Internetriese

Amazon schwebt auf Wolke sieben

Trotz Milliardenverlust im operativen Geschäft und eines negativen Free Cashflow im Schlussquartal entpuppt sich Amazon wie so oft als Wundertüte für die Investoren. Die Cloud-Tochter AWS und die Beteiligung an Rivian sorgen dennoch für einen Gewinnsprung unterm Strich.

Amazon schwebt auf Wolke sieben

hei Frankfurt

Nach dem Desaster für die Meta-Aktie am Vortag hat Amazon die Laune der Investoren wieder deutlich gehoben. Die Aktie des Internetriesen schoss im frühen Handel an der Nasdaq um 12% in die Höhe, womit die Anleger einen Großteil der Milliarden, die Meta am Kapitalmarkt entzogen wurden, reallozierten.

Der weltgrößte E-Commerce-Konzern konnte das Nettoergebnis im Schlussquartal auf 14,3 Mrd. Dollar nahezu verdoppeln. Dies verdankt sich allerdings nicht dem Kerngeschäft mit E-Commerce oder der Streaming-Plattform Prime. Das Gros entfällt vielmehr auf einen Sonderertrag aus der Beteiligung am Elektroautobauer Rivian, der im November zu einer gigantischen Bewertung von rund 60 Mrd. Dollar an die Börse gegangen war. Daraus resultierte für Amazon ein Vorsteuergewinn von 11,8 Mrd. Dollar.

Glück beim Wetten

Einmal mehr verdankt der Konzern seine glanzvollen Zahlen einer mehr oder minder riskanten Wette. Im Zuge der Neuausrichtung der Konzernlogistik schien das Investment in ein Elektro-Start-up, das Klein-Lkw baut, als interessante Möglichkeit. Während sich diese spontan ausgezahlt hat, bleibt die finanzielle Performance der Prime-Aktivitäten intransparent. In der Mitteilung von Amazon heißt es lediglich, dass in die Sparte, die Film- und Musik-Streaming ebenso anbietet wie kostenlose und bevorzugte Lieferungen im Versandhandel, weiterhin „stark investiert“ werde. Dabei geht es insbesondere um den Aufbau des Filmrechteportfolios sowie eigene Serienproduktionen. Um die Verluste einzugrenzen, erhöht Amazon in den USA die Preise für den beliebten Service auf jährlich 139 Dollar von zuvor 119 Dollar. In Europa ist der Service deutlich billiger. Weltweit hat der Service rund 200 Millionen Abonnenten.

Der Aufwand zeigt sich auch im operativen Ergebnis, wo im vierten Quartal außerhalb der USA ein Verlust von 1,63 Mrd. Dollar anfiel. Im Heimatmarkt wurden nur 206 Mill. Dollar verloren. Dort legten auch die Umsätze um 9% zu, ebenso wie im Konzern insgesamt, wo im Berichtsquartal Einnahmen von 137,4 Mrd. Dollar zusammenkamen.

Die Schwäche des internationalen Geschäfts wurde ergebnisseitig von der Cloud-Sparte AWS aufgefangen. Deren Geschäft expandierte um 40% auf 17,7 Mrd. Dollar, das Ergebnis kletterte noch stärker, um 48% auf 5,3 Mrd. Dollar. Der weltgrößte Web-Hoster liefert sich am Markt ein Gefecht mit den Rivalen Microsoft und Google, ist beiden aber noch voraus.

Neben hohen Investitionen in Prime­ belasten indes auch Lieferengpässe, Coronaeinschränkungen und deutlich gestiegene Löhne das Kerngeschäft mit E-Commerce bei Amazon. Insbesondere bei den Personalkosten hat sich das Unternehmen nicht gescheut, einen höheren Kostenblock – vor allem in den USA – in Kauf zu nehmen, um den Service zu garantieren. Dies hat allerdings zu einem entsprechend hohen Mittelbedarf geführt. Der operative Cashflow brach gegenüber dem Vorjahresquartal um 30% auf 46,3 Mrd. Dollar ein. Der Free Cashflow war sogar mit 9,1 Mrd. Dollar negativ.

Die Kasse ist mit 36,5 Mrd. Dollar immer noch gut gefüllt, jedoch weniger prall als im Vorjahr mit 42,4 Mrd. Dollar.

Im ersten Quartal rechnet Amazon mit einem Umsatzanstieg um 3 bis 8%. Auch für das operative Ergebnis wird eine breite Spanne von 3 bis 6 Mrd. Dollar vorhergesagt.

Amazon
Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar20212020
Umsatz469822386064
 AWS6220245370
Operative Kosten444943363165
Betriebsergebnis2487922899
Konzerngewinn3336421331
Gewinn je Aktie (Dollar)65,9642,64
Operativer Cashflow4632766064
Quelle: UnternehmenBörsen-Zeitung
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