Anbang erweist chinesischen Investoren einen Bärendienst

Nach Rückzug aus Bietergefecht um Starwood stoßen Offerten aus China für Lexmark und Terex auf Skepsis - Stirnrunzeln auch in Europa

Anbang erweist chinesischen Investoren einen Bärendienst

sp Frankfurt – Die Gebote chinesischer Investoren für M & A-Ziele in den USA haben nach Angaben des Informationsdienstes Dealogic in diesem Jahr bereits Anfang April das Rekordvolumen aus dem Vorjahr deutlich übertroffen (siehe Grafik). Das bislang größte Gebot aus China für ein US-Asset gab mit gut 14 Mrd. Dollar der Versicherungskonzern Anbang für Starwood Hotels ab, zog sich dann aber überraschend aus dem Bietergefecht mit Marriott zurück. Das Manöver hat in den USA offenbar nicht nur einiges Staunen ausgelöst, sondern auch Skepsis gegenüber Milliardenofferten aus dem Reich der Mitte geschürt.Jüngstes Beispiel: Der Druckerhersteller Lexmark, der an der Börse derzeit mit rund 2,1 Mrd. Dollar bewertet wird und im Herbst Goldman Sachs mit der Suche nach einem Käufer beauftragte, hat laut Reuters ein Angebot aus China vorliegen, verlangt nach Angaben von Personen, die mit der Sache vertraut sind, vom Bieter Apex aber offenbar zunächst Garantien, das Vorhaben finanziell auch wirklich stemmen zu können.Auch der chinesische Baukonzern Zoomlion gerät im Werben um Terex offenbar in Erklärungsnöte. So fordert der US-Kranhersteller laut Reuters Insidern zufolge weitere Zusicherungen, nachdem sich beide Parteien beim Kaufpreis und bei anderen Details schon grundsätzlich geeinigt haben. Demnach geht es Terex vor allem um die Break-up Fee, die im Fall einer Absage des 4,7 Mrd. Dollar schweren Deals fällig würde.Dass Terex die Wahrscheinlichkeit für ein Scheitern offenbar steigen sieht, kann Zoomlion allerdings nicht nur dem Stunt von Anbang anlasten. Der Baukonzern hatte bereits zuvor mit Geschäftszahlen zum vergangenen Jahr Zweifel an der eigenen Solidität geweckt. Das Ergebnis von Zoomlion ist 2015 um 85 % eingebrochen, der Umsatz rutschte um ein Fünftel auf den niedrigsten Wert seit 2009 ab. Für das neue Jahr hat der Konzern wenig Hoffnung auf Besserung gemacht.Hinzu kommt, dass das Angebot für Terex unter Vorbehalt der Zustimmung der eigenen Aktionäre steht, die die Aktie nach Bekanntwerden der Offerte zunächst ordentlich abgestraft hatten. Das Angebot für Terex liegt nach der jüngsten Erhöhung fast zwei Drittel über dem Angebot von Konecranes, dem finnischen Rivalen im Bietergefecht.Ein weiteres Beispiel ist das des US-Biotechnolgiekonzerns Affymetrix. Er lehnt es ab, sich von einer Gruppe ehemaliger Manager mit Hilfestellung einer chinesischer Investment-Firma kaufen zu lassen. Die Gruppe bietet zwar mehr Geld als der US-Rivale Thermo Fisher, Affymetrix sieht die Offerte aber unter anderem mit größerem Finanzierungsrisiken verbunden.”Um in den USA bei Zukäufen erfolgreich zu sein, müssen sich chinesische Firmen amerikanischen Umgangsformen bei den Themen Transparenz und Unternehmensführung anpassen”, sagte Eric Gordon von der Ross School of Business an der Universität Michigan zu Reuters. Investmentbankern zufolge könnten auch Konzernchefs in Europa vermehrt die Motive und Finanzstärke potenzieller Firmenkäufer aus der Volksrepublik hinterfragen. In Deutschland bricht das Interesse chinesischer Investoren derzeit ebenfalls alle Rekorde.