AMS setzt Finanzinvestor unter Zugzwang

Im Wettstreit um Osram verbessern die Österreicher mit einem smarten Vorstoß kurz vor dem Ablauf der Angebotsfrist ihre Chancen

AMS setzt Finanzinvestor unter Zugzwang

Kurz vor dem Ablauf der Angebotsfrist am Dienstag hat der Sensorik- und Chipspezialist AMS mit einem Trick seine Chancen deutlich verbessert, im Bieterwettstreit um Osram den US-Finanzinvestor Bain auszustechen. Bain kann sich mit einer geänderten Offerte mehr Zeit für eine Gegenreaktion verschaffen.sck München – Wenige Tage vor Ablauf der Angebotsfrist für Osram hat AMS mit einem trickreichen Vorstoß im Bieterwettstreit um den geschwächten Lichttechnikkonzern den US-Finanzinvestor Bain in die Defensive gebracht. Das Unternehmen aus der Steiermark teilte ad hoc mit, eine Osram-Aktie zu 41 Euro gekauft zu haben. Damit muss AMS automatisch allen übrigen Aktionären des MDax-Mitglieds diesen Kaufpreis im Rahmen des freiwilligen Übernahmeangebots zahlen. Da alle anderen Bedingungen der Offerte unverändert blieben, liefe das Angebot unverändert am 1. Oktober um Mitternacht aus, so AMS. Eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bestätigte diese Auslegung des deutschen Übernahmerechts. Demnach erhöht sich die Offerte von AMS um 2,50 Euro je Anteilschein. Bisher boten die Österreicher 38,50 Euro je Osram-Aktie. Damit wird Osram (inklusive Schulden) mit 4,5 Mrd. Euro bewertet. Das sind 300 Mill. Euro mehr als bislang.Mit diesem Trick konnte AMS eine Verlängerung der Frist um zwei Wochen auf den 15. Oktober umgehen. Diese Fristverlängerung greift dann, wenn aus Sicht der BaFin die parallel laufenden Offerten sich wesentlich verändern.Mit ihrem Vorstoß reagierte die AMS-Führung auf einen von Bain kurz zuvor angekündigten neuen Anlauf im Übernahmekampf. Am Mittwoch teilte der Finanzinvestor mit, zusammen mit einem neuen Partner, der Private-Equity-Gesellschaft Advent, eine Gegenofferte vorzubereiten (vgl. BZ vom 26. September). Das Duo nannte bisher aber keinen Preis, den sie den Osram-Aktionären zahlen will. Bisher bieten Bain und der US-Finanzinvestor Carlyle 35 Euro je Osram-Papier. Bain könnte nur noch gegenhalten, wenn diese Offerte wesentlich geändert würde. Dies kann über einen aufgestockten Preis und/oder über eine neue Annahmeschwelle geschehen. Dadurch würde sich die Frist automatisch um zwei Wochen verlängern. Offen ist aber, ob das Duo sich auf einen solchen Schritt noch verständigt. Carlyle soll nicht mehr bereit sein, den Preis deutlich zu erhöhen, um AMS zu überbieten. Der Druck auf Bain wächst. Osram-CEO droht NiederlageAMS hatte ihre Mindestannahmeschwelle zuvor von 70 % auf 62,5 % gesenkt. Bain und Carlyle blieben bisher bei 70 %. AMS hält nach einer Mitteilung von Freitagabend inzwischen 14,69 % als direkte Beteiligung an Osram und ist damit größter Aktionär. Aus Sicht der Anleger steigen die Chancen der Österreicher, Osram zu schlucken. Am Freitag sprang die Aktie um 6 % auf 41,02 Euro. Da Bain kaum noch Zeit hat, überzeugend zu reagieren, könnten die Osram-Anteilseigner kurz vor Fristablauf auf Nummer sicher gehen und ihre Aktien AMS andienen. Entscheidend sind also die beiden Tage kurz vor dem Ende der Annahmefrist. Ein Sprecher von Bain wollte den Vorstoß von AMS auf Nachfrage nicht kommentieren.Sollte AMS sich durchsetzen, wäre das eine herbe Niederlage für die Osram-Führung um Vorstandschef Olaf Berlien und für die Arbeitnehmervertreter im Konzern. Die Gewerkschaften befürchten, dass die viel kleinere AMS-Gruppe Osram zerschlägt. Der Vorstand ist von der Strategie nicht überzeugt und bemängelt die Finanzierung der Übernahme. Die Österreicher finanzieren ihre Offerte mit Bankkrediten. Nach HSBC und UBS gewann der Bieter Bank of America Merrill Lynch als drittes Haus im Bankenkonsortium. Die Schulden von AMS/Osram stiegen deutlich an.