AMS entdeckt erneut Interesse an Osram
jh München – Nach nur einer Woche gibt es die nächste Kehrtwende von AMS: Der österreichische Halbleiterkonzern signalisiert wieder Interesse an einer Übernahme von Osram. Ob das Unternehmen nun doch ernsthaft mit den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle um den Münchner Lichttechnikkonzern konkurriert, bleibt jedoch offen.”Wir haben heute entschieden, eine mögliche Transaktion mit Osram Licht weiter zu prüfen”, sagte Alexander Everke, der Vorstandsvorsitzende von AMS, in einer Telefonkonferenz am Dienstag. AMS sei kürzlich von möglichen Finanzpartnern angesprochen worden. Der Austausch mit diesen habe die Auffassung des Unternehmens bestätigt, “dass AMS eine umsichtig strukturierte Finanzierungszusage für eine derartige potenzielle Transaktion arrangieren kann”.Vorige Woche hatte das Unternehmen mit Sitz in der Steiermark mitgeteilt, “nach Evaluierung der jüngsten Entwicklungen keine ausreichende Basis” zu sehen, um die Gespräche mit Osram fortzuführen (vgl. BZ vom 17. Juli). Nur sechs Stunden zuvor hatte Osram bekannt gegeben, von AMS eine unverbindliche, vorläufige Interessenbekundung erhalten zu haben. Der Vorstand des Münchner Unternehmens hatte allerdings nicht seine Zweifel verhehlt, dass AMS die Finanzierung einer Übernahme im Volumen von bis zu 3,7 Mrd. Euro überhaupt stemmen könnte. Einen Preis von 38,50 Euro je Aktie wiederholte AMS nun nicht.Die Aktionäre von Osram können seit diesem Montag ihre Aktien Bain Capital und Carlyle für jeweils 35 Euro andienen. Die Frist für das freiwillige Übernahmeangebot läuft bis zum 5. September, kann sich aber verlängern, wenn die Konditionen für die Offerte verändert werden – etwa die auf 70 % festgelegte Mindestannahmequote.Am Dienstag stieg der Aktienkurs von Osram um 3,4 % auf 34,05 Euro. Die in der Schweiz notierten Anteile von AMS gewannen 8 % an Wert auf 48,18 sfr. Die auf Sensorik spezialisierte Halbleiterfirma steigerte laut den gestern veröffentlichten Zahlen den Umsatz im ersten Halbjahr 2019 um mehr als ein Fünftel auf 801 Mill. Dollar. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist mit 50 Mill. Dollar positiv nach einem Verlust von 46 Mill. Dollar im Vorjahr. Fünf BedingungenAuf Fragen zu Osram reagierte der Vorstand von AMS einsilbig. Zunächst werde man sich eine Meinung bilden. Finanzvorstand Michael Wachsler-Markowitsch sagte, wenn fünf Kriterien erfüllt seien, werde das Thema Osram weiter verfolgt. “Dann haben wir Interesse.” Everke zählte die Bedingungen für eine Übernahme auf: strategisch überzeugend, wertsteigernd, mit einer positiven Wirkung auf das Ergebnis, “im Rahmen einer nachhaltigen Kapitalstruktur” und passend zum Finanzmodell von AMS.Für eine große Transaktion wie Osram würde AMS einen höheren Verschuldungsgrad akzeptieren, berichtete Wachsler-Markowitsch und fügte hinzu: “Aber nur für eine kurze Zeit.” Die Quote müsse unter dem im vergangenen Jahr erreichten Höchststand liegen. Ende 2018 betrug das Verhältnis der Nettoverschuldung (1,2 Mrd. Euro) zum operativen Ergebnis (Ebitda) 5,3. AMS will den Wert bis Ende dieses Jahres deutlich verringern, auf dann weniger als 2. – Personen Seite 12