittlerweile wieder abgegeben, T-Mobile-US-Titel büßten alle Aufschläge seither ein.Das DOJ hat ziemlich unmissverständlich klargemacht, dass die Kartellbehörden substanzielle Zugeständnisse verlangen, nicht nur lauwarme Investitionszusagen für 5G. Für die Telekom-Tochter und ihren angeschlagenen Wettbewerber wackelt die Rationale des Mergers – trotz 43 Mrd. Dollar erhoffter Synergien.