AMS nimmt Osram bald von der Börse
jh München
Acht Jahre nach der Erstnotiz wird die Börsennotierung von Osram bald enden. AMS, der österreichische Großaktionär, kündigte an, den anderen Anteilseignern 52,30 Euro je Aktie zu bieten. Das ist der gesetzliche Mindestpreis für das geplante Delisting. Dieser liegt nur 1% über dem Durchschnittskurs in den vergangenen sechs Monaten. Der Aktienkurs von Osram stieg am Dienstag um 1,4% auf 52,70 Euro. Offenbar spekulieren manche Investoren auf mehr. Nach Ansicht von Independent Research besteht Hoffnung auf ein höheres Angebot im Rahmen einer späteren Zwangsabfindung. Sicher sei dies aber nicht.
Der Rückzug von der Börse sei der logische nächste Schritt für die Integration von Osram, sagte Alexander Everke, der Vorstandschef von AMS, in einer Telefonkonferenz. Seit März ist der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen beiden Unternehmen wirksam. Das Angebot für das Delisting gelte voraussichtlich vom 21. Mai bis zum 18. Juni, kündigte AMS an. Die Börsennotierung von Osram werde unabhängig von der Annahmequote beendet. Finanzvorstand Ingo Bank berichtete, für das maximal 1,4 Mrd. Euro teure Angebot benötige AMS keine zusätzliche Finanzierung.
Everke und Bank beteuerten, die Integration von Osram sei auf einem guten Weg. Einschließlich der von Osram schon erzielten Kostensenkungen von 50 Mill. Euro erwartet der Vorstand nun Synergien von 350 Mill. Euro in drei Jahren. Bisher wurden 300 Mill. Euro genannt.
Marktanteil verloren
Nur vage äußerte sich das Management zu den Brancheninformationen, dass AMS künftig Apple nicht mehr mit Sensoren für die 3-D-Gesichtserkennung von iPhones beliefern darf (vgl. BZ vom 20. April). Ohne den größten Kunden des Unternehmens zu nennen, hieß es nur, der erwartete geringere Marktanteil im Consumer-Markt habe einen Nettoeffekt von weniger als 5% des derzeit für dieses Jahr erwarteten Umsatzes der Gruppe. Analysten von Credit Suisse schätzen, dass der Umsatz von AMS mit Apple von 850 Mill. Euro oder 45% des Konzernerlöses (ohne Osram) im vergangenen Jahr auf 250 Mill. Euro im nächsten Jahr sinken wird.
Everke sagte dazu, es sei zu früh, um über Effekte in den nächsten Jahren zu spekulieren. Die Technologie von AMS sei aber nach wie vor wettbewerbsfähig. Bank kündigte an, AMS werde auf den Verlust von Marktanteilen mit robusten Kostensenkungen reagieren, um die Auswirkungen auf das Ergebnis abzuschwächen. Credit Suisse rechnet wegen des verlorenen Auftrags von Apple mit einer Belastung von 350 Mill. Euro für das Ebit von AMS.
Ansonsten läuft das Geschäft gut, wie Everke berichtete. Das Unternehmen produziere an der Kapazitätsgrenze. Stark sei vor allem die Nachfrage im Automobilgeschäft. Osram ist in diesem Segment Weltmarktführer. Schwierigkeiten bereiten aber auch AMS Engpässe in der Versorgung mit Halbleitern. Derzeit könnten nicht alle Umsätze realisiert werden, die möglich wären, sagte Finanzvorstand Bank.
Wertberichtigt Seite 6
AMS | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 20201 |
Umsatz | 1549 | 549 |
Bruttomarge (%) | 32 | 37 |
F&E-Ausgaben | 187 | 72 |
Ebit | 81 | 65 |
Nettoergebnis2 | 0 | −17 |
Ergebnis je Aktie (Dollar) | 0,03 | −0,22 |
Operativer Cash-flow | 249 | 257 |
Liquide Mittel | 1929 | 906 |
Nettoverschuldung | 2023 | 2062 |
1) ohne Osram; 2) fortgeführtes Geschäft Börsen-Zeitung |