AMS Osram will schlechte Bonität loswerden
AMS Osram will schlechte Bonität loswerden
Erhöhung des Kapitals um 800 Mill. Euro und Anleihen geplant – Finanzvorstand Irle: Wir lösen das jetzt einmal und dann ist Schluss
jh München
Der neue Vorstand will AMS Osram auf eine solide Finanzbasis stellen. Er strebt eine höhere Eigenkapitalquote und eine niedrigere Verschuldung an. "Mittelfristig soll unsere Bonität wieder einen Investment Grade erreichen", sagte der Vorstandsvorsitzende Aldo Kamper. Der frühere Osram-Manager und ehemalige Vorstandschef von Leoni leitet seit April den Hersteller von Halbleitern und Sensoren mit Sitz in Premstätten in Österreich.
Aldo Kamper, Vorstandsvorsitzender AMS OsramMittelfristig soll unsere Bonität wieder einen Investment Grade erreichen.
Finanzvorstand Rainer Irle betonte die Bedeutung einer besseren Bonität im Zusammenhang mit den gestiegenen Zinsen. "Bis 2025 müssen wir mehr als 2 Mrd. Euro neu finanzieren", sagte er und bezeichnete dies im Gespräch mit der Börsen-Zeitung als Damoklesschwert. Irle ist seit Juli Finanzchef von AMS Osram und kam vom Münchner Waferhersteller Siltronic. Grund für die hohe Verschuldung ist die Übernahme: Das kleinere Unternehmen AMS hatte 2020 für 4,6 Mrd. Euro den Münchner Lichttechnikkonzern Osram erworben.
Aktienkurs unter Druck
Der erste Teil des Finanzierungskonzepts umfasst rund 1,9 Mrd. Euro. Darin enthalten sind etwa 800 Mill. Euro aus einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht, derselbe Betrag aus vorrangigen, unbesicherten Anleihen und rund 300 Mill. Euro aus Sale-and-lease-back-Transaktionen für einen Teil der Produktionsanlagen.
Über die Kapitalerhöhung sollen die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 20. Oktober abstimmen. Die Ankündigung setzte die an der Schweizer Börse notierte Aktie am Donnerstag stark unter Druck. Der Kurs sackte zum Handelsschluss um 20,2% auf 4,14 sfr ab – der niedrigste Wert seit dem Jahr 2010.
"Diese technische Kurskorrektur kommt nicht unerwartet", sagte Irle. Die Reaktionen auf das Finanzierungspaket seien positiv. Investoren erwögen, den niedrigeren Preis für Käufe zu nutzen. In den vergangenen Wochen habe das Management viele Gespräche mit Investoren geführt und Vertrauen gespürt. "Die Botschaft war eindeutig: Bitte löst das Problem der Finanzierung ein für alle Mal", berichtete der Finanzvorstand.
Drei Punkte für Investment Grade
Irle hob hervor, die Banken HSBC, Morgan Stanley und UBS garantierten die Kapitalerhöhung vollständig. Wäre das Volumen geringer als 800 Mill. Euro, wäre die Frage nach einem zweiten Schritt aufgekommen. "Die Aussage ist ganz klar: Wir lösen das jetzt einmal und dann ist Schluss." Mit der Kapitalerhöhung steige die Eigenkapitalquote von 18% zur Mitte dieses Jahres auf etwa 30%. Die Elemente eines zweiten Teils des Finanzierungskonzepts im Umfang von rund 350 Mill. Euro lege AMS Osram im nächsten Jahr fest, kündigte Irle an. Als Optionen nennt das Unternehmen unbesicherte Anleihen und Kredite.
Um ein Investment Grade für die Bonität zu erreichen, hat der Finanzvorstand drei Größen im Blick: Für 2026 peilt AMS Osram einen Anstieg der um Sondereffekte bereinigten Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern auf 15 (erstes Halbjahr 2023: 6)% an und einen Nettoverschuldungsgrad von weniger als dem Zweifachen (2,9-Fachen) des bereinigten Ebitda. Drittens solle der freie Cashflow 2024 leicht positiv sein. "2025 werden wir einen ordentlichen Free Cashflow haben, wenn das Geschäft profitabler ist und die Investitionen auf 10% vom Umsatz zurückgehen", fügte Irle hinzu.